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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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glaube, genau so habe ich das Euch gegenüber ausgedrückt, als Ihr beschlossen hattet, wir würden es trotzdem tun, Eure Majestät«, gab Green Mountain mit einem milden Lächeln zurück.
    »Ein anständiger Erster Ratgeber hätte die Verantwortung für einen Anfall geistiger Umnachtung seiner Monarchin längst auf die eigenen Schultern geladen«, kommentierte Sharleyan mit ernster Miene.
    »Oh, ich versichere Euch, in der Öffentlichkeit werde ich auch genau das tun, Eure Majestät.«
    »Aber nicht, wenn wir alleine sind. Ich verstehe.« Sharleyan lächelte ihn an, doch für jemanden, der sie im wahrsten Sinne des Wortes kannte, seit sie laufen gelernt hatte, war ihr die Anspannung dennoch deutlich anzumerken.
    »Nein, nicht wenn wir alleine sind«, pflichtete er ihr mit sanfter Summe bei und legte ihr sachte die Hand auf die Schulter. Eine derartige Geste der Vertraulichkeit hätte er sich in der Öffentlichkeit niemals erlaubt, doch da niemand sie hier beobachtete, gab es keinerlei Grund, auch in diesem Moment so zu tun, als wäre die jugendliche Königin nicht längst für ihn zu der Tochter geworden, die er niemals gehabt hatte.
    »Haben Sie irgendetwas darüber in Erfahrung gebracht, worum es hier überhaupt geht?«, fragte sie nach kurzem Schweigen.
    »Nichts, was wir nicht mittlerweile bis zum Exzess durchdiskutiert hätten«, antwortete er, und die Königin verzog das Gesicht, ohne dabei jedoch den Blick von den eintreffenden Schiffen abzuwenden.
    Ja, ›bis zum Exzess‹, dachte sie, und keiner von ihnen − und auch keines der anderen Mitglieder des Rates und der anderen Ratgeber, auf deren Urteil sie vertraute − hatte eine zufriedenstellende Theorie aufzustellen vermocht. Einige dieser Ratgeber − vor allem diejenigen, die sich mit aller Kraft dafür eingesetzt hatten, diesem Zusammentreffen nicht zuzustimmen −, waren sich sicher, das alles sei nur eine weitere Falle, mit dem Ziel, Chisholm noch tiefer in diesen charisianischen Sumpf hineinzuziehen (oder auch hineinzustoßen). Sharleyan wusste selbst nicht, warum sie nicht willens war, sich diese Sicht der Dinge zu eigen zu machen. Schließlich ergab diese Theorie durchaus Sinn. Dass man ihrem Königreich sämtliche Schiffe, die während der Schlacht die Flaggen gestrichen hatten, einfach so ›spontan‹ überstellt hatte, musste Chisholm in den Augen der ›Vierer-Gruppe‹ bereits immens verdächtig erscheinen lassen. Dass Königin Sharleyan es gewagt hatte, Sir Samyl Tyrnyr als Botschafter König Caylebs von Charis zu empfangen, obwohl Chisholm sich rein formal immer noch im Kriegszustand mit Caylebs Königreich befand, konnte dieses Misstrauen der Kirche nur noch gesteigert haben. Und jetzt das.
    Irgendwie bezweifle ich, dass es meinem Ruf bei diesem Mistkerl Clyntahn sonderlich zuträglich sein wird, wenn ich hier im Hafen meiner eigenen Hauptstadt charisianischen Kriegsschiffen alle Ehren zuteil werden lasse, während ich den Ersten Ratgeber vor Charis als Caylebs persönlichen Gesandten empfange, dachte sie. Zumindest was das angeht, haben die Schwarzseher unter meinen Beratern recht. Andererseits: Wie schlimm kann es denn noch werden?
    Unter den gegebenen Umständen war das natürlich eher eine hypothetische Frage. Sharleyan zweifelte nicht im Mindesten daran, dass die ›Vierer-Gruppe‹ sofort begriffen haben dürfte, wie sehr sich die Königin von Chisholm und ihre Admirals in jeder Hinsicht gezielt Zeit gelassen hatten, nachdem ihnen die Anweisung zugegangen war, Hektor von Corisande gegen Charis zu unterstützen. Es wäre natürlich sogar zutiefst erstaunlich gewesen, hätte Sharleyan anders gehandelt, schließlich hasste Hektor sie vielleicht sogar noch mehr, als er Haarahld VII. von Charis hasste − und von ihrer Seite aus war dieses Gefühl vermutlich noch ausgeprägter als von der seinen. Dennoch, die Tatsache, dass so viele Schiffe ihrer Navy kapituliert hatten, ohne zuvor ernstlichen Schaden genommen zu haben, war vermutlich doch ein wenig arg übertrieben gewesen, selbst für jemanden, der so erfahren war im alltäglichen Zynismus der hohen Politik wie Kanzler Trynair. Und die ›Großzügigkeit‹, mit der Cayleb ihr diese Schiffe zurückgab, ohne seinerseits auch nur Reparationszahlungen dafür zu fordern, dass sie Teil jener groß angelegten Offensive gewesen war, die seinen Vater und Tausende seiner Untertanen das Leben gekostet hatte, war ein äußerst geschickter Schachzug des jugendlichen Königs von Charis gewesen.
    Sie

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