Cobra
Verdammt, sie haben ihre Städte extra so angelegt, dass die Viecher bei Laune bleiben.«
»Das alles ergibt natürlich durchaus Sinn«, meinte Stiggur achselzuckend. »Wieso soll man im Kampf Menschenleben riskieren, wenn man Tiere hat, die die Hauptwucht eines Angriffs abfangen können?«
»Aber damit hat die Übereinkunft nicht begonnen«, sagte Telek. »Ursprünglich war es ein Schutz gegen Raubtiere, der sich dann zu einem System der persönlichen Leibwächter entwickelt hat.«
»Und jetzt können sie die Tiere für die Kriegführung einsetzen«, sagte Stiggur. »Die historische Situation betrifft uns weniger als die gegenwärtige.« Er wandte sich an Jonny. »Ist Ihnen eine Möglichkeit bekannt, die Cobra-Ausrüstung besser auf die Mojos einzustellen? Eine Veränderung der Zielerfassung, zum Beispiel?«
Jonny zuckte mit den Achseln. »Dieser Vorgang wurde für ein schnelles Erfassen der Ziele bei gleichzeitiger Minimierung zufälliger Aufschaltungen konstruiert. Wenn Sie die Prozedur einfacher und schneller machen, erhalten Sie automatisch eine höhere Zahl von Fehlschüssen.«
»Und wenn man den Nanocomputer umprogrammiert, so dass er Mojos als feindlich identifiziert?«, schlug Fairleigh vor. »Auf diese Weise würde wenigstens die nächste Generation von Cobras mit ihnen fertigwerden.«
Vartanson schnaubte. »Meinen Sie nicht, wir hätten so was bei den Cobras auf Caelian längst installiert, wenn das möglich wäre? Umrisserkennung kostet einfach zu viel Speicherkapazität.«
»Eigentlich ist das Problem viel grundsätzlicher«, meinte Jonny und schüttelte den Kopf. »Sobald sie den Cobras eine Art automatischer Zielerfassung einsetzen, die über Wiedererkennen funktioniert, nehmen Sie ihnen ihre Flexibilität und letzten Endes ihre Effektivität. Sobald die Qasamaner dahintergekommen sind, brauchen sie uns nur Vögel in großer Menge entgegenzuschleudern, und während wir hilflos mit den Mojos beschäftigt wären, könnten die Qasamaner uns nach Belieben abschießen. Automatische Spezialwaffen sind dort, wo sie gebraucht werden, gut und schön – auf Caelian werden sie recht wirkungsvoll eingesetzt -, aber bitte versuchen Sie nicht, Cobras dazu zu machen.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. »Entschuldigen Sie«, murmelte Jonny. »Ich wollte keine Vorträge halten.«
Stiggur tat die Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. »Der Einwand ist vernünftig, und Sie haben ihn verständlich dargelegt. Ich glaube, niemand will spezialisierte Cobra-Kader. Gut. Gibt es noch andere Möglichkeiten, die Effektivität der Mojos zu reduzieren?«
»Entschuldigen Sie, dass ich das Thema wechsle«, meldete sich Hemner zögernd zu Wort, »aber da sind noch immer einige allgemeine Punkte bezüglich Qasama, die mir Sorgen machen. Die historische Vorgeschichte ist, wie Sie anmerkten, Brom, nicht wichtig, trotzdem würde ich gern etwas über den Hintergrund der Kolonie erfahren. Besonders wann und wie sie entstanden ist.«
»Ich habe nicht gesagt, Geschichte sei nicht wichtig.« Stiggur tippte auf sein ComBoard ein. »Lediglich, dass – ach, was soll’s. Mal sehen. Dem Bericht der Historiker zufolge haben die ersten Qasamaner das Imperium so um das Jahr 2160 verlassen, wahrscheinlich als Siedler von Reginine mit Ziel Rajput. Der Zielvektor kommt in etwa hin, und die verschiedenen historischen Bezüge sowie die Sprache – ganz zu schweigen vom Namen
Qasama selbst – deuten alle auf eine der elementaren Subkulturen von Reginine hin.«
»Der Name Qasama?« Vartanson runzelte die Stirn.
»›Qasama‹ ist ein altes arabisches Wort, das ›trennen‹ bedeutet. Es ist über mehrere verschiedene Sprachen ins Anglische gelangt und hat sich dort zu ›Kismet‹ gewandelt, was ›Schicksal‹ oder ›Verhängnis‹ bedeutet.«
»Durch ein Verhängnis abgetrennt«, murmelte Roi. »Irgendein Linguist an Bord des ursprünglichen Schiffes hatte offenbar einen seltsamen Sinn für Humor.«
»Oder ein Gespür für ein offenkundiges Verhängnis«, sagte Telek, halb zu sich selbst. »Ich habe bei den Qasamanern nie auch nur das geringste Anzeichen für Humor bemerkt. Sie nahmen sich selbst unglaublich ernst.«
»Na schön«, meinte Hemner. »Qasama existiert also seit etwas weniger als dreihundert Jahren, und in dieser Zeit haben sich Menschen und Mojos auf symbiotische Weise miteinander verflochten. Ist das korrekt?«
»Korrekt.« Stiggur nickte. »Wenn auch ›Symbiose‹ vielleicht ein etwas zu starker
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