Code Delta
geschlossen hatte, sah Duncan auf seine rechte Hand herab. Sie hielt eine M 9 Beretta; dieselbe, die er als Army Ranger getragen hatte. Die Waffe hatte ihm ein paarmal das Leben gerettet, aber jetzt konnte sie ihm nicht helfen. Er musste eine Lösung finden. Eine, die nicht nur die unheimlichen Attacken beendete und deren Hintermänner dingfest machte, sondern auch das Team entlastete, so dass es wieder als Einheit funktionieren konnte. Erst dann würde das amerikanische Volk sicherer sein.
Duncan zog eine Schublade des Resolute-Schreibtisches auf, warf die Waffe hinein und sperrte ab. Bevor er zur Tür ging, ließ er den Blick noch einmal durch das Oval Office schweifen. Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt fühlte er sich darin eingeengt.
30 Rom, Italien
Das Letzte, was King sah, bevor ihn stockfinstere Dunkelheit verschlang, war eine schmaler werdende Lichtsichel über sich. Er begriff, dass er durch eine Falltür gestürzt war, die sich schnell und lautlos über ihm schloss. Er schlug auf kaltem Steinboden auf. Der Aufprall brach ihm beinahe die Rippen und presste die Luft aus seinen Lungen.
Selbst unfähig zu sprechen, hörte er Pierce seinen Namen flüstern: »Jack … Jack, wo bist du?«
Einen Augenblick später schaltete Pierce seine Taschenlampe ein, und ein heller Lichtschein traf Kings Gesicht. Geblendet kniff er die Augen zusammen. Pierce sagte: »Tut mir leid« und schwenkte die Taschenlampe zur Seite. Jetzt beleuchtete sie die kahle Wand eines Steintunnels. Nach und nach kam King wieder zu Atem, rappelte sich auf und stellte fest, dass Pierce unverletzt war.
Der bemerkte Kings fragenden Blick und grinste: »Ich bin auf den Füßen gelandet.«
King schüttelte den Kopf. Der Bücherwurm und Archäologe entpuppte sich als katzengewandter Tomb Raider , und er, der Elitesoldat, plumpste wie ein Kartoffelsack zu Boden. Als Pierce’ Grinsen immer großspuriger wurde, brummte King: »Immerhin haue ich keine Mädchen.«
Pierce setzte zu einer Entgegnung an, schnaubte dann aber bloß: »He, und was ist mit ›man muss ein schlechter Vater sein, um ein guter Vater zu sein‹?«
King zuckte die Achseln. »Damit wollte ich dich bloß aufheitern.«
Pierce lächelte schief. »Quatsch mit Soße. Du hast auch schon Mädchen geschlagen.«
»So nicht«, meinte King. »Du hast die Kleine richtig umgenietet.«
»Die Kleine!« Pierce lachte auf und hob die Faust. »Pass bloß auf, sonst bist du der Nächste.«
»Zwing mich nicht, Queen zu erzählen, dass du Mädchen haust«, sagte King. Er hatte seine Taschenlampe auf dem Boden entdeckt, hob sie auf und schaltete sie ein.
Der Schein tauchte George Pierce in grelles, weißes Licht. Sein Gesicht war wieder ernst. »Das ist gar nicht komisch«, sagte er.
King versetzte ihm einen Klaps auf den Rücken. »Komm, lass uns herausfinden, in welchem Kreis der Hölle wir gelandet sind.« Mit gezückter Waffe ging er voraus. Der Tunnel war eine einfache Röhre, hoch genug, um stehen zu können, und gerade breit genug für zwei Personen. Er führte gleichmäßig in die Tiefe.
»Wir müssen inzwischen unter der Lacus Juturnae sein«, flüsterte Pierce.
Aber King war nicht daran interessiert, was über ihnen lag. Er wollte wissen, was sie unten erwartete. Die Farbe des Tunnels wechselte plötzlich von Dunkelbraun zu einem schmutzigen, mit Farbflecken gesprenkelten Weiß. Pierce’ Augen weiteten sich, als er erkannte, um was es sich handelte, und er drängte sich an King vorbei.
Die Wände waren mit Mosaiken bedeckt, und auch wenn viele Teile angeschlagen oder abgefallen waren, blieben dennoch genügend übrig, um die Bilder zu erkennen. Blockhafte Formen, nicht viel detaillierter als ein 16 -Bit-Nintendo-Spiel, setzten sich zu piktographischen Geschichten zusammen. King sagten sie nichts, aber Pierce interpretierte sie für ihn.
»Hier, sieh mal, dieser Sumpf«, sagte er. »Das muss das Land sein, auf dem Rom gegründet wurde.« Er zählte die Hügel auf dem Bild und flüsterte vor sich hin. »Die sieben Hügel Roms. Die ersten Siedler bewohnten getrennte Dörfer auf den sieben Hügeln, aber am Ende legten sie den Sumpf trocken und bauten die Stadt.«
Er ging weiter und betrachtete das Bild einer Frau, deren Schönheit trotz des schlechten Zustands des Mosaiks unübersehbar war.
»Wer ist das?«, fragte King.
Nur Fragmente von altgriechischen Buchstaben über ihrem Kopf waren noch erhalten, aber das genügte. »Acca Larentia. Wir haben sie gefunden.«
Sie gingen
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