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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Charis zu führen. Also besteht unser aktuelles Problem in der Phase, in der wir dieses Königreich effektiv nicht angreifen können − zumindest weder mit Flotten noch mit Armeen −, und darin, wie wir mit den Reaktionen unserer Vikarskollegen auf diese … turbulenten Entwicklungen umgehen sollen.«
    »Es liegt offenkundig in unserer Verantwortung zu verhindern, dass schwächere Seelen des Vikariats auf diese aktuelle Provokation überreagieren, so ernst diese Provokation auch zu nehmen ist«, sagte Clyntahn. »Charis will der Kirche trotzen, den Erzengeln und sogar Gott Selbst. Ich glaube, wir müssen jegliche Panik bei jenen schwächeren Seelen im Keim ersticken, indem wir dem gesamten Vikariat gegenüber eindeutig klarstellen, dass wir nicht gewillt sind, diesen Widerstand einfach hinzunehmen. Und dass wir die Absicht haben, gegen jegliche zusätzlichen Ausbrüche von Widerstand und Trotz … mit fester Hand vorzugehen. Diese Aufgabe wird der Inquisition zufallen.«
    Das Gesicht des Großinquisitors war eine eiskalte, steinerne Maske.
    »Gleichzeitig jedoch müssen wir den gesamten Rat auf die Gegebenheiten vorbereiten, dass es einiges an Zeit erfordern wird, die neuen Waffen zu schmieden, die wir für unseren unvermeidbaren Gegenschlag benötigen«, sprach er dann weiter. »Das könnte sich als schwierig erweisen, angesichts der tiefen Besorgnis, die zahlreiche unserer Brüder in Gott zweifellos erfasst haben wird, und ich glaube, Sie hatten ganz recht mit dem, was Sie vorhin gesagt haben, Zahmsyn. Wir müssen diesen … besorgten Seelen eindeutig vor Augen führen, dass Charis’ vermeintliche Stärke und auch diese ersten Siege, die Charis errungen hat, keinerlei Bedrohung für uns darstellen, sondern lediglich Signale für Mutter Kirche. Eine Warnung, die wir alle werden achten müssen. Wenn man also die derzeitige Lage unvoreingenommen durchdenkt, so fest und sicher im Glauben, wie ein jeder von uns sein sollte, dann ist die Hand Gottes Selbst hier unverkennbar. Nur das Erreichen eines derart anscheinend überwältigenden Triumphs kann die bislang insgeheim tätigen Ketzer von Charis dazu gebracht haben, sich jetzt offen als das zu zeigen, was sie nun einmal sind. Indem Gott ihnen diesen vergänglichen Sieg zugestanden hat, hat Er ihnen zugleich die Masken vom Gesicht gerissen, sodass ein jeder ihr wahres Antlitz erkennen kann. Und zugleich hat Er das in einer Art und Weise getan − ganz wie Sie gesagt haben, Zahmsyn −, dass es ihnen immer noch unmöglich ist, Mutter Kirche tatsächlich zu bedrohen oder in irgendeiner Weise ihre Verantwortung zu unterlaufen, die Seelen all Seiner Kinder zu leiten und zu beschützen.«
    Wieder nickte Trynair, und Duchairn lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Der Kanzler, da war er sich sicher, hatte sich diese Erklärung zurechtgelegt, als ginge es hier um nichts anderes als ein Schachproblem oder vielleicht um eine der rein weltlichen Intrigen und Strategien, mit denen er sich in seinem Amt täglich zu befassen hatte. Das hier war eine intellektuelle List, die auf reinem Pragmatismus und den nackten Gegebenheiten der Politik auf höchstmöglicher Ebene beruhte. Doch der Funken, den diese Erklärung in Clyntahns Augen entzündet hatte, loderte immer noch. Was auch immer der Kanzler denken mochte, und welches Geschick mit derlei zynischen Überlegungen der Großinquisitor an den Tag legen mochte, wenn sie nur seinen eigenen Zielen dienlich waren: Die leidenschaftliche Überzeugung in Clyntahns Tonfall war eindeutig nicht nur vorgetäuscht. Er hatte Trynairs Analyse der Lage nicht nur akzeptiert, weil sie ihm zweckdienlich erschien, sondern weil er sie wirklich aus tiefster Seele glaubte.
    Und warum verängstigt mich das so? Ich bin ein Vikar im Dienste von Mutter Kirche, um Gottes willen! Wie auch immer wir in die Ämter gekommen sind, die wir nun bekleiden, wir wissen, was Gott von uns verlangt, ebenso wie wir wissen, dass Gott allmächtig und allwissend ist. Warum sollte er unser Handeln nicht dazu genutzt haben, uns die Wahrheit über Charis zu enthüllen? Warum sollte er uns nicht auf diese Weise zeigen, wie verderbt Tellesberg bereits ist?
    In diesem Augenblick geschah irgendetwas tief in Rhobair Duchairns Herz, und auch in seiner Seele, und da kam ihm ein weiterer Gedanke.
    Ich muss darüber nachdenken, ich muss mich in Gebete und Meditation versenken. Ich muss über Die Heilige Schrift und Die Kommentare nachdenken. Vielleicht haben Leute wie die Wylsynns

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