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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Geschichte nicht zusammenbrechen. Davon abgesehen würde sie jede Summe darauf wetten, dass an dem, was immer dort geschehen war, dieser andere Kerl die Schuld trug. »Hast du schon mit Gwena gesprochen?«
    Fay schüttelte den Kopf. »Zuerst wollte ich Genaueres wissen. Sie muss sich schon um genug kümmern, und ich wollte nicht, dass sie alles stehen und liegen lässt und herfliegt, obwohl es vielleicht gar nicht nötig ist.«
    »Lass sie besser selbst entscheiden, ob das nötig ist«, riet Jin ihr. »Die können ihre Disputation jederzeit auf einen anderen
Zeitpunkt verlegen, und sie wäre bestimmt ziemlich gekränkt, wenn sie von dieser Sache aus dem Netz erführe. Wo wir gerade davon sprechen, haben sie netmäßig schon etwas darüber gebracht?«
    »So schnell? Kann eigentlich nicht sein. Wie auch immer, ich wollte dir nur sagen, was passiert ist, damit du hier bist, wenn Dad nach Hause kommt.«
    »Ja, danke.« Jin nickte. »Ich mache mich gleich auf.«
    »Also gut. Bis dann.« Fays Gesicht verschwand vom Schirm.
    Neben Jin holte Cari schaudernd Luft. »Ich rufe besser Mum und Dad an«, meinte sie. »Sie werden bestimmt Bescheid wissen wollen.«
    »Das hat Thena wahrscheinlich längst erledigt«, meinte Jin, den Blick auf den leeren Bildschirm gerichtet. Irgendetwas nagte wie eine dumpfe Vorahnung ganz hinten in ihrem Kopf … Sie streckte die Hand aus, tippte eine Nummer in die Tastatur des Fons und klinkte sich in das größte öffentliche Netz von Capitalia ein. Suche / Familienname: Moreau, Justin, gab sie ein.
    »Was tust du da?«, fragte Cari. »Fay hat doch gesagt, dass noch nichts drin sein kann.«
    Jin biss die Zähne aufeinander. »Fay hat sich geirrt. Sieh mal hier.«
     
    An der Zufahrt, die zu dem gedrungenen, rechteckigen Gebäude führte, das ein paar Blocks entfernt vom Hauptgeschäftsviertel von Capitalia lag, stand kein Schild. Nicht dass ein Schild einen großen Unterschied ausgemacht hätte. Die kleine Hinweistafel neben der fensterlosen Eingangstür, die verkündete, dass es sich um das Kennet MacDonald Memorial Center handelte, hätte dem durchschnittlichen Bewohner von Capitalia nur wenig gesagt.
    Für die Cobras der Stadt bedeutete der Name wesentlich mehr. Wie auch das Gebäude selbst.
    Die Tür war verschlossen, doch Jin kannte den Code. Die schwach beleuchteten Gemeinschaftsbereiche des Centers waren weitgehend verlassen, wie sie bemerkte, als sie leise an ihnen
vorüberging. Nur wenige Cobras saßen dort zu zweit oder zu dritt zusammen. Sie wusste, der Besuch hatte stark nachgelassen, seit Priesly und seine großmäuligen Jects damit begonnen hatten, auf dem Begriff von der »Cobra-Elite«, wie sie es gern nannten, herumzuhacken. Während sie den Blick über die leeren Sessel und Tische schweifen ließ, dachte Jin plötzlich an ihre Kindheit zurück, an die Stunden, die sie hier mit ihrem Vater und den anderen Cobras verbracht hatte – jenen Männern, die die wahren Helden der Cobra-Welten waren.
    Und jetzt mieden diese Männer das Center, weil sie davor zurückschreckten, Öl in Prieslys Flammen zu gießen, indem sie hier zusammenkamen. Allein deswegen, dachte Jin voller Bitterkeit, wünschte sie den Jects, sie sollten in ihrem eigenen Schleim ersticken.
    Ihr Vater war dort, wo sie ihn vermutet hatte: unten, allein, im großen Übungsbereich, den die Cobras »Gefahrenzone« nannten.
    Ein paar Minuten lang stand sie oben auf der Zuschauergalerie und sah ihm zu. Die ferngesteuerten Zielroboter waren nicht übermäßig clever, aber sie waren schnell, und es gab viele von ihnen. Als Kind hatte Jin sogar geglaubt, ihre Niedrigenergielaser wären gefährlich, und sie konnte sich noch daran erinnern, mit welchem Entsetzen sie ihren Vater von hier oben aus beobachtet hatte, wenn er Mann gegen Mann gegen die Roboter kämpfte. In Wirklichkeit, das hatte sie schließlich Jahre später herausgefunden, konnten die Laser der Roboter bestenfalls dem Stolz eines Cobra gefährlich werden; doch selbst mit diesem Wissen reagierte ihr Körper mit erhöhtem Adrenalinausstoß, wenn sie ihrem Vater zusah.
    Zum einen war der Kampf nicht gerade fair. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt wurden mindestens vier bis sieben Zielroboter gegen Jins Vater aufgeboten, die aufs Geratewohl auf ihn feuerten, oft ohne sich sonderlich um ihr eigenes Wohl zu scheren. Man hatte die Deckung in der »Gefahrenzone« absichtlich auf ein Minimum beschränkt, so dass dem Cobra nichts anderes übrigblieb, als ständig in Bewegung zu

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