Codename Merlin - 3
dafür war, dass man ihn überhaupt in den Stand eines Vikars berufen hatte.
Natürlich, dachte er sardonisch, hatte auch die Tatsache, dass Allayns Onkel in jenem Jahr, da ihm die orangefarbene Soutane verliehen wurde, zufälligerweise gerade Großvikar war, ein wenig damit zu tun. Und das Problem war ja noch nie, dass Maigwair keine Befehle ausführen kann; er ist nur armselig darin zu entscheiden, welchen Aufgaben man sich nun zuzuwenden habe und welchen nicht.
»Ich hatte schon befürchtet, dass Sie so etwas sagen würden, Allayn«, gab Trynair zurück. »Ich halte es für lohnend, neue Arbeitskräfte so rasch wie möglich vorzubereiten, aber ich hatte schon vermutet, das wir uns kurzfristig zunächst einmal anderweitig werden umschauen müssen. Also, wie sieht es denn in dieser Hinsicht für uns aus?«
»Keines der Festlandreiche verfügt über derart massierte Schiffsbau-Kapazitäten wie Charis«, erwiderte Maigwair. »Desnairia auf jeden Fall nicht, und für Siddarmark gilt das Gleiche.«
»Hmpf!« Das verärgerte Schnauben kam natürlich von Clyntahn, und alle blickten zum Großinquisitor hinüber. »Ich werde mich keinesfalls auf Siddarmark verlassen, was irgendwelche Unterstützung der Flotte angeht, ob die nun Werften haben oder nicht!«, erklärte der Großinquisitor unverblümt. »Ich traue Stohnar nicht einmal so weit, wie ich furzen kann. Wahrscheinlich wird der uns nur unser Geld abnehmen, die Schiffe bauen und dann beschließen, es sei doch besser, sich mit Charis zusammenzutun − und dann setzt er genau diese Schiffe gegen uns ein!«
Duchairn legte die Stirn in Falten. Die Republik Siddarmark und ihr zunehmender Einfluss − und auch gewisse territoriale Bestrebungen − beschäftigten die ›Vierer-Gruppe‹ und deren Vorgänger bereits seit Jahrzehnten. Tatsächlich hatte man in Siddarmark immer eine tatsächliche, unmittelbare Bedrohung gesehen, zumindest eine ›potenziell echte‹ Bedrohung, während man Charis immer eher als eine Art Geschwür erachtet hatte, eine Krankheit mit langer Latenzzeit, die man würde bekämpfen müssen, bevor sie zu einer echten Bedrohung wurde. Und Reichsverweser Greyghor Stohnar, der derzeitige Regent der Republik Siddarmark, war bemerkenswert und bedrohlich fähig und sachkundig! Schlimmer noch, man hatte ihn in das Amt des Reichsverwesers gewählt! Damit erhielt er eine ungleich stärkere Unterstützung, als das bei vielen durch das Erbrecht bestimmte Regenten der Fall gewesen wäre, die den Zorn der Kirche auf sich gezogen hätten. Vor diesem Hintergrund war es kaum überraschend, dass Clyntahn so heftig auf die Möglichkeit reagierte, das Militärpotenzial von Siddarmark zu steigern. Dennoch …
»Wenn wir so offensichtlich Siddarmark von allen Schiffsbau-Programmen ausschließen«, sagte er in sorgsam neutralem Ton, »wird beispielsweise Stohnar unsere Argumentation kaum missverstehen.«
»Scheiß auf Stohnar!«, entgegnete Clyntahn rau. »Natürlich wird er das kaum missverstehen«, sprach er dann etwas gemäßigter weiter. »Andererseits weiß er bereits, dass wir ihm nicht trauen. Gott weiß, dass wir niemals sonderlich damit hinter dem Berg gehalten haben, weder untereinander noch in unserer Korrespondenz mit ihm. Da diese Feindseligkeit bereits offengelegt ist, bin ich dafür, ihm jegliche zusätzlichen Waffen zu verwehren, die er möglicherweise gegen uns zum Einsatz bringen könnte, statt sich noch Gedanken darum zu machen, ob es uns gegen ihn aufbringen könnte, wenn wir uns ihm gegenüber derart unsensibel verhalten.«
»Zhaspyr hat nicht ganz unrecht, denke ich«, ergriff nun wieder Trynair das Wort. »Und wir können das immer noch … weniger heftig wirken lassen, wenn wir etwas von dem Gold, das wir nicht für den Schiffsbau in Siddarmark benötigen, an die Weizenbauern der Republik verteilen. Was das angeht, haben die ja schließlich auch reichlich Pikeniere, die wir durchaus werden brauchen können, wenn es irgendwann so weit ist.«
»Also gut«, schloss Maigwair, »wenn wir Siddarmark ausschließen und auch auf Desnairia und Sodar verzichten, weil die fast ebenso wenig Flottenkapazitäten besitzen wie wir selbst, bleiben damit nur noch Dohlar, das Kaiserreich und Tarot. Und natürlich Corisande und Chisholm.«
Dieser letzte Satz kam recht unwillig, und Duchairn verkniff sich ein spöttisches Schnauben. Wenn Cayleb und Charis erst einmal dazu gekommen waren, sich um Hektor zu kümmern, würden die Schiffsbaukapazitäten von Corisande
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