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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wollte ihn dafür verabscheuen, dass er sie bewusst in eine Lage gebracht hatte, in der es völlig unmöglich war, dass die ›Vierer-Gruppe‹ nicht erbost über sie sein würde. Was mit der nachvollziehbaren Idee begonnen hatte, ihre eigene militärische Stärke so weit wie möglich zu schonen, indem sie so zögerlich wie nur irgend möglich mit Hektor ›kooperierte‹, sah nach Caylebs ›spontaner‹ Geste der Großzügigkeit zunehmend und in gefährlichem Maße danach aus, als würde sie mit Charis unter einer Decke stecken. Niemand im Tempel würde ihr das leichthin vergeben, und das mochte langfristig durchaus todbringende Konsequenzen für ihr eigenes Königreich mit sich bringen.
    Doch Sharleyan konnte sich kaum darüber beschweren, dass Cayleb in dieser Art und Weise gehandelt hatte, schließlich hätte sie, wären ihre Rollen getauscht gewesen, sich für genau das gleiche Vorgehen entschieden. Alles, was in irgendeiner Weise dazu angetan sein mochte, zumindest einen Teil der Aufmerksamkeit der ›Vierer-Gruppe‹ von Charis abzulenken, musste Cayleb lohnenswert erscheinen. Und − auch das ganz aus seinem Blickwinkel betrachtet − alles, was er dazu nutzen konnte, Chisholm zu … ermutigen, ein aktives Bündnis mit Charis einzugehen, statt sich gegen sein Königreich zu stellen, musste ebenfalls versucht werden. Tatsächlich musste sich die Königin eingestehen, dass sie, statt Verärgerung zu empfinden, Cayleb doch unverhohlen dafür bewunderte, all das so klar und deutlich erkannt zu haben.
    Und nun sei doch ehrlich, Sharleyan, sagte sie zu sich selbst. Du hättest es von Anfang an vorgezogen, ein Bündnis mit Charis einzugehen, als plötzlich Hektor und Nahrmahn als ›Verbündete‹ zu haben. Hättest du geglaubt, Haarahld habe auch nur den Hauch einer Überlebenschance, dann hättest du ihm genau diese Art Bündnis doch selbst vorgeschlagen, und das weißt du auch ganz genau. Das ist der wahre Grund, warum du Caylebs ›Geschenk‹ in Form deiner eigenen Galeeren angenommen hast. Und das ist auch der wahre Grund dafür, dass du es ihm gestattet hast, Tyrnyr nach Cherayth zu schicken. Irgendwie ziehst du Charis doch immer noch Hektor vor, oder nicht? Und es ist ja auch durchaus möglich, dass Cayleb sehr wohl eine Chance hat zu überleben − vielleicht sogar, aus all dem hier siegreich hervorzugehen.
    Sie schaute zu, wie die Galeonen, die diese Chance auf einen Sieg repräsentierten, langsam und stetig auf ihren Ankerplatz zusteuerten, und fragte sich, was Graf Gray Harbor, der einen so weiten Weg zurückgelegt hatte, ihr wohl mitteilen würde.
    Es war das dritte Mal, dass Rayjhis Yowance nach Cherayth reiste, auch wenn er bei seinen ersten beiden Reisen noch als Offizier der Royal Charisian Navy tätig gewesen war, nicht als Erster Ratgeber des Königreiches. Schließlich verließ ein Erster Ratgeber niemals die Heimat. Genau deswegen hatte jedes Königreich ja auch so etwas wie ›Botschafter‹, die diese oft beschwerlichen Reisen unternahmen, denn Erste Ratgeber waren stets zu beschäftigt, und ihre Pflichten viel zu wichtig, als dass sie einfach auf lange, vielleicht gar nutzlose, Fahrten hätten gehen können.
    Natürlich ist das so!, herrschte er sich innerlich an. Deswegen bist du ja jetzt auch hier, nicht wahr, Rayjhis?
    Bei diesem Gedanken verzog er ein wenig die Lippen, doch er verkniff sich ein echtes Lächeln und achtete stattdessen sorgsam darauf, eine angemessen ernste Miene zur Schau zu stellen, während er dem Kammerherrn den Flur im Palast hinab folgte. So entgegenkommend sich Sharleyan auch verhalten hatte, so wäre es völlig unangebracht, hier den Eindruck zu erwecken, dass das Treffen irgendetwas Belustigendes an sich hätte. Vor allem, da sie sich bereit erklärt hatte, sich mit ihm alleine zu treffen. Nur ihr eigener Erster Ratgeber würde dem Gespräch beiwohnen. Und vor allem, wenn sie vor noch nicht einmal einem Fünftag überhaupt über sein Kommen in Kenntnis gesetzt worden war; Graf Gray Harbor war dem Überbringer der ursprünglichen Botschaft äußerst dichtauf gefolgt.
    Was das betrifft, ist Cayleb seinem Vater sehr ähnlich, aber er hat einen ganz eigenen, unnachahmlichen Stil … und für einen alten Mann wie mich entschieden zu viel Energie, sinnierte Gray Harbor. Ich beginne langsam zu verstehen, was Merlin und Domynyk gemeint hatten, als sie berichteten, wie schwer es ihnen gefallen sei, ihn auf See im Zaum zu halten − oder auch nur im Auge zu behalten. Cayleb

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