Cobra
rollte herum, kam auf die Beine,
warf einen letzten Blick auf die Rampe hinunter und sprang durch das Loch auf den Backbordflügel des Raumschiffes.
Als sie beim Überqueren des Flügels an der Antriebsdüse vorbeikam, traf sie die aufsteigende Hitze wie eine Wand. In gebückter Haltung sprintete sie längs des Flügels weiter vorwärts. Direkt vor ihr ragte das Wartungsgebäude auf, wo sich eine vertraut aussehende Manschette aus Rubberine um die letzten paar Meter des Zwischenstücks schmiegte. Nach rechts hin verdeckte sie das Oberdeck des Fracht/Maschinenbereichs für den größten Teil von Mangus. Links …
Links von ihr war ein großer Abschnitt der Außenmauer verschwunden.
Das leuchtete natürlich ein, wenn man darüber nachdachte. Das Spanndach oben, unter dem die Trofts ihre Anwesenheit so gut verbargen, machte einen normalen Landeanflug unmöglich. Die einfachste Lösung bestand darin, eine Schiebetür in die Mauer einzulassen.
Was ihr natürlich äußerst gelegen kam. Denn das bedeutete, wenn es ihr und den anderen gelang, aus dem Schiff herauszukommen, brauchten sie nicht mehr über die zu steigen.
Sie erreichte die Rubberinemanschette, ohne dass man auf sie geschossen oder sie auch nur angerufen hätte. Dort angekommen, stellte sich ihr jedoch das nächste Problem. Zwischen Schiff und Manschette gab es keinen Zwischenraum, durch den sie hindurchkonnte. Zwar würde ihr Antipanzerlaser mit dem Rubberine kurzen Prozess machen, allerdings auf eine derart spektakuläre Weise, dass dadurch sämtliche Trofts, die sich im Gebäude befanden, auf sie aufmerksam würden. Aber ohne ihre Fingerspitzenlaser …
Sie schürzte die Lippen, kniete nieder, stellte ein Knie auf und legte den Mittelfinger ihrer rechten Hand darauf. Sie streckte den kleinen Finger, drückte sich im Geist die Daumen und presste mit dem linken Daumen auf den Nagel des Mittelfingers.
Aus irgendeinem Grund hatte sie immer gedacht, der Auslösemechanismus sei davon abhängig, dass man die Finger der entsprechenden
Hand krümmte. Das stimmte augenscheinlich nicht. Auf diese Weise war es unbequem, aber es funktionierte, und nach wenigen Sekunden hatte sie eine ausgefranste Klappe durch das Rubberine gebrannt. Einen letzten Blick hinter sich werfend, quetschte sie sich hindurch in das Gebäude.
Auf Aventine hatte sie bereits eine Wartungseinrichtung für interstellare Raumschiffe gesehen, und diese schien ähnlich konstruiert zu sein. Das Kommandomodul des Schiffes – ein Standardmodell der Trofts in flacher, helmartiger Bauweise, soweit sie es von hier aus beurteilen konnte – ragte mitten aus einem riesigen Dock hervor. Fahrbare Treppen und Rampen führten zu den Zugängen und den Luken hinauf. Gerüste und Schwenkkräne säumten die Ränder des Docks, die man jetzt allesamt wegen des bevorstehenden Starts zurückgezogen hatte.
Ein Dutzend Trofts war ebenfalls zu sehen. Sie standen entweder auf der Rampe oder liefen auf dem Boden des Docks umher. Alle hatten die Waffen gezückt, und alle waren sichtlich in Aufregung.
Und keiner von ihnen hatte sie bis jetzt bemerkt.
Jin erlaubte sich ein erbittertes Grinsen. Sie waren durcheinander, zweifellos, verwirrt und sich vollkommen darüber im Unklaren, was sie tun sollten. Aber sie sind alle bewaffnet, ermahnte sie sich. Sie sind alle bewaffnet, und es sind verdammt viele.
Die Ermahnung dämpfte die Woge adrenalingetränkter Großspurigkeit. Sie ging tiefer in die Hocke und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.
Links unterhalb von sich konnte sie das untere Ende einer der fahrbaren Treppen erkennen, die zur hinteren Backbordseite des Kommandomoduls führte. Es schien unwahrscheinlich, dass sie noch immer am Schiff lehnte, es sei denn, an ihrem oberen Ende befand sich ein offener Zugang. Zudem war unwahrscheinlich, dass man diesen unbewacht gelassen hatte.
Dennoch war es die beste Chance, die sie hatte. Und sie musste sie schnell ergreifen, bevor die Trofts draußen dahinterkamen, wohin sie verschwunden war, und die anderen alarmierten.
Wenn sie nur noch ein paar Meter weit am Zwischenstück entlanglaufen und das hintere Ende des Kommandomoduls erreichen konnte, bevor einer der Trofts den Kopf hob …
Sie hatte gerade mal zwei Meter hinter sich gebracht, als das Dock plötzlich von aufgeregten Rufen in Gebrauchssprache widerhallte.
Jin fluchte leise, richtete sich auf und sprintete los. Ein Laser zerriss die Luft vor ihr und jagte eine Woge aus Hitze und Licht über sie hinweg.
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