Cocktails und heiße Kuesse
wusste genau, welch hypnotisierende Wirkung das schimmernde Blau auf sie ausübte.
„Benzin.“
„Oh.“ Jetzt wandte er doch den Blick ab und verbrachte eine Ewigkeit damit, die anderen geparkten Wagen zu mustern. Es schien ihm verdammt schwerzufallen, seine Belustigung zu unterdrücken. „Die nächste Tankstelle liegt …“
„Nein, danke“, unterbrach sie ihn. „Erst gehe ich nach Hause.“
Unter keinen Umständen wollte sie ihn dabeihaben, wenn sie für fünf Dollar Benzin in den Ersatzkanister füllte, damit sie mit ihrem hustenden und keuchenden Auto nach Hause rollen konnte. Volltanken konnte sie sich nicht leisten, erst musste der Scheck eingelöst werden.
„Wie weit ist es bis zu dir?“
„Nicht weit.“ Ein Spaziergang von zwanzig Minuten, vielleicht dreißig in ihren paillettenbesetzten Lederschühchen.
Stille senkte sich über sie. Sie spürte, wie er seinen Blick über ihren Körper wandern ließ, vom Kopf bis zu den Zehen. In der Körpermitte verweilte er kurz, dann betrachtete er wieder ihr Gesicht. Hitze breitete sich in ihrem Inneren aus, und sie begann zu ahnen, wie sehr er es genoss, sie erröten zu sehen.
Sie hingegen starrte unablässig auf den Halsausschnitt seines T-Shirts und versuchte an nichts anderes zu denken als an die Eiscreme, die sie hoffentlich bald aufessen durfte.
„Kann ich dich vielleicht mitnehmen?“, fragte er schließlich. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Mit ihm in einem Wagen fahren? Oh, nein! Sie brauchte seine Hilfe nicht, sie kam sehr gut alleine zurecht.
Dann würde sie eben den Pannendienst anrufen. Nein, das ging auch nicht, das Konto lief auf ihren Vater. Und ihr neues Credo lautete doch Unhabhängigkeit! Ihre Familie würde sie so lange nicht ernst nehmen, bis es ihr gelang, ihre Angelegenheiten alleine zu regeln. Sie würde zu Fuß gehen müssen.
„Wir haben miteinander geschlafen. Ich denke, du kannst mir vertrauen, dich sicher nach Hause zu bringen.“
Diesmal schaute sie ihn direkt an. Seine sanften Worte berührten etwas in ihr. Ruhig erwiderte er ihren Blick. Seine Augen funkelten so hell und blau und wunderschön, wie sie es erwartete hatte. Herrje, er sah wirklich atemberaubend gut aus. So gut, dass sie plötzlich nur noch daran denken konnte, wie fantastisch es sich angefühlt hatte, ihn zu berühren. Sehnsüchtiges Verlangen flackerte in ihr auf.
Ihre Augen weiteten sich, als sie die Botschaft in seinen las. Lag wirklich eine Spur von Verärgerung in ihnen? Warum?
„Danke.“ Kaum mehr als ein Flüstern … und das Gegenteil von dem, was sie hatte sagen wollen.
Der schwarz glänzende Wagen lag tief auf der Straße und kostete ein kleines Vermögen. Das verriet ihr ein gelbes Schild auf der Motorhaube, auf der ein schwarzes, sich aufbäumendes Pferd abgebildet war. Bella starrte die Tür an, die er für sie geöffnet hatte. Das halbe Dach schien dabei nach oben zu klappen.
Sie sandte ihm einen sarkastischen Blick. „Das ist absurd.“
„Nein“, erwiderte er und deutet auf ihren gepunkteten Wagen. „Das ist absurd.“
Kommentarlos stieg sie ein. Der Innenraum war sehr sauber und überraschend spartanisch. Sie versuchte sich einzureden, dass der Sitz nicht bequemer war als der in ihrem alten Wägelchen. Doch das war er. Sanft und sicher schmiegte sich das Leder an ihren Körper.
Owen nahm hinter dem Lenkrad Platz und startete den Motor – ein sanftes Brummen ertönte. „Er heißt Enzo.“
„Ich hätte mit etwas Vornehmeren gerechnet.“
Er schüttelte den Kopf. „Dieses Gefährt kommt einem Formel-1-Wagen am nächsten – nur dass man mit ihm noch auf der Straße fahren darf.“
„Oh.“ War das nicht toll?
Er ignorierte ihren vorgetäuschten Mangel an Interesse. „Ich mag schnelle Dinge.“
Sie warf ihm einen scharfen Seitenblick zu. Doch er schaute stur auf die Straße. Nur sein Lächeln wurde mit jeder Sekunde breiter.
So kühl wie irgend möglich nannte sie ihre Adresse. Je früher sie nach Hause kam, desto rascher würde sie ihn los sein, könnte ihn für immer vergessen und ihr Leben in Ruhe weiterleben.
Der Feuerwehrwagen vor dem Haus hätte sie warnen sollen – nichts verlief jemals glatt im Leben von Bella Cotton. Immer lauerte noch eine Katastrophe im Hintergrund – eine von der Art, die so ungeheuerlich war, dass sie normalen Menschen nie passierte.
Wie zum Beispiel in einem Feenkostüm von seinem einzigen One-Night-Stand im Supermarkt überrascht zu werden. Von dem Mann, mit
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