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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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werden durften.
    Leider hatten die meisten anderen Ratsmitglieder eine andere Meinung. »Militärische Traditionen sind immer besonders langlebig«, erklärte er Justin. »Du weißt das, ich weiß das, die Welten wissen das. Das liegt daran, dass alte, konservative Knacker wie du an der Spitze stehen und alle Fäden in der Hand halten.«
    Justin unterließ den Versuch, die Sache durch einen Scherz aufzulockern. »Aber Jin wäre eine gute Cobra, möglicherweise sogar eine sehr gute – und mit dieser Meinung stehe ich nicht allein. Ich habe sie die Standard-Auswahltests machen lassen un…«
    »Du hast was?«, schnitt Corwin ihm entsetzt das Wort ab. »Justin – verdammt nochmal, so dumm kannst du doch unmöglich sein. Diese Tests sind ausschließlich der Akademie vorbehalten.«
    »Erspar mir den Vortrag, bitte. Der Punkt ist der, sie hat ein Ergebnis im Bereich der oberen fünf Prozent aller Bewerber erzielt. Sie ist intellektuell und emotional besser gerüstet als fünfundneunzig Prozent der Leute, die wir aufgenommen haben.«

    »Alles schön und gut«, seufzte Corwin. »Es bleibt die Tatsache, dass sie eine Frau ist, und bis jetzt war noch keine Frau bei den Cobras.«
    »Bis jetzt!«
    »Gouverneur!«, unterbrach ihn Thena MiGraws Stimme aus dem InterKom. »Da kommt ein Ma…«
    Hinter Justin wurde die Tür krachend aufgestoßen und ein Wildfremder sprang ins Büro.
    »Vernichtet die Cobras!«, kreischte er.
    Corwin erstarrte. Die Überraschung klebte ihn für die berühmten entscheidenden Sekunden auf seinem Platz fest. Der Eindringling machte rasch ein paar Schritte in den Raum hinein, fuchtelte wild mit den Armen und stieß dabei fast völlig unverständliches Zeug hervor. Aus den Augenwinkeln sah Corwin, wie sich Justin aus dem Sessel rutschen ließ, in der Hocke auf dem Absatz herumwirbelte und dem Eindringling das Gesicht zuwandte. »Also gut, das reicht!«, fauchte ihn der Cobra an. Er hatte die Hände ausgestreckt, die kleinen Finger mit den implantierten Lasern nahmen den Mann ins Visier.
    Aber wenn der andere Justins Worte überhaupt gehört hatte, dann ignorierte er sie. »Die Cobras sind der Untergang der Freiheit«, kreischte er und machte einen weiteren Schritt auf Corwin zu. »Sie müssen vernichtet werden!« Mit seiner Rechten näherte er sich in weitem Bogen Corwins Gesicht, dann griff er in die Tasche seiner Uniformjacke …
    Und Justins ausgestreckte Hände spien Nadeln aus Licht mitten in die Brust des Mannes.
    Der Kerl brüllte auf – und begann zu röcheln. Seine Knie gaben nach, so dass er krachend auf den Boden schlug. Mit Mühe schüttelte Corwin seine lähmende Starre ab und stocherte auf das InterKom ein. »Thena! Sicherheitspersonal und eine Sanitätseinheit, schnell!«
    »Sind schon benachrichtigt, Gouverneur«, sagte sie mit vor Schreck bebender Stimme.

    Justin war neben den Eindringling getreten und hatte sich hingekniet. »Lebt er noch?«, erkundigte sich Corwin und hielt den Atem an, während sein Bruder dem Mann die Finger an den Hals legte.
    »Ja. Zumindest im Augenblick noch. Hast du irgendeine Ahnung, was zum Teufel das sollte?«
    »Keinen blassen Schimmer. Soll der Sicherheitsdienst versuchen, es herauszufinden.« Corwin holte tief Luft. »Was für ein Glück, dass du hier warst. Danke.«
    »Nichts zu danken. Sehen wir mal nach, was für eine Waffe er bei sich hatte …« Justin griff in die Jackentasche des Eindringlings … und ein merkwürdiger Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. »Teufel nochmal«, sagte er sehr leise.
    »Was ist?«, rief Corwin und sprang auf.
    Justin starrte den Verwundeten an, neben dem er noch immer kniete. »Er ist unbewaffnet.«

40
    Cari Moreau fläzte sich in ihrem Sessel und trug gequält die Siebzehnjährigenversion einer Märtyrermiene zur Schau. »Ach komm schon, Jin«, jammerte sie. »Nochmal?«
    Jasmine Moreau – »Jin« für ihre Familie und alle anderen, die sie überreden konnte, sie mit ihrem Kosenamen anzusprechen – betrachtete ihre jüngere Cousine mit einer Mischung aus Geduld, Zuneigung und felsenfester Unnachgiebigkeit. »Nochmal«, sagte sie entschieden. »Willst du diesen Test bestehen oder nicht?«
    Cari seufzte übertrieben dramatisch. »Also schön, na gut. Sklaventreiberin! Misk’rhe’ha solf owp’smeat, pierec’eay’kartoh «
    »Es heißt ›khartoh‹ «, unterbrach Jin sie. »Kh, nicht k. Und das ›P‹ am Anfang von ›pierec’eay’khartoh‹ ist stimmhaft.« Sie machte es vor. »Der gleiche

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