Cobra
wirkungslos an dem Stachelleoparden herum und hinterließen dort,
wo sie vorüberstrichen, schwarze Spuren im Fell. Und der Blick, der sich immer deutlicher in den Augen des Tieres abzeichnete … »Hört auf!«, fauchte Jin. »Seht ihr nicht, dass ihr ihn nur verrückt macht?«
»Was zum Teufel sollen wir deiner Meinung nach sonst tun?«, blaffte Todor zurück.
»Versucht es mit euren Zertrümmerern!«, schnitt Sun ihm das Wort ab. Einen Augenblick später überschwemmte Jin eine Welle halb hörbarer, halb spürbarer Geräusche. Wieder Zeitverschwendung, dachte Jin gestresst. Schallwaffen konnten per Ultraschall die Raubtiere aus dem Gleichgewicht bringen, aber allenfalls vorübergehend, und wie die Fingerspitzenlaser schien ihr Einsatz die Tiere nur noch wütender zu machen. Sobald dieser hier sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte …
Und dann war es ihr mit einem Schlag klar. Layn, vollständig ausgerüstet sowohl mit Antipanzerlaser und dem Nanocomputer, den man benötigte, um ihn einzusetzen, hatte noch keinen einzigen Schuss abgegeben.
Eine weitere Prüfung. Natürlich – und damit ergaben die Mosaiksteinchen ein Bild. Ein einzelner Stachelleopard, den man eingefangen und in der Umzäunung freigesetzt hatte, um ihre Reaktion zu testen: Stoben sie auseinander oder hielten sie an dem ihnen zugeteilten Auftrag fest und beschützten Layn? Zweifellos hatte der Cobra das Tier mit seinem Antipanzerlaser erfasst, bereit, sofort zu feuern, wenn die Dinge aus dem Ruder liefen.
Verdammter Mistkerl, knurrte sie ihn im Stillen an. Es war ein besonders dummer Trick – ob zielerfasst oder nicht, Stachelleoparden waren viel zu gefährlich, um mit ihnen auf diese Weise Spielchen zu treiben, besonders bei unerfahrenen Auszubildenden. Trotzdem mussten sie das Tier irgendwie außer Gefecht setzen, bevor es die Wirkung der Schallwaffen abschüttelte und angriff. Und am Ende vielleicht sogar jemanden tötete.
Und was immer sie unternehmen wollten, sie täten gut daran, es bald zu tun. Der Stachelleopard schwankte jetzt mit seinem ganzen Gewicht leicht von einer Seite auf die andere, die Stacheln
an seinen Vorderläufen begannen sich aufzustellen – ein Zeichen, dass er sich bedroht wähnte. Was ihn umso gefährlicher machte, wenn er schließlich angriff …
Ihr Blick schweifte über das Gelände und kam auf den Zyprenen und dem dicken Klebefeu zur Ruhe, der sich an vielen ihrer Äste hinaufwand … und eine Episode aus »Familienchronik« kam ihr in Erinnerung. »Sun!«, fuhr sie ihn an und sprang mit servoverstärkter Kraft in die unteren Äste eines von Klebefeu eingewickelten Baumes, der auf halbem Weg zwischen ihr und dem Stachelleoparden stand. Glücklicherweise löste die schnelle Bewegung keinen Angriff aus. »Schneid den Klebefeu an der Baumwurzel ab«, rief sie nach hinten über ihre Schulter, während sie sich mit ihren eigenen Lasern am oberen Teil der nächsten Kletterpflanze zu schaffen machte. »Reiß sie vom Baum los – aber fass das angeschnittene Ende nicht an!«
Sun kam der Aufforderung nach, und drei Sekunden später hing ein fünf Meter langes Stück Klebefeu frei in Jins Hand. Sie warf einen Blick nach unten und sah, dass der Stachelleopard sich noch immer nicht von der Stelle gerührt hatte … aber noch während sie hinsah, lehnte er sich zurück auf seine Hinterbeine. Bereit zum Sprung …
»Hariman – schneid den Efeu der Länge nach ein«, rief Sun. »Moreau? Ich hab das Ende. Bist du so weit?«
Demnach hatte er begriffen, was sie vorhatte. »Fertig«, rief sie zurück, die Zähne erwartungsvoll zusammengebissen. »Hariman?«
Seine Antwort war ein Laserstoß, der die dicke Außenhülle des Efeus spaltete, so dass das unglaublich klebrige Zeugs im Innern herausquellen konnte. »Los!«, fuhr Sun sie an, und Jin sprang.
Ihr Ziel war eine weitere Zyprene knapp jenseits der Stelle, wo der Stachelleopard sich zu seinem Sprung zusammenkauerte. Ein Sprung, der ihn bis zu Todor tragen würde, der das Raubtier immer noch hartnäckig mit seiner Schallwaffe traktierte … und indem die Zeit plötzlich langsamer zu verstreichen schien, fiel Jin zum ersten Mal auf, dass Hariman, als er hinübergegangen
war, um den Efeu auseinanderzuschneiden, sich, ohne dies zu merken, direkt in Layns Schusslinie gestellt hatte. Was bedeutete, dass entweder er oder Todor draufgehen würden, wenn das hier nicht funktionierte.
Die Äste des anvisierten Baums zerkratzten ihr beim Sprung Gesicht und Hände … und mit
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