Cocktails fuer drei
Augen beugte sie sich vor. »Irgendwelche jungen Kavaliere …?«
»Ich kann nicht klagen«, sagte Roxanne und grinste sie verschlagen an. »Unter anderem ein Wiederholungstäter.«
»Du bist unmöglich!«, sagte Candice.
»Ganz im Gegenteil«, sagte Roxanne. »Ich bin richtig gut. Deshalb mögen sie mich. Deshalb kommen sie wieder, weil sie mehr wollen.«
»Was macht dein …?«, Candice stockte betreten.
»Was macht mein Mister Verheiratet mit Kindern?«, fragte Roxanne unbeschwert.
»Ja«, sagte Candice leicht errötend. »Macht es ihm denn nichts, wenn du …?«
»Mister Verheiratet mit Kindern darf nichts dagegen haben«, sagte Roxanne. »Mr Verheiratet mit Kindern hat schließlich seine Frau. Da ist es doch nur fair, wenn ich auch ein bisschen Spaß habe, findest du nicht?« Sie funkelte Candice an, als wollte sie weitere Fragen im Keim ersticken, und Candice kniff den Mund zusammen. Roxanne wollte nie über ihren Freund sprechen. Sie war schon mit ihm zusammen, seit Candice sie kannte, hatte sich aber stets strikt geweigert, seine Identität und irgendwelche Details über ihn preiszugeben. Candice und Maggie hatten im Scherz gemutmaßt, es müsse wohl jemand sein, der berühmt war – vielleicht sogar ein Politiker – und wohlhabend, einflussreich und sexy noch dazu. Roxanne würde sich nie im Leben einem mittelmäßigen Mann an den Hals werfen. Nicht ganz so sicher waren sie in der Frage, ob sie ihn wirklich liebte. Sie klang immer so leichtfertig, fast lieblos, was diese Affäre anging, als benutzte sie ihn und nicht er sie.
»Hör zu, es tut mir leid«, sagte Roxanne und nahm ihre Zigaretten. »Fötus hin oder her. Ich brauche eine Zigarette.«
»Ach, rauch nur«, sagte Maggie, die hinter ihr an den Tisch trat. »Das kann auch nicht mehr schaden als die Umweltverschmutzung.« Als sie sich setzte, winkte sie einer Kellnerin. »Hi. Ja, wir können jetzt bestellen.«
Zielstrebig kam das blonde Mädchen mit der grünen Weste zu ihnen herüber. Candice musterte sie aufmerksam. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor – die gewellten Haare, die Stupsnase, die grauen Augen mit den müden Schatten. Selbst die Art und Weise, wie sie ihre Haare von den Schultern strich, kam ihr bekannt vor. Wo um alles in der Welt hatte sie diese Frau schon mal gesehen?
»Stimmt was nicht?«, fragte die Kellnerin.
»Nein. Ich meine … Äh …« Candice lief rot an, schlug eilig die Cocktail-Karte wieder auf und ließ ihren Blick über die Liste schweifen, ohne eigentlich hinzusehen. In der Manhattan Bar konnte man über hundert verschiedene Cocktails bekommen. Manchmal war ihr die Auswahl fast zu groß. »Einen Mexican Swing, bitte.«
»Für mich eine Margarita«, sagte Roxanne.
»Oh, Gott, ich weiß nicht, was ich nehmen soll«, sagte Maggie. »Ich hatte heute Mittag schon Wein …«
»Eine Virgin Mary?«, schlug Candice vor.
»Bestimmt nicht.« Maggie verzog das Gesicht. »Ach, scheiß drauf. Einen Shooting Star.«
»Gute Wahl«, sagte Roxanne. »Soll sich das Kind gleich mal an den Alkohol im Blut gewöhnen. Und jetzt …« Sie griff in ihre Tasche. »Zeit für die Geschenke!«
»Für wen?«, fragte Maggie und blickte überrascht auf. »Nicht für mich. Ich habe heute schon Berge von Geschenken bekommen. Viel zu viele. Und außerdem etwa fünftausend Mothercare-Gutscheine …«
»Mothercare-Gutscheine?«, sagte Roxanne verächtlich. »Das ist doch kein Geschenk!« Sie holte eine kleine, türkisblaue Schachtel hervor und legte sie auf den Tisch. »Das hier ist ein richtiges Geschenk.«
»Tiffany?«, fragte Maggie ungläubig. »Ehrlich? Tiffany?« Ungeschickt öffnete sie mit ihren geschwollenen Händen die Schachtel und holte etwas Silbernes aus dem kleinen Beutel. »Ich fass es nicht! Eine Rassel!« Sie schüttelte sie, und alle grinsten mit kindlicher Begeisterung.
»Lass mich mal probieren!«, sagte Candice.
»Es wird das mondänste Baby weit und breit sein«, sagte Roxanne mit zufriedener Miene. »Wenn es ein Junge wird, besorg ich ihm noch die passenden Manschettenknöpfe.«
»Die ist wundervoll …«, sagte Candice und starrte die Rassel bewundernd an. »Daneben wirkt mein Geschenk eher … na ja, egal.« Sie legte die Rassel weg und fing an, in ihrer Tasche herumzuwühlen. »Ich habe es hier irgendwo …«
»Candice Brewin!«, sagte Roxanne vorwurfsvoll. »Was hast du da in deiner Tasche?«
»Wie?«, fragte Candice und blickt schuldbewusst auf.
»Noch mehr Geschirrtücher! Und einen Schwamm.« Roxanne
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