Codename Merlin - 3
nicht mehr zur Debatte stehen, und vermutlich galt für Tarot das Gleiche. Und falls sich Duchairn nicht furchtbar täuschte, würde Chisholm seine Kapazitäten eher Charis zur Verfügung stellen, als weiterhin Mutter Kirche zu unterstützen.
Bei Dohlar und dem Kaiserreich Harchong hingegen sah es grundlegend anders aus. Im Augenblick verfügte Dohlar nicht mehr über eine Flotte − das hatte das Reich der Royal Charisian Navy zu verdanken −, doch König Rahnyld versuchte bereits seit vielen Jahren, seine Kapazitäten auszubauen. Und Harchong − das größte und bevölkerungsreichste aller König- und Kaiserreiche auf ganz Safehold − besaß die größte Flotte aller Festlandreiche.
»Rahnyld wird Rache für das fordern, was ihm widerfahren ist«, fuhr Maigwair fort und sprach damit Duchairns eigene Gedanken aus. »Wenn wir uns bereit erklären, den Wiederaufbau seiner Flotte zu unterstützen, wird er diese Gelegenheit sofort beim Schopfe packen, da bin ich mir sicher. Und er wird um so glücklicher sein, zusätzlich auch noch Schiffe ausdrücklich für Mutter Kirche zu bauen, da jede Münze ihres Preises sofort in die Staatskasse von Dohlar fließen würde, ohne dass dem Reich zuvor eigene Kosten entstünden.
Was Harchong betrifft, so sind fast alle ihrer Schiffe derzeit aufgelegt. Ich weiß nicht, wie viele von diesen Schiffen man im Augenblick ohne weitere Umstände in Dienst stellen kann, und wie viele davon mittlerweile hoffnungslos verrottet sind. Aber zumindest verfügt das Kaiserreich über Werften, was wir von uns selbst eben nicht behaupten können. Und ich glaube nicht, dass auch nur einer von uns an der Zuverlässigkeit des Kaisers zweifelt.«
Das ist zweifellos richtig, ging es Duchairn durch den Kopf. Harchong war das älteste, wohlhabendste, größte und konservativste Reich auf ganz Safehold. Zugleich war es auch immens arrogant, betrachtete alle Außenstehenden mit unverhohlener Verachtung und wurde von einer effizienten, aber zutiefst korrupten Bürokratie beherrscht. Aus dem Blickwinkel der ›Vierer-Gruppe‹ hingegen war lediglich von Bedeutung, dass die Treue der Aristokratie von Harchong Mutter Kirche gegenüber völlig unerschütterlich war. Bei dieser Aristokratie konnte man sich felsenfest darauf verlassen, dass sie Mutter Kirche zu Hilfe käme − im Gegenzug dafür, dass Mutter Kirche ihnen ihre Privilegien und ihren Machteinfluss zugestand, und ebenso die Macht über die armen Leibeigenen, die sich auf den riesigen, weitläufigen Landgütern abmühten.
»Ich werde einige Recherchen durchführen müssen, bevor ich Ihnen irgendwelche konkreten Zahlen nennen kann«, erklärte Maigwair. »Aber ich glaube, dass wir mit Hilfe von Harchong und Dohlar in etwa auf die gleiche Schiffsbaukapazität kommen werden, auf die Charis derzeit zurückgreifen kann. Charis wird natürlich vermutlich alles nur Erdenkliche tun, um diese Kapazität zu steigern, aber das Königreich verfügt einfach nicht über genügend Arbeiter − oder den erforderlichen Reichtum −, um ihre eigenen Werften im gleichen Maße auszubauen, wie wir das in Harchong und Dohlar tun könnten.«
»Was ist mit Trellheim?«, erkundigte sich Clyntahn, und Maigwair verzog das Gesicht zu einer spöttischen − oder vielleicht auch angewiderten − Grimasse.
»Keiner dieser Landesfürsten verfügt über mehr als eine Handvoll Galeeren«, antwortete er dann, »und die meisten von denen sind kaum mehr als gewöhnliche, dahergelaufene Piraten. Wenn die eine hinreichend große Schiffsstärke besäßen, um ihre Angriffe auf die Küstenschiffe von Harchong zu mehr als nur einem Ärgernis zu machen, hätte der Kaiser sie schon vor langer Zeit einfach erobert.«
Wieder stieß Clyntahn einen wortlosen Grunzlaut aus, dann nickte er zustimmend.
»Also will es mir scheinen«, ergriff nun wieder Trynair das Wort und setzte so zu einer dieser ›Zusammenfassungen‹ an, die so typisch für ihn waren, »dass wir übereinstimmend der Ansicht sind, einer unserer ersten Schritte müsse darin bestehen, mit Hilfe von Harchong und Dohlar unsere Flotte deutlich aufzustocken. Bis Allayn die Zeit für seine Recherchen gefunden hat, wissen wir nicht, wie lange das dauern wird. Aber es sollte mich sehr überraschen, wenn sich das in weniger als einem oder zwei Jahren würde bewerkstelligen lassen − bestenfalls. In dieser Zeit sind wir hier vor jeglichen Angriffen sicher, werden aber auch nicht in der Lage sein, unsererseits eine Offensive gegen
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