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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Unterscheidung eigentlich war.
    Doch das schien Trynair völlig kalt zu lassen, und so sprach er einfach weiter, als habe er hier tatsächlich einen echten, sachdienlichen Unterschied aufgezeigt.
    »Nirgends, weder in sämtlichen Korrespondenzen noch im diplomatischem Schriftverkehr zwischen den Rittern der Tempel-Lande und irgendeinem der an diesem Feldzug beteiligten weltlichen Herrschern wird jemals von einem Kreuzzug oder einem Heiligen Krieg gesprochen − und das wäre doch zweifellos der Fall gewesen, hätte Mutter Kirche zu einem Feldzug gegen Apostaten und Ketzer aufgerufen. Offensichtlich haben Cayleb und seine Unterstützer einen Großteil der Korrespondenzen zwischen den weltlichen Verbündeten der Ritter der Tempel-Lande und deren Flottenkommandanten in ihre Gewalt gebracht. Daher muss ihnen auch bewusst sein, dass Mutter Kirche in all dies niemals verwickelt war, und auch, dass tatsächlich dieser ganze Krieg seine Begründung ausschließlich in rein weltlichen Motiven und Rivalitäten findet. Und doch bestand ihre unmittelbare Reaktion darin, in gottloser und ketzerischer Weise einen Apostat-Bischof in das Primat der Erzdiözese Charis zu erheben, in offener Verachtung des Rates der Vikare als Gottes auserwählte und geweihte Statthalter, und somit die gottgegebene Autorität von Mutter Kirche über alle Kinder Gottes schlichtweg rundheraus zu leugnen.«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück; seine Miene war seinen bedeutungsschwangeren Worten angemessen. Erstaunt kniff Duchairn die Augen zusammen. Noch nie im Leben hatte er derart hanebüchenen Unsinn gehört. Und doch …
    »Sie wollen also darauf hinaus«, hörte er sich selbst sagen, »alles, was sie unternommen haben, beweise nur, dass Charis schon zuvor Abtrünnigkeit und Ketzerei anheimgefallen sein müsse, bevor irgendjemand gegen das Königreich in die Schlacht gezogen ist.«
    »Ganz genau.« Trynair deutete auf die Dokumente. »Schauen Sie sich doch nur die Anzahl der Unterschriften an, die Anzahl der Siegel, sowohl auf diesen Schreiben als auch unter Staynairs ›Brief‹. Wie sollte denn irgendjemand eine derart vereinheitlichte, unmittelbare Reaktion auf etwas zustande bringen, was sich lediglich mit dem Gefühl begründen ließe, Mutter Kirche sei dem Königreich gegenüber feindlich eingestellt? Zumindest einige der Adligen von Charis müssen sich doch der Tatsache bewusst sein, dass der Rat der Vikare und Großvikar Erek niemals einen Angriff auf ihr Königreich gebilligt, geschweige denn verlangt haben. Und selbst wenn die Adligen es nicht wissen sollten, so muss es doch zumindest dem Bischof von Mutter Kirche selbst bewusst sein! Und doch unterstützen sie hier Caylebs widerrechtliches und gottloses Vorgehen! Wäre dies tatsächlich nichts anderes als eine Reaktion auf den Angriff eines rein weltlichen Bündnisses, so hätte Cayleb sich niemals in so kurzer Zeit die Unterstützung einer derart überwältigenden Mehrheit sichern können. Die einzig mögliche Erklärung dafür ist, dass dieses ganze Königreich nach und nach den Feinden Gottes in die Hände gefallen ist, und dass diese Feinde Gottes die derzeitige Lage als Vorwand ausnutzen, sich offen und unverhohlen den rechtmäßigen Statthaltern Gottes und Langhornes hier auf Safehold entgegenzustellen.«
    In seinem Sessel beugte sich Duchairn ein wenig vor; seine Miene war sehr angespannt. Das war nicht nur völlig hanebüchener Unsinn − das war, mit Verlaub, der größte Schwachsinn, den er je gehört hatte! −, doch ihm war dennoch ganz klar, worauf Trynair hier hinauswollte.
    Und anscheinend erging es Clyntahn ebenso.
    »Ich verstehe, was Sie meinen, Zahmsyn.« Ein unangenehmes Glosen war in den Augen des Großinquisitors zu erkennen. »Und natürlich haben Sie ganz recht. Zweifellos waren Cayleb und seine Lakaien ebenso überrascht über das Ausmaß ihrer Siege auf See wie alle anderen. Ganz offensichtlich haben das übersteigerte Selbstbewusstsein und die Arroganz, die diese Siege hervorgebracht haben, sie dazu gebracht, die ketzerische Geisteshaltung und die ketzerischen Ziele, die sie insgeheim schon seit langer Zeit verfolgen, nun schließlich auch völlig offen zur Schau zu stellen.«
    »Ganz genau«, wiederholte Trynair. »Tatsächlich halte ich es sogar für äußerst wahrscheinlich − fast schon für gewiss −, dass die Ahrmahk-Dynastie − und auch andere, die den gleichen Sünden anheimgefallen sind − bereits in diese Richtung vorgeprescht sind, seit

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