Cocktails fuer drei
zog den Stein des Anstoßes aus der Tasche und hielt ihn hoch. Es waren zwei blaue Tücher und ein gelber Schwamm, in Plastikfolie, mit der Aufschrift Young People’s Cooperative . »Wie viel hast du für die Dinger bezahlt?«, wollte Roxanne wissen.
»Nicht viel«, sagte Candice sofort. »Fast nichts. Ungefähr … fünf Pfund.«
»Also zehn«, sagte Maggie und warf Roxanne einen ungeduldigen Blick zu. »Was sollen wir bloß mit ihr machen? Candice, du hast mittlerweile doch bestimmt schon deren gesamten Vorrat aufgekauft!«
»Na ja, die kann man doch immer brauchen, oder? Geschirrtücher?«, sagte Candice und wurde rot. »Und ich kann einfach so schlecht Nein sagen.«
»Genau«, sagte Maggie. »Du tust es nicht, weil du es für eine gute Sache hältst. Du tust es, weil du dich sonst ganz mies fühlen würdest.«
»Ist das nicht dasselbe?«, erwiderte Candice.
»Nein«, sagte Maggie. »Das eine ist positiv, und das andere ist negativ. Oder … was weiß ich.« Sie verzog das Gesicht. »Oh Gott, ich bin schon ganz durcheinander. Ich brauche dringend einen Cocktail.«
»Ist doch egal«, sagte Roxanne. »Entscheidend ist nur: keine Geschirrtücher mehr!«
»Okay, okay«, sagte Candice und stopfte die Päckchen wieder in ihre Tasche. »Keine Geschirrtücher mehr. Und hier ist mein Geschenk!« Sie holte einen Umschlag hervor und reichte ihn Maggie. »Du kannst es machen, wann du willst.«
Alle schwiegen, während Maggie den Umschlag öffnete und eine rosarote Karte hervorholte.
»Eine Aromatherapie-Massage«, las sie ungläubig vor. »Du schenkst mir eine Massage.«
»Ich dachte, so was könnte dir gefallen«, sagte Candice. »Bevor du das Baby bekommst oder danach … Die kommen zu dir nach Hause, du musst nicht mal vor die Tür …« Maggie blickte auf, und ihre Augen glänzten ein wenig.
»Das ist das einzige Geschenk, das ich bekommen habe. Ich – nicht das Baby.« Sie beugte sich über den Tisch und schloss Candice in die Arme. »Danke, meine Süße.«
»Du wirst uns wirklich fehlen«, sagte Candice. »Bleib nicht zu lange weg.«
»Na, ihr müsst mich besuchen kommen!«, sagte Maggie. »Und das Baby.«
»Auf deinem Landgut«, sagte Roxanne sarkastisch. »Dem Palast der Mrs Drakeford.« Sie grinste Candice an, die sich ihr Lachen verkneifen musste.
Als Maggie vor einem Jahr verkündet hatte, sie würde mit ihrem Mann Giles ein Cottage auf dem Land beziehen, hatte Candice sich ein schrulliges Häuschen mit schiefen Fenstern und einem ummauerten Garten vorgestellt, irgendwo mitten in einem Dorf.
Die Wahrheit sah ganz anders aus. Wie sich herausstellte, lag Maggies neues Haus – The Pines – am Ende einer langen, von Bäumen gesäumten Auffahrt. Es hatte acht Schlafzimmer, einen Billardsalon und einen Swimmingpool. Denn – was keiner ahnte – Maggie hatte heimlich einen Millionär geheiratet.
»Das hast du uns nie erzählt!«, hatte Candice vorwurfsvoll gesagt, als sie in der riesigen Küche saßen und Tee tranken. »Du hast uns nie erzählt, dass ihr im Geld schwimmt!«
»Wir schwimmen nicht darin!«, hatte Maggie sich verteidigt und ihren Emma-Bridgewater-Becher umklammert. »Es ist nur … auf dem Land sieht alles irgendwie größer aus.« Diese Bemerkung sollte sie nie mehr vergessen.
»Auf dem Land …«, setzte Roxanne gerade an, schnaubend vor Lachen. »Sieht alles irgendwie größer aus …«
»Ach, lass mich doch in Ruhe«, sagte Maggie gutmütig. »Guck mal, da kommen unsere Cocktails.«
Die blonde Kellnerin kam auf sie zu, trug ihr Silbertablett mit der flachen Hand. Drei Gläser balancierten darauf. Ein Margarita-Glas mit Salzrand, ein Highball-Glas, verziert mit einer aufgeschnittenen Limettenscheibe, und eine Champagnerflöte, die mit einer Erdbeere geschmückt war.
»Sehr stilvoll«, murmelte Roxanne. »Keine Kirsche weit und breit.«
Die junge Frau stellte die Gläser geschickt auf Papieruntersetzer, fügte ein Silberschälchen mit gesalzenen Mandeln hinzu und legte die Rechnung diskret – versteckt in einem grünen Ledermäppchen – an den Rand des Tisches. Als sie sich aufrichtete, sah Candice ihr noch einmal ins Gesicht und versuchte, sich zu erinnern. Irgendwoher kannte sie diese Frau. Da war sie ganz sicher. Aber woher?
»Vielen Dank«, sagte Maggie.
»Gern geschehen«, sagte die Kellnerin und lächelte, und als sie das tat, wusste Candice augenblicklich, wer sie war.
»Heather Trelawney«, stieß sie hervor, ehe sie es verhindern konnte. Und dann, als sich die
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