Cocktails und heiße Kuesse
Wahrscheinlich hatte er zu viel getrunken, als dass er sich überhaupt noch an sein Versprechen erinnerte. Sie zur Hochzeit zu begleiten, war eben doch nicht ernst gemeint gewesen.
Bella zog die Knie an die Brust. Es war offensichtlich – er konnte es kaum erwarteten, von ihr wegzukommen. Schweigend fand er sein Shirt und zog es über den Kopf. In seinen Gedanken hatte er den Bungalow längst verlassen.
„Gib mir deine Telefonnummer.“
Als würde er jemals anrufen!
„Bella!“ Seine Stimme klang schneidend. „Deine Telefonnummer.“
Sie nannte die Ziffern.
Er nickte, immer noch Tasten drückend. „Ich melde mich.“
Es gelang ihm, seinem Tonfall eine gewisse Aufrichtigkeit zu verleihen. Dabei wusste sie ganz genau, dass er log.
Dreizehn Stunden später beobachtete Bella, wie Vita und Hamish in ihren kitschigen Flip-Flops – sie hinterließen einen „Frisch verheiratet“-Abdruck im Sand – den Strand entlangschlenderten. Sie wünschte inständig, sie hätte einen Kater. Dann könnte sie die ganze unglückselige Episode auf den Alkohol schieben. Sagen, sie wäre völlig betrunken gewesen, und alles mit dem Schulterzucken eines naiven Mädchens abtun.
Doch die Schmerzen, die sie quälten, waren nicht in ihrem Kopf, sondern tief in ihrer Brust. Immer wieder versuchte sie sich einzureden, dass es gar nicht so schlimm war. Tatsache war, sie hatte noch nie zuvor einen One-Night-Stand gehabt. Stattdessen konnte sie auf ein paar Beziehungen zurückblicken, die nicht lange gehalten hatten. Na schön, alle ihre drei Exfreunde fielen in diese Kategorie. Aber nie hatte sie ein Techtelmechtel gehabt, das weniger als zehn Stunden dauerte. Und dieses Mal hatte es auch noch ihre gesamte Familie mitbekommen – die sie ohnehin für einen hoffnungslosen Fall hielt. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Zu allem Überfluss sandte Celia, die nicht für eine Sekunde Rex’ Arm losließ, bei jeder Gelegenheit triumphierende Blicke in ihre Richtung. Gott sei Dank war wenigstens er erst heute Morgen angekommen und hatte ihren Auftritt gestern Abend versäumt.
Trotzdem dachte jetzt jeder, sie konnte keinen Mann länger für sich interessieren. Nicht den fabelhaft situierten Banker Rex und nicht den lässigen Sexgott Owen.
Den glücklichen Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Schwester zu sehen machte die Sache auch nicht leichter. Vielleicht hatte Owen recht, und sie war eifersüchtig. Aber wer wollte nicht gerne so geliebt werden? Und Vita schien einfach alles zu haben. Sie war diejenige, die den Familientraditionen treu blieb und denselben Beruf ergriff wie Bellas vier ältere Brüder. Vita war es, die alles so machte, wie die Familie es wollte. Dabei hatte sie durchaus hart für ihren Abschluss gearbeitet. Und sie war nett und freundlich. Sie hatte es verdient, glücklich zu sein.
Aber Bella arbeitete auch hart. Verdammt hart. Verdiente sie es denn nicht, glücklich zu sein? Verdiente sie nicht auch ein bisschen Respekt?
Gut, sie war eifersüchtig. Wie schön wäre es, wenn jemand sie so ansah wie Hamish Vita. Eine Karriere und einen Partner zu haben. Doch sie hatte schlicht nicht den Job, von dem sie träumte, und sie schaffte es nicht mal, dass ihr One-Night-Stand die ganze Nacht über bei ihr blieb.
Als ob Owen wirklich an einem Samstag um drei Uhr morgens zur Arbeit gerufen wurde! Wahrscheinlich hatte er sein verdammtes Handy vorher programmiert und dann nur von diesem angeblichen Kunden in New York erzählt, um glaubwürdig zu klingen. Bestimmt war das seine Standardmethode – so umging er unangenehme Szenen am Morgen danach.
Und der Morgen danach war für Bella äußerst unangenehm verlaufen. Und das lag nicht nur an den fragenden Blicken der jüngeren Familienmitglieder, die sie ja gestern im Restaurant gesehen hatten. Nein, sie musste darüber hinaus zur Rezeption gehen und fragen, in welchem Zimmer „Owen“ wohnte – nur um die Antwort zu bekommen, ein Owen habe überhaupt nicht im Hotel eingecheckt. Bei der Frage nach ihrer Rechnung an der Bar erlebte sie die nächste Überraschung. Alles, so sagte man ihr, sei bereits bezahlt worden, inklusive ihrer Übernachtungen in dem Bungalow. Wessen Name stand auf der Kreditkarte? Auch das konnte man ihr nicht mitteilen, bezahlt worden sei in bar.
Natürlich war das Owens Werk. Was bezweckte er damit? Entlohnte er sie für geleistete Dienste?
Bella strich einige Sandkörner von ihrem grauenhaften Brautjungfernkleid. Sie würde nicht in einer Ecke sitzend in
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