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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
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schneller und achteten kaum mehr auf die Bilder von den Triumphen und Schlachten des frühen Roms. Der Tunnel mündete an einer T -Kreuzung in einem Gewölbebogen. Dahinter führte zur Linken ein weiterer Bogen in eine kleine Kammer, nach rechts zweigte ein Gang ab. King wollte nichts übereilen und inspizierte den kleinen Raum. Der Strahl seiner Taschenlampe huschte durch die Kammer, bis er an ihrem einzigen Einrichtungsgegenstand hängen blieb – einem marmornen Sarkophag. Sie traten näher und fanden auf dem Deckel das Relief einer Frau. Wieder Acca Larentia.
    »Sie war die ganze Zeit hier«, sagte Pierce mit demselben ehrfürchtigen Staunen, das man an Rook beobachten konnte, wenn er eine neue Waffe zusammensetzte. Er streckte die Hand aus, um das Gesicht der Frau zu berühren, doch ein gutturales, klickendes Knurren ließ ihn erstarren. Der Laut klang lebendig, aber nicht menschlich.
    King wirbelte herum, ließ sich auf ein Knie fallen und richtete Waffe und Taschenlampe auf den Eingang.
    Eine verhüllte Gestalt zuckte vor dem Licht zurück und verbarg ihr Gesicht hinter dem losen schwarzen Stoff ihres Ärmels. Die Kreatur fühlte sich im Hellen offensichtlich unwohl und wich zurück, machte aber weder Anstalten zu fliehen noch anzugreifen. Sie stand einfach da, geduckt und sich sachte von einer Seite auf die andere wiegend.
    Wartend.
    King erkannte das Wesen. Der Umhang und die graue Haut entsprachen genau der Beschreibung, die Rook und Queen von den »Schemen« gegeben hatten. Herkules’ geheimnisumwitterte Laufburschen. Obwohl das Wesen von einer Aura des Bösen umgeben war, wusste King, dass es ihnen nicht übelwollte. Er senkte Waffe und Taschenlampe.
    Erlöst von der Intensität des weißen Strahls, richtete der Schemen sich höher auf und ließ den Arm sinken. Im düsteren Schein des von den braunen Wänden reflektierten Lichts konnte King die untere Hälfte seines Gesichts sehen. Er hatte keine richtige Nase, nur einen horizontalen Schlitz in der Haut. Und der Mund, nun – an seiner Stelle befand sich lediglich ein Stück runzeligen grauen Fleisches.
    Einen Moment lang empfand King Mitleid mit der Kreatur. Anscheinend war sie einmal ein menschliches Wesen gewesen, doch jetzt … ein Monster. Der Schemen machte kehrt, gab ihnen mit dem verhüllten Kopf einen Wink, ihm zu folgen, und schwang sich empor an die Wand des Ganges. Dort kroch er davon wie eine vierbeinige Spinne. Oder , dachte King, wie ein Gecko .
    Er hielt die Waffe schussbereit und folgte dem Wesen, das immer wieder wartete, wenn sie zurückblieben. Es führte sie durch ein verwirrendes Labyrinth von Tunneln, aus denen sie allein nie zurückfinden würden. Manche waren völlig kahl. In anderen gab es Teile von antiken Säulen, zerbrochenen Büsten und halb zerbröckelten Bögen.
    »Das müssen die ältesten Schichten der Stadt sein«, sagte Pierce. »Wir hatten so viel Angst davor, zu zerstören, was sich an der Oberfläche befindet, dass wir nie daran dachten, darunter nachzusehen. Alte Städte sind in Schichten erbaut. Das hier ist der Stoff für Legenden.« Er sah King an. »Es ist das Rom, das Herkules gekannt hat. Vor den Cäsaren. Vor dem Kolosseum. Vor dem riesigen Römischen Reich.«
    King wollte etwas erwidern, als ein Geräusch an sein Ohr drang. Eine Frauenstimme. Er blieb an der nächsten Kreuzung stehen, um zu horchen. Der Laut kam eindeutig aus dem rechten Tunnel. Pierce legte den Kopf schief.
    »Klingt nach einem italienischen Akzent«, sagte er.
    Eine zweite, ebenfalls weibliche, aber höhere Stimme antwortete auf Amerikanisch. Kings Herz schlug schneller. Fiona! Doch bevor er mehr als einen Schritt in den Gang hineintreten konnte, fuhr etwas Dunkles über ihn hinweg und versperrte ihm den Weg wie eine Wand aus Schatten. King richtete die Pistole auf den Kopf des Schemens und hob langsam die Taschenlampe.
    Während der Lichtkegel höher glitt, stieß die Kreatur ein gequältes Quieken aus. King sah ihren Nasenschlitz vibrieren. Pierce, der eine gewalttätige Auseinandersetzung befürchtete, wich zurück.
    Dann tat der Schemen etwas Unerwartetes. Statt zurückzuweichen beugte er sich näher zum Licht und setzte ihm sein ganzes Gesicht aus. Die Pupillen seiner ovalen Augen hatten die Größe von 25 -Cent-Stücken. Die Helligkeit schien ihm Qualen zu bereiten, denn eine tiefe Furche grub sich zwischen seine Augenbrauen. Dennoch machte er keine Anstalten, zurückzuweichen, und King wusste, dass sich der Schemen durch das Licht

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