Cobra
Jin und nickte. »Vor allem, weil er dabei wahrscheinlich seine Brücke zerstören würde.« Sie beugte sich vor und betrachtete die Schaltpulte.
Akim folgte ihrem Blick. »Was genau führen Sie eigentlich im Schilde, Jasmine Moreau?«, fragte er. »Wollen Sie dieses Raumschiff aus Mangus herausfliegen?«
Jin schnaubte. »Keine Chance. Ich habe mein Leben lang nie etwas Größeres als einen Transporter geflogen, und dies ist nicht der Augenblick zu lernen, wie man ein Raumschiff steuert.« Sie hielt inne und sah über die Schulter, als ein schwaches, knisterndes Geräusch auf der Brücke zu vernehmen war. Das Geräusch kam von der Luke … »Sie sind wieder bei Bewusstsein«, sagte sie, und ihr Magen schnürte sich zusammen, als sie sich wieder zu den Schaltpulten umdrehte. Irgendwo hier musste es doch …
Da war es. Jin holte tief Luft, beugte sich vor und berührte zögernd einen Schalter. »Was tun Sie da?«, fragte Akim voller Argwohn.
»Erinnern Sie sich noch, Miron Akim, wie überrascht wir waren, dass Obolo Nardin so schnell in Panik geriet?«, fragte sie. Der
Lautstärkeregler … hier. Das Mikrofon? … dort drüben an der Wand. »Wir haben uns gewundert, wieso sowohl er als auch die Trofts aufgeben sollten, wo doch ihre Gegner unmöglich schon auf dem Weg hierher sein konnten«, fügte sie hinzu, zerrte das Mikro aus seiner Halterung und hielt es unsicher zwischen Handfläche und Daumen.
»Ich erinnere mich«, brummte Akim. »Wollen Sie uns jetzt etwa endlich die Antwort verraten?«
»Ich hoffe es.« Sie holte tief Luft. Wenn sie sich irrte … Sie hob das Mikro an die Lippen und drückte auf den Schalter. »Hier spricht Jasmine Moreau«, sagte sie auf Anglisch. »Ich wiederhole, hier spricht Jasmine Moreau, bitte antworten Sie. Hier spricht Jas…«
Und plötzlich dröhnte eine Antwort aus dem Lautsprecher. »Hier spricht Captain Koja, Kommandant der Dewdrop . Wir können Sie empfangen, Jasmine Moreau, und wir sind bereit, runterzukommen und Sie nach Hause zu holen.«
83
Jin musste sich dreimal räuspern, bis sie endlich antworten konnte.
»Verstanden, Dewdrop «, brachte sie schließlich hervor. »Ich …« Sie hob kurz den Kopf und sah, dass Daulo sie finster anblickte. »Bitte schalten Sie Ihr Sprachprogramm für Qasama dazu.«
Am anderen Ende trat eine kurze Pause ein. »Warum?«
»Hier bei mir sind ein paar Qasamaner«, erläuterte Jin und wechselte selbst auch wieder in deren Sprache zurück. »Ich denke, sie sollten an unserem Gespräch teilhaben.«
»Mit wem sprechen Sie?«, wollte Akim wissen.
»Mit einem aventinischen Schiff«, erklärte Jin ihm. »Das gekommen ist, um mich zu retten. Captain, befinden Sie sich noch im Orbit?«
»Ja.« Das Wort war Qasaman, die künstliche Stimme gehörte zu einem Übersetzungsprogramm. »Wo stecken Sie? Warten Sie mal, der Chef der Rettungsmannschaft möchte sich in das Gespräch einschalten.«
»Jin?«, sagte eine vertraute Stimme in Qasaman mit Akzent … eine Stimme, in der eine gehörige Portion Erleichterung mitschwang. »Jin, hier spricht Dad. Geht es dir gut?«
Jin spürte, wie ihr die Kinnlade herunterfiel. »Dad! Ja, ja, es geht mir sehr gut. Du … aber …«
»Was, du hast nicht geglaubt, ich würde alles stehen und liegen lassen und kommen, um meine Tochter zurückzuholen? Du lieber Gott, Jin … hör zu, wo bist du?«
»In diesem überdachten Gelände westlich von Azras – Mangus nennen sie es hier. Aber warte mal, du kannst im Augenblick noch nicht landen.«
»Wieso nicht?«
»Du könntest in eine Abfangrakete hineinfliegen. Mit einem freundlichen Gruß von den Trofts, aus deren Schiff ich mit euch spreche.«
Wieder gab es eine längere Pause. »Wir hatten uns schon gefragt, wie du auf dieser Frequenz gelandet bist«, meinte das Übersetzungsprogramm der Dewdrop schließlich. »Was in aller Welt haben die Trofts dort verloren?«
»Im Augenblick versuchen sie, uns von ihrer Brücke zu holen, damit sie ein paar qasamanische Verbündete per Lufttransport in Sicherheit bringen können.«
» Verbündete? Soll das heißen, die Trofts und die Qasamaner haben sich miteinander verbündet?«
»Nein, nein, so schlimm ist es nicht. Die Sache ist alles andere als offiziell, es war eine Privatabmachung mit ein paar qasamanischen Schurken in einem Spiel um die Macht.«
»Einem Spiel um die Macht, dessen Gewinner noch immer nicht feststeht«, murmelte Akim.
Jin hob den Kopf und sah ihn an. »Ja, genau. Dad, das Problem ist, dass wir
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