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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ist eigentlich überhaupt nicht so … impulsiv, wie er manchmal erscheinen mag, aber Merlin hat recht. Wenn ihm zwei Möglichkeiten zur Auswahl stehen, sich einem bestimmten Problem anzunähern, wird Cayleb zweifellos immer den kühneren Weg wählen. Und wenn er sich dann erst einmal entschieden hat, verliert er auch nicht mehr viel Zeit, was?
    Ein König konnte durchaus schlechtere Charaktereigenschaften aufweisen, vor allem wenn er sich gerade in einem Kampf auf Leben und Tod befand. Aber genau das machte es natürlich durchaus beschwerlich, mit ihm Schritt halten zu müssen.
    Der Kammerherr verlangsamte seine Schritte und blickte über die Schulter hinweg den Charisianer mit einer Miene an, der anzusehen war, wie sehr man den Höfling darin ausgebildet hatte, sich keinesfalls die eigenen Gedanken anmerken zu lassen. Dann bog er um eine letzte Ecke des Flures und blieb stehen.
    Vor der Tür standen zwei Gardisten, beides Sergeants in der silberblauen Uniform von Chisholm. Die Mienen der beiden Soldaten waren nicht ganz so neutral wie die des Kammerherrn. Ganz offensichtlich behagte ihnen die Vorstellung nicht sonderlich, den Ersten Ratgeber des Königreiches, dessen Navy erst vor wenigen Tagen einen ernst zu nehmenden Teil der Flotte von Chisholm in Feuerholz verwandelt hatte, einfach so zu ihrer Königin vorzulassen. Dass man sie angewiesen hatte, außerhalb des kleinen Audienzzimmers zu bleiben, war ihrer Laune nicht gerade zuträglich. Dass ihnen ausdrücklich untersagt worden war, Gray Harbor zu durchsuchen oder ihm auch nur die Waffen abzunehmen, steigerte ihr Unbehagen noch.
    Dem Grafen war sehr wohl bewusst, wie diese Gardisten sich fühlen mussten. Tatsächlich empfand er sogar zutiefst Mitleid mit ihnen, und so traf er eilends eine Entscheidung.
    »Einen Augenblick, bitte«, sagte er und ließ den Kammerherrn innehalten, kurz bevor dieser dazu gekommen war, an die auf Hochglanz polierte Tür zu klopfen. Erstaunt blickte der Kammerherr ihn an, und Gray Harbor gestattete sich ein schiefes Lächeln. Dann hob er vorsichtig das Gehenk seines Galadegens über den Kopf und reichte die Waffe in ihrer Scheide dem nächststehenden der beiden Gardisten. Fast unmerklich weiteten sich die Augen des Chisholmianers, als er den Degen entgegennahm, und dann löste Gray Harbor auch noch den Dolch, den er am Gürtel trug, und gab ihn ebenfalls weiter.
    Der Gesichtsausdruck des Gardisten veränderte sich, als dieser Gast ihrer Majestät so freiwillig die Waffen ablieferte, die ihm abzunehmen ausdrücklich untersagt worden war. Sonderlich glücklich schien die Wache über dieses Zusammentreffen dennoch nicht zu sein, doch der ranghöhere der beiden Gardisten verneigte sich tief vor dem Botschafter; er war dem Charisianer für dieses Zugeständnis zutiefst dankbar.
    »Ich danke Ihnen, mein Lord«, sagte er, dann richtete er sich wieder auf und klopfte persönlich an die Tür.
    »Graf Gray Harbor ist eingetroffen, Eure Majestät«, verkündete er.
    »Dann lassen Sie ihn bitte herein, Edwyrd«, erwiderte eine melodische Sopranstimme, und der Gardist öffnete die Tür. Dann trat er einen Schritt zur Seite.
    Gray Harbor murmelte einen Dank, ging an dem Sergeant vorbei und betrat das getäfelte Audienzzimmer. Fenster hatte dieser Raum nicht, doch von der Decke herabhängende Lampen erleuchteten ihn taghell, und im Kamin prasselte ein Feuer. Es war nicht sonderlich groß, vor allem, wenn man bedachte, dass dieser Kamin auch fast einem ganzen Segelmast Platz geboten hätte, doch die Wärme, die dieses Feuer spendete, war Gray Harbor äußerst willkommen. Offiziell herrschte hier in Chisholm Frühling, doch Cherayth lag mehr als zweitausend Meilen jenseits des Äquators, und Gray Harbor, der das Klima von Charis gewohnt war, empfand es als entschieden zu kühl.
    Mit ruhigen Schritten ging er den königsblauen Teppich hinab und blickte sich aufmerksam im ganzen Raum um. Sharleyans Sessel war zu schlicht, als dass man ihn als ›Thron‹ hätte bezeichnen können, doch das Podest, auf dem er stand, war hoch genug, um eindeutig anzuzeigen, dass dort ein gekröntes Staatsoberhaupt saß, selbst wenn die Königin sich dafür entschieden hatte, ihren Gast recht formlos zu empfangen. Baron Green Mountain stand neben ihr und schaute ihn aufmerksam an, als Gray Harbor sich seiner Regentin näherte. Dann legte Sharleyan die Stirn in Falten.
    »Mein Lord«, sagte sie, bevor er das Wort ergreifen konnte, und nun klang ihre Stimme deutlich weniger

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