Code Delta
zitterte sein Leib unter dem unbezähmbaren Wunsch, einzuatmen.
Das war vor fünf Minuten gewesen. Unter Wasser befand er sich jetzt seit sieben.
Nach vier Minuten hatte er den natürlichen Drang seines Körpers nicht mehr unterdrücken können. Sein Mund öffnete sich, und seine Lungen füllten sich mit Wasser. Keine Blasen stiegen zur Oberfläche. Da er keine Luft in den Lungen hatte, ertrank Bishop, ohne dass es jemand mitbekam. Während sein Körper sich zusammenkrampfte, konzentrierte er sich nur auf eines – nicht loszulassen. Sein Ertrinken dauerte drei Minuten, während denen sein Körper sich immer wieder regenerierte. Es waren Folterqualen, wie er sie noch nie erlebt hatte. Man hatte ihm Gliedmaßen ausgerissen und einmal sogar fast den Kopf abgetrennt, aber nichts hatte ihn auf diese Agonie vorbereiten können. Denn obwohl er genau wusste, dass er überleben würde, glaubte sein Körper, im Sterben zu liegen.
Eine Minute später erloschen die Lichter am Ufer, und die Soldaten entfernten sich mit ihren Gefangenen. Bishop wartete noch eine Minute, bis der letzte Schimmer verblasst war, dann ließ er den Baumstamm los und schwamm zur Oberfläche. Es kostete ihn seine ganze Willenskraft, das Wasser erst vollständig aus seinen Lungen abfließen zu lassen, bevor er Luft holte, aber es gelang ihm. Seine Wiederauferstehung aus dem nassen Grab erfolgte still und unbemerkt. Mental und physisch ausgelaugt kroch er ans Ufer. Dank seiner regenerativen Fähigkeiten stand er zehn Sekunden später auf und fühlte sich frisch und energiegeladen – als wäre nichts geschehen.
Doch psychisch war er angeschlagen. Er hatte nicht nur einen Vorgeschmack auf den Tod bekommen, er hatte mit ihm persönlich zu Abend gespeist. Bishop rollte mit dem Kopf, holte tief Luft und versuchte, die Erfahrung des Ertrinkens aus seinem Gedächtnis zu streichen. Angst vor dem Tod half ihm wenig, wenn er seine Männer befreien wollte. Es bestand eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass er noch mehrfach sterben würde, bevor die Nacht vorüber war.
Um beweglicher zu sein, streifte er seine nassen Kleider größtenteils ab. Dank seiner Hautfarbe war er in der Dunkelheit trotzdem fast unsichtbar. Auch die Nachtsichtbrille ließ er zurück, da sie ihn beim Laufen behindert hätte. Die einzigen Waffen, die er behielt, waren seine schallgedämpfte Pistole und ein KA - BAR -Messer.
Der Dschungel peitschte seinen Körper, während er losrannte, doch er achtete nicht auf den Schmerz, da jede oberflächliche Verletzung von einer Sekunde auf die andere verheilte. Er wurde erst langsamer, als er zornige spanische Stimmen vor sich hörte. Die GNA -Soldaten hatten haltgemacht, um die Gefangenen einem spontanen Verhör zu unterziehen, bevor man sie offiziell inhaftierte. Bishop spähte durchs Gebüsch. Als er seine Männer mit auf den Rücken gefesselten Händen auf dem Boden knien sah, fragte er sich, ob das vielleicht eher eine Hinrichtung als eine Befragung werden sollte. Als der, der das Verhör leitete, die Pistole hob und BP -eins ins Bein schoss, wusste Bishop genug.
BP -eins’ Schmerzensschrei übertönte das Geräusch von Bishops durch die Luft sausendem KA - BAR Messer. Aber jeder sah, wie die achtzehn Zentimeter lange Klinge sich ins Bein des Verhörführers bohrte. Der schrie auf und kippte um, die Finger um den Messergriff gekrallt.
Mit erhobener Sig Sauer brach Bishop aus dem Dschungel hervor. Er zielte auf den Körperpanzer eines der Soldaten, feuerte zwei Schüsse ab, und auch dieser Mann stürzte zu Boden. Die Kugeln hatten ihn nicht getötet, ihm aber wie die Schläge eines jungen Mike Tyson Atem und Kampfgeist geraubt. Die restlichen vier Soldaten eröffneten das Feuer und durchsiebten Bishop mit Kugeln.
Fleischfetzen flogen durch die Luft. Blut spritzte.
Doch Bishop stand noch immer und schoss um sich.
Während er mit blutüberströmtem Gesicht vier weitere Schüsse abfeuerte, sah er jämmerliche Furcht in den Augen der verbliebenen GNA -Soldaten aufkeimen. Drei der vier Männer gingen zu Boden, als Bishops Pawn-eins bis fünf, die sich blitzschnell von ihren Plastikfesseln befreit hatten, kurzen Prozess mit ihnen machten. Sie folgten Bishops Beispiel und überwältigten sie lediglich, statt sie zu töten.
Der letzte Soldat, der noch auf den Beinen stand, feuerte auf Bishops Brust. Als Bishop die Kugeln vorne eindringen und am Rücken wieder austreten fühlte, fürchtete er, dass eine davon den Kristall treffen könnte, der ihm
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