Codename Merlin - 3
Gewaltanwendung den Ministern der Krone gegenüber, oder jeglichen anderen Untertanen der Krone, wird die ganze Härte der Gesetzes treffen, was auch immer der Grund für seinen Verrat sein mag. Aber es wird keine Präventivfestnahmen geben, nur weil irgendjemand irgendetwas tun könnte, und niemand wird eine Strafe erhalten, solange der Verrat oder die Verschwörung oder gleich welche anderen Verbrechen nicht eindeutig vor einem ordentlichen Gericht und in einer öffentlichen Verhandlung bewiesen wurden. Es wird keine geheimen Tribunale geben, keine Massenfestnahmen oder Massenhinrichtungen. Ich weigere mich schlichtweg, mich selbst in ein Abbild Clyntahns zu verwandeln, nur um mich vor ihm zu schützen.«
Wave Thunders Gesichtsausdruck verriet nicht gerade das, was Merlin ›Zufriedenheit‹ genannt hätte, doch wenigstens verfolgte der Baron diesen Gedankengang nicht weiter. Zumindest vorerst nicht.
»Also gut«, sagte Cayleb dann deutlich forscher. »Ich höre immer noch das Essen rufen, und dieser Ruf wird zunehmend lauter, also sollten wir hier langsam zum Ende kommen. Ahlvyno, bitte liefern Sie mir am Ende dieses Fünftages einen Bericht über den genauen Zustand der Staatskasse und berücksichtigen Sie dabei auch die Fertigstellung und die Bemannung der Galeonen, die sich derzeit gerade im Bau befinden. Nehmen Sie Ehdwyrd beim Wort und stellen Sie auch einen vernünftigen Plan für neue Zölle und Steuern auf − ausgehend von der Annahme, dass unser Seehandel zumindest in gleichem Maße fortgesetzt werden wird. Bryahn, Sie und Baron Seamount würde ich bitten, mir eine möglichst präzise Abschätzung dessen vorzulegen, was wir an Geldmitteln brauchen werden, wenn das derzeitige Bauprogramm erst einmal abgeschlossen ist − und dann muss Ahlvyno sich überlegen, wie wir das auch bezahlen können. Sie sollten vielleicht auch Sir Dustyn zurate ziehen. Ehdwyrd, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir, zusammen mit Rhaiyan, noch weitere Überlegungen unterbreiten würden, wie die wahrscheinlichsten Konsequenzen aussehen, sollte die ›Vierer-Gruppe‹ tatsächlich den Versuch unternehmen, Haven und Howard gegen unseren Handel abzuriegeln. Gehen Sie davon aus, dass sie genau das tatsächlich tun werden, und dann überlegen Sie sich die effektivsten Möglichkeiten, die uns offenstehen, um ein derartiges Embargo zu unterlaufen und dafür zu sorgen, dass die Bemühungen der ›Vierer-Gruppe‹ keinerlei Erfolg zeigen. Vielleicht werden Sie auch Überlegungen darüber anstellen müssen, wie wir unsere Händler und Verschiffungshäuser dazu bringen können, einzelne Galeonen für die Flotte eigenständig zu finanzieren. Wie Sie schon sagten, das Überleben des ganzen Königreiches hängt von deren Wohlstand ab, aber deren Wohlstand eben auch von unserem Überleben. Ich halte es für angemessen, wenn diese Häuser ein wenig mehr dazu beitragen, dass ihre Schiffe geschützt werden, als wir das von einem Drachenzüchter irgendwo in den Hügeln erwarten können. Und, Rayjhis? Ich denke, Sie sollten sich mit Doktor Mahklyn ins Benehmen setzen. Ich würde gerne mir auch die Meinung der Hochschule zu unseren Überlegungen anhören, vor allem, was Verschiffung, Handel und Steuerpolitik betrifft.«
Alle Anwesenden nickten; Cayleb erwiderte die Geste.
»Unter diesen Umständen sind wir hier wohl so gut wie fertig. Rayjhis, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie und Erzbischof Maikel noch einen Augenblick hier bleiben könnten.«
»Selbstverständlich, Euer Majestät«, murmelte Gray Harbor, während alle anderen Anwesenden bereits ihre Sessel zurückschoben und aufstanden. Sie hatten verstanden, dass es für Sie an der Zeit war zu gehen. Als die anderen den Ratssaal verlassen hatten, schlossen sich die Türen hinter ihnen, und Cayleb blickte Merlin an.
»Warum gesellt Ihr Euch nicht zu uns, jetzt, wo das gefahrlos möglich ist?«, fragte er lächelnd, und Gray Harbor lachte leise.
»Wie Ihr befehlt, Euer Majestät«, gab Merlin mit sanfter Stimme zurück, trat an den Tisch heran und nahm dann in dem Sessel Platz, in dem noch vor wenigen Minuten Howsmyn gesessen hatte.
Ein außenstehender Beobachter hätte vermutlich zutiefst verwundert zur Kenntnis genommen, dass König Caylebs Leibgarde sich zusammen mit zwei der engsten Vertrauten und offiziellen Beratern des Königs zwanglos an einen Tisch setzte, als wäre er ihnen in den Augen des Königs ebenbürtig. Schließlich lautete Captain Athrawes’ Aufgabe ganz offensichtlich,
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