Cocktails fuer drei
Haustür her. »Kommt sofort hier rein! Ich muss euch doch noch die Liste mit euren Pflichten geben.«
»Wir haben Pflichten?«, sagte Roxanne zu Candice, als sie gemeinsam über den Kies liefen. »Ich dachte, wir sind nur für das silberne Taufbesteck zuständig.«
»Und für die Geburtstage«, sagte Candice.
»Und für das Schwenken des Zauberstabes«, sagte Roxanne. »Lucia Drakeford, du wirst zu diesem Ball gehen. Und hier hast du ein Paar Prada-Schuhe, in denen du dorthin gehen kannst.«
Hinter den dicken Mauern der Kirche war es eiskalt, trotz der Hitze draußen, und Lucia schrie aus voller Kehle, als das kühle Nass ihre Haut berührte. Nach der Zeremonie posierten Candice, Roxanne und Lucias Patenonkel, ein alter Studienfreund von Giles, auf dem Kirchhof gemeinsam für Fotos und hielten die Kleine abwechselnd auf dem Arm.
»Meine Nerven liegen blank«, raunte Roxanne Candice zu, während sie dabei lächelte. »Was ist, wenn einer von uns sie fallen lässt?«
»Du wirst sie schon nicht fallen lassen!«, sagte Candice. »Außerdem, du weißt doch: Babys springen wie Flummis.«
»So sagt man«, sagte Roxanne besorgt. »Aber was ist, wenn sie vergessen haben, dieses hier mit Gummi auszustopfen?« Sie sah Lucia ins Gesicht und streichelte sanft ihre Wange. »Vergiss mich nicht«, flüsterte sie so leise, dass nicht mal Candice sie hören könnte. »Vergiss mich nicht, Kleine.«
»Okay, das sind jetzt genug Fotos«, rief Maggie schließlich den Gästen zu. »Zu Hause gibt es Champagner und ein paar Häppchen.«
»Na, dann mal los!«, sagte Roxanne. »Worauf warten wir noch?«
In The Pines war draußen auf dem Rasen ein langer Tisch voller Leckereien aufgestellt worden. Ein paar alte Damen aus dem Dorf schenkten Champagner aus und boten Schnittchen an, und eine Mozart-Ouvertüre tönte aus zwei Lautsprechern in den Bäumen. Roxanne und Candice nahmen ihre Drinks, dann setzten sie sich ein wenig vom größten Trubel ab.
»Köstlich!«, sagte Candice und nahm einen Schluck Champagner. Sie schloss die Augen und ließ sich die warme Sommersonne ins Gesicht scheinen, und ihr war, als müsste sie vor Glück platzen. »Ist es nicht hübsch? Ist es nicht einfach … perfekt?«
»Fast perfekt«, sagte Roxanne und grinste geheimnisvoll. »Es gibt da nur noch eine kleine Sache, die wir machen müssen.« Sie rief laut: »Maggie! Bring deine Tochter mal hier rüber!«
Verwundert sah Candice, wie sie in ihre schicke kleine Tasche griff, ein Fläschchen Brandy hervorzauberte und in ihr Champagnerglas goss. Dann zauberte sie noch ein Stück Zucker hervor und warf auch das hinein.
»Champagner-Cocktail«, sagte sie und nahm einen Schluck. »Perfekt.«
»Was ist denn?« Maggie gesellte sich zu ihnen, mit Lucia im Arm, die Wangen ganz rot vor Freude. »Ist es nicht super gelaufen? War Lucia nicht toll?«
»Es war wunderschön«, sagte Candice und drückte ihre Schulter. »Und Lucia war ein Engel.«
»Aber noch ist es nicht ganz vorbei«, sagte Roxanne. »Eine letzte, entscheidende Zeremonie steht noch aus.« Ihre Stimme wurde etwas sanfter. »Komm her, Lucia.«
Unter den erstaunten Blicken der anderen tauchte Roxanne ihren Finger in den Champagner-Cocktail und benetzte Lucias Stirn.
»Willkommen im Cocktail-Club«, sagte sie.
Eine Weile herrschte andächtige Stille. Maggie blickte in das kleine Gesicht ihrer Tochter, dann sah sie die anderen an. Sie kniff ein paarmal die Augen zusammen, dann nickte sie. Schweigend wandten sich die drei um und schlenderten über den Rasen zurück zur Party.
Sophie Kinsella
ist Schriftstellerin und ehemalige Wirtschaftsjournalistin. Ihre Schnäppchenjägerin-Romane um die liebenswerte Chaotin Rebecca Bloomwood, von denen mittlerweile sechs vorliegen, werden von einem Millionenpublikum verschlungen. Die Bestsellerlisten eroberte Sophie Kinsella aber auch mit Romanen wie »Sag’s nicht weiter, Liebling«, »Göttin in Gummistiefeln«, »Kennen wir uns nicht?« oder »Die Heiratsschwindlerin« im Sturm.
Die Autorin lebt mit ihrer Familie in London.
Mehr Informationen zu Sophie Kinsella und zu ihren Romanen unter www.sophie-kinsella.de
Die Romane mit Schnäppchenjägerin Rebecca Bloomwood in chronologischer Reihenfolge:
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