Codename Merlin - 3
Gewalt gehabt, in Südamerika und Asien, einschließlich Russland, China und dem Osmanischen Reich. Und dazu kommt noch, dass der Einfluss der Kirche ungleich größer als der Napoleons es jemals gewesen ist. Und das wird nur noch schlimmer werden, je weiter der religiöse Aspekt dieser Konfrontation für alle Beteiligten offensichtlich wird.
»Ich bin geneigt, Ehdwyrd zuzustimmen«, meldete sich nun Gray Harbor zu Wort. Cayleb und Staynair blickten ihn erstaunt an, und der Erste Ratgeber zuckte mit den Schultern. »Ich bezweifle nicht, dass die Konsequenzen für Charis hier sehr … schwerwiegend würden, wenn die ›Vierer-Gruppe‹ das wirklich durchziehen könnte. Tatsächlich könnte es sogar sein, dass die Konsequenzen letztendlich katastrophal würden. Aber ich bin doch geneigt, Ehdwyrds Argumenten zuzustimmen. Ich glaube, dass ein entsprechendes Edikt vermutlich zumindest verdeckten Widerstand hervorrufen würde. In vielen Fällen könnte es sogar zu offenem Widerstand führen. Es sei denn, natürlich, die Kirche würde zu einem Heiligen Krieg aufrufen. Unter derartigen Umständen könnte die ganze Lage noch deutlich heikler werden.«
»Maikel?« Cayleb wandte sich seinem Erzbischof zu, und in den braunen Augen des Königs lag nun deutlich mehr Besorgnis, als er sich im Beisein der weitaus meisten Menschen würde anmerken lassen.
»Meine Meinung hat sich nicht geändert, Cayleb«, gab Staynair mit einer Ruhe zurück, um die ihn Merlin beneidete − auch wenn er sich zugleich sehr wohl fragte, in wieweit sie wohl berechtigt sein mochte. »Wenn man bedenkt, wie die ›Vierer-Gruppe‹ diese ganze verpfuschte Angelegenheit angegangen ist, müssen sie jetzt zumindest innerlich unter immensem Druck stehen. Ihr dürft nicht vergessen, dass sie auch im Rat der Vikare schon immer Gegner hatten. Die werden es auf jeden Fall nicht vergessen haben, und einige dieser Gegner wissen eine beachtliche Anhängerschaft hinter sich. Unser kleines Schreiben an den Großvikar wird die ›Vierer-Gruppe‹ schwächen und ihre Gegner immens ermutigen. Vor diesem Hintergrund werden sie zumindest etwas vorsichtiger vorgehen müssen − es sei denn, sie würden sich wirklich dafür entscheiden, in einer wie auch immer gearteten dramatischen Geste aufs Ganze zu gehen. So etwas haben sie bislang noch nie getan. Und hätten sie sich auch nur vorstellen können, dass ihr Angriff gegen dieses Königreich möglicherweise so katastrophal verlaufen würde, hätten sie ihn niemals gewagt − oder zumindest nicht so leichthin und beiläufig. Nachdem sie nun schon eine Hand an die Peitschenechse verloren haben, halte ich es für unwahrscheinlich, dass sie es wagen werden, nun auch noch mit der anderen beherzt zuzugreifen − zumindest vorerst.«
»Ich hoffe, Ihr habt damit recht«, sagte der König. »Das hoffe ich inständigst.«
Ich auch, dachte Merlin nüchtern. Deswegen hoffe ich ja auch, dass ihr beide, sowohl du als auch Maikel, das Richtige getan habt, als ihr so … offen und ehrlich der Kirche gegenüber Stellung bezogen habt.
»Ich teile diese Hoffnung, Euer Majestät.« Der Erzbischof brachte ein leichtes Lächeln zustande. »Natürlich bleibt es letztendlich abzuwarten. Und …« − sein Lächeln wurde breiter, seine Augen blitzten jetzt regelrecht − »… mir ist sehr wohl bewusst, dass ich bei meinen eigenen Sorgen und Befürchtungen deutlich leichter auf Zuflucht, Trost und Unterstützung im Glauben hoffen kann als Ihr bei den Euren.«
»Ich glaube, Seine Eminenz hat vermutlich recht, was den Unwillen der ›Vierer-Gruppe‹ betrifft, geradewegs in eine unbarmherzige, religiöse Konfrontation hineinzustürmen«, merkte Merlin an und sah, dass Cayleb fast unmerklich das Gesicht verzog. Merlin hatte sich zwar nicht ausdrücklich gegen das Schreiben ausgesprochen, das Staynair dem Großvikar hatte zukommen lassen, doch er gehörte auch nicht zu denjenigen, die sich besonders nachdrücklich dafür eingesetzt hatten.
»Ich denke allerdings, bedauerlicherweise ist es genau das, worauf wir hier unausweichlich zusteuern«, fuhr Merlin dann fort. »Selbst wenn sie sämtliche Schreiben aus diesem Königreich völlig ignorierten, würde doch alleine schon die Tatsache, dass wir nicht weiter ihren Anweisungen Folge leisten werden, sie genau dazu drängen, und wenn das passiert, wird alles äußerst unschön werden. Doch vorerst wird zumindest die Gewohnheit, wenn schon nichts anderes, sie dazu bringen, ihr Spielchen in genau der Art
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