Code Delta
öffnete den anderen die Tür. King, der als Letzter an ihm vorbeiging, hielt er kurz zurück. »Irgendetwas stimmt zu Hause nicht. Deep Blue klang gar nicht wie er selbst.«
»Sondern?«, fragte King.
»Unkonzentriert.«
King wusste von dem Medienblitzkrieg, der gerade stattfand. Wenn Duncan am Telefon unkonzentriert klang, musste es schlimm stehen. Doch der Mann konnte mit so ziemlich jedem Problem fertig werden. Er würde eine Lösung finden. Das Team brauchte Deep Blue. Es hatte seinen Grund, warum sonst er den Laden schmiss. King überlegte, wie diese Mission wohl gelaufen wäre, wenn sie Duncan als Deep Blue an Bord gehabt hätten. Vielleicht würde Rook dann nicht vermisst. Die toten Delta-Agenten wären möglicherweise noch am Leben. Und er hätte Fiona schon längst wieder in die Arme schließen können.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich über Duncan Gedanken zu machen. Er konnte für sich selbst sorgen. Fiona dagegen brauchte King, und sie brauchte ihn sofort. Er trat an Knight vorbei ins Freie und stieg in den wartenden Hummer.
73 Unbekannter Ort
In ihrer Zelle war es klamm. Fiona fror, Gänsehaut bedeckte ihren Körper. Trotz der niedrigen Temperatur bewegte sie sich nicht. Sie besaß nicht mehr die Energie dazu, und die Kälte hielt wenigstens das steigende Fieber in Schach. Die nicht behandelte Zuckerkrankheit wurde lebensbedrohlich – Fiona dehydrierte.
Ihre Kehle war so ausgedörrt, dass jede Schluckbewegung höllisch weh tat. Da sie keine Spucke mehr im Mund hatte, versuchte sie, den natürlichen Reflex zu unterdrücken. Ihre Lippen waren angeschwollen und rissig. Die Haut fühlte sich trocken an wie alter Stoff und juckte zum Verrücktwerden. Aber am beängstigendsten waren die Veränderungen, die tief in ihrem Organismus stattfanden.
Immer wieder stolperte ihr Herz. Sie vermutete, dass es Mühe hatte, das dickflüssige Blut durch die Adern zu pumpen. Kein Atemzug schien den Hunger ihres Körpers nach Sauerstoff stillen zu können. Wahrscheinlich nahmen ihre ausgedorrten Lungen nicht mehr genügend davon auf. Und ihr Magen … obwohl er völlig leer war, empfand sie einen zunehmenden Brechreiz. Wahrscheinlich konnte sie nur trocken würgen, aber sie fürchtete sich schon vor den Schmerzen, die das in ihrer verkrampften Kehle und den aufgesprungenen Lippen auslösen würde.
Sie schloss die Augen und versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was sie in den Stunden seit dem Tod der Frau alles in Erfahrung gebracht hatte. Es hielten sich inzwischen vier Männer in dem Raum vor ihrer Zelle auf. Alpha, Adam, Kenan und Mahalalel. Aus ihren Unterhaltungen schloss sie, dass Kenan derjenige war, der sie hierher verschleppt hatte. Und es war Adams feucht-belegte Stimme, die sie zuvor in unheimlichem Einklang mit Alpha hatte sprechen hören.
Sie führten Diskussionen über Genetik, von denen Fiona nur Buchstücke verstand. Sie sprachen über alte Sprachen und die Macht, die in ihnen enthalten war. Die Macht der Schöpfung. Über eine neuerschaffene, zukünftige Welt.
Sie hatte zugehört, wie Alpha die anderen in der Anwendung der uralten Sprache unterrichtete. Sie hatte versucht, sich all die vielen Sätze einzuprägen, aber es hatte sich als unmöglich erwiesen. Seitdem konzentrierte sie sich auf den einen, den sie für den nützlichsten hielt, einen, den alle vier Männer ganz beiläufig dahinsagten, wenn sie die Dienste der zum Leben erweckten Steinmonster nicht mehr benötigten.
Doch ihre Kräfte ließen nach, und sie würde bald sterben, es sei denn, es gelang ihr, eine Quelle aus dem Fels entspringen zu lassen. Vielleicht war es besser so. Wenn sie tot war, konnten die Männer keine Experimente mit ihr anstellen. Sie konnten sie nicht unter Kontrolle bringen und sie zwingen, ihren Vater zu töten. Da war der Tod allemal vorzuziehen, also lehnte sie sich zurück, schloss die Augen und hieß ihn willkommen.
Langsam wurde ihr schwarz vor Augen. Ein fernes Läuten erklang, verstummte dann. Sie spürte den Schlag ihres Herzens langsamer und langsamer werden. In der völligen Finsternis, die folgte, hörte sie eine Stimme.
Die Stimme des Teufels.
Der sie zurückrief.
Die geflüsterten Worte rissen sie von der Schwelle des Todes. Ihre Augen öffneten sich. Ein großer, kahlköpfiger Mann kniete über ihr. Seine Lippen bewegten sich. Sie wusste, dass es diese alte Sprache sein musste, weil ihr Körper darauf reagierte. Sie fühlte, wie ihre Kräfte zurückkehrten. Die Schmerzen
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