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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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gegeneinander auszuspielen. Wieder einmal eine überflüssige Gelegenheit für die drei anderen Auszubildenden, dachte Jin bitter, sie zu hassen.
    Es war kaum ihre Schuld, dass sie in diesen Spielchen besser war als die anderen. Ganz bestimmt war es nicht ihre Schuld, wenn die das nicht akzeptieren konnten.
    Ihre Unschuld daran war allerdings ein schwacher Trost, es änderte nichts an dem Kloß, der ihr im Hals saß. Sie hatte nicht erwartet, von den anderen sofort akzeptiert zu werden – dass der Vortrag ihres Onkels Corwin über Militärtraditionen nicht nur eine Strategie war, um ihr Angst einzujagen, war ihr sehr wohl klar gewesen. Aber sie hatte geglaubt, dass sich mittlerweile, elf
Tage nach Ausbildungsbeginn, ein Ende dieser Feindseligkeit abzeichnen würde.
    Aber das war nicht der Fall. O ja, die anderen waren durchaus höflich zu ihr – Layns große Ansprache am ersten Tag der Ausbildung, dass sie allein zu Fall kommen sollte, hatte ein entsprechendes Verhalten bewirkt, und sowohl er als auch die anderen gaben sich alle erdenkliche Mühe, alle offenkundigen Ressentiments zu verbergen. Aber die geflüsterten Kommentare und das Gefeixe hinter ihrem Rücken hatten nicht aufgehört, vor allem nicht in jenen stillen Augenblicken, wenn die Auszubildenden unter sich waren.
    Oder besser, wenn Jin alleine war. Die anderen drei verbrachten den größten Teil ihrer Freizeit gemeinsam.
    Das tat weh. In vielerlei Hinsicht tat es mehr weh als die Schmerzen nach ihrer Operation. In ihrer Kindheit und Jugend hatte sie immer ein wenig die Außenseiterrolle gespielt – sie war entweder zu still oder zu aggressiv gewesen für die anderen Mädchen und sogar für die meisten Jungen ihres Alters. Nur bei ihrer Familie hatte sie sich wirklich zu Hause, wirklich akzeptiert gefühlt. Bei ihrer Familie, und in geringerem Maße bei den Cobra-Freunden ihres Vaters …
    Ein schwaches Zirpen drang in ihre Grübeleien ein. Sie identifizierte es als Tarbinschrei, während ihr Kopf hin und her fuhr, um das Geräusch genau zu orten. Dort? – dort. Sie aktivierte die Zieleinrichtung ihrer optischen Sensoren, richtete sie auf das kleine schwarze Kästchen, das in einer Astgabel saß, und feuerte ihren rechten Fingerspitzenlaser ab.
    Eine Lichtnadel schoss hervor, und das Kästchen hörte unvermittelt auf zu zirpen.
    »Ein Tarbin?«, rief ihr Sun leise von der hinteren Ecke der Diamantenformation zu.
    »Ja«, rief sie über ihre Schulter.
    »Warum haben Sie ihn abgeschossen?«, fragte Layn aus der Mitte. »Tarbine sind nicht gefährlich.«
    »Nein, Sir«, sagte sie und erkannte, dass sie die richtige Entscheidung gefällt hatte und Layn nur wollte, dass sie sie den anderen
erklärte. »Aber wo es Tarbine gibt, trifft man mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf Mojos.«
    »Sowie die Stachelleoparden oder Kriszähne, die sie gewöhnlich begleiten.« Layn nickte. »Richtig. Davon abgesehen … Wer möchte?«
    »Ihr Zirpen könnte das Geräusch von etwas Gefährlicherem übertönen?«, wagte sich Todor vor, der vor Layn ging.
    »Könnte man sagen«, knurrte der Ausbilder. »Genug geredet. Seht genau hin.«
    Und eine knappe Sekunde später war die Übung urplötzlich keine Routine mehr. Genau vor ihnen teilten sich unvermittelt die Büsche und ein riesenhaftes, katzenähnliches Tier kam zum Vorschein und stand ihnen gegenüber.
    Ein Stachelleopard.
    Das ist nicht möglich, beharrte ein Teil von Jins Verstand. Der Zaun, der diesen Teil des Waldes umgab, war fünf Meter hoch, ein theoretisch unüberwindbares Hindernis selbst für einen Stachelleoparden.
    Doch dann fauchte das Tier, und alle Theorie war vergessen, als vier Fingerspitzenlaser aufblitzten und sich am Kopf des Stachelleoparden trafen.
    Natürlich wirkungslos, und im Stillen verfluchte sich Jin, weil sie zugelassen hatte, auf diese Weise durch ihren Reflex kostbare Zeit zu vergeuden. Das dezentralisierte Nervensystem des Stachelleoparden war für die Art örtlich begrenzter Schäden, die Fingerspitzenlaser hervorriefen, in seinen Funktionen nicht verletzbar. Die einzige bekannte Art, mit diesen Tieren fertigzuwerden, bestand darin, einen sauberen Treffer mit einem Antipanzerlaser zu landen.
    Sie war tatsächlich schon dabei, ihr Gewicht auf den rechten Fuß zu verlagern, als ihr eine entscheidende Tatsache bewusst wurde: Die gegenwärtigen Halsbandcomputer der Auszubildenden erlaubten es nicht, den Antipanzerlaser zu aktivieren.
    Die Fingerspitzenlaser der anderen säbelten noch immer

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