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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die ganze Zeit über Recht gehabt. Vielleicht sind wir wirklich zu arrogant geworden, haben uns zu sehr in unsere Macht und unseren Einfluss als weltliche Fürsten verliebt. Vielleicht sind die Charisianer nicht die Einzigen, denen die Maske vom Gesicht zu reißen Gott beschlossen hat. Vielleicht ist dieses ganze Debakel der Spiegel, den Gott uns vorhält, auf dass wir die möglichen Folgen unseres eigenen sündigen Handelns und unseres anmaßenden Stolzes erkennen.
    Das war kein Gedanke, den jetzt und hier auszusprechen angemessen gewesen wäre, das wusste Duchairn genau. Das war ein Gedanke, über den er ausgiebig und sorgsam sinnieren musste, in der Ruhe und dem Frieden seines eigenen Herzens. Und doch …
    Zum ersten Mal in viel zu vielen Jahren, gerade angesichts dieses völligen Desasters, dachte Vikar Rhobair Duchairn über die geheimnisvollen Wege Gottes nur aus dem Blickwinkel des Glaubens selbst nach, nicht aus dem Blickwinkel, mit dem sich der daraus erwachsende Vorteil und die entsprechende erforderliche, sorgfältige Planung erkennen ließ.

.II.
    Königin Sharleyans Palast, Stadt Cherayth, Königreich Chisholm
    Trompeten erschollen, und von den Geschützbatterien, mit denen die Küste der Cherry Bay verteidigt werden konnte, stiegen Rauchwolken auf, als sie der Reihe nach ihre Kugeln abfeuerten. Ein Sechzehn-Schuss-Salut durchschnitt die erfrischend kühle Luft. Entrüstet taten Seevögel und Wyvern ihrem Unmut über die Geschehnisse am Himmel kund, während sie kreischend durch das leuchtende Blau eines klaren Frühlingstages hinwegjagten. Die kräftige Brise aus dem Osten trug den Rauch über die schutzbietende Halbinsel hinweg, die nur als ›die Sichel‹ bekannt war; sie schützte die Cherry Bay und die Stadt Cherayth vor dem oft rauen Wetter der nördlichen Chisholm-See.
    Königin Sharleyan von Chisholm stand am Fenster hoch oben im Lord-Gerait-Turm an der seewärtigen Seite des Palastes, in dem ihre Familie seit über zwei Jahrhunderten residierte, und blickte über die friedlichen Steinhäuser, Straßen, Lagerhäuser und Docks ihrer Hauptstadt hinweg. Sie schaute zu, wie vier Galeonen majestätisch in ihren Hafen einfuhren. Die geflügelten Bewohner der Cherry Bay mögen sich ja ob dieser Störung ihrer normalen Routine ereifern, doch sie haben keine Ahnung, wie verstörend ich selbst das hier alles finde, ging es ihr durch den Kopf.
    Sharleyan war eine schlanke, beinahe schon zierliche junge Frau, die gerade erst vierundzwanzig Jahre alt geworden war. Den Versen zum Trotz, die einige besonders untalentierte Dichter gelegentlich über sie verfassten, war sie keine außerordentlich schöne Frau. Bemerkenswert, das zweifelsohne, mit einem auffallend energischen Kinn und einer Nase, die ein wenig zu groß war (ganz zu schweigen davon, dass sie auch ein wenig zu sehr dem Schnabel eines Habichts ähnelte). Doch ihr dunkles Haar, so schwarz, dass es im Sonnenlicht beinahe schon bläulich wirkte, und so lang, dass es ihr fast bist zur Taille reichte, wenn sie es offen trug, und ihre großen, funkelnd-braunen Augen brachten erstaunlicherweise dennoch viele Leute dazu, sie sehr wohl für schön zu halten. An diesem Tag hatten Sairah Hahlmyn, ihr persönliches Dienstmädchen seit ihrem neunten Lebensjahr und Lady Mairah Lywkys, ihre Erste Hofdame, ihr das Haar aufwändig frisiert; juwelenbesetzte Kämme und ein Diadem zierten es, und die lebhaften Augen der jungen Königin wirkten dunkel und ruhig und außerordentlich wachsam.
    Der Mann an ihrer Seite, Mahrak Sahndyrs, seines Zeichens Baron Green Mountain, war mindestens acht oder neun Zoll größer als sie; seine Gesichtszüge waren grob und kräftig, und sein silbernes Haar wurde zunehmend schütterer. Seit fast zwölf Jahren war Sharleyan die Königin von Chisholm, ihrem jugendlichen Alter zum Trotz, und die ganze Zeit über schon diente Green Mountain ihr als Erster Ratgeber. Gemeinsam hatten sie schon manche politischen Turbulenzen überstanden, auch wenn keiner von ihnen jemals einen derartigen Hurrikan der Ereignisse erwartet hatte, wie er in den letzten sechs Monaten über halb Safehold hinweggebrandet war.
    »Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass wir das wirklich tun«, sagte sie, den Blick fest auf die vorderste der Galeonen gerichtet, die nun einer fahnengezierten Galeere der Royal Chisholmian Navy zu dem für sie vorgesehenen Ankerplatz folgte. »Wir müssen verrückt sein! Das ist Ihnen doch auch klar, oder nicht, Mahrak?«
    »Ich

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