Codename Merlin - 3
Stattdessen wurde ausschließlich der Dienstgrad verwendet, und da der Adelstitel des jungen Aplyn-Ahrmahk höher stand als jeglicher der anderen Offiziere in der gesamten königlichen Navy − einschließlich High Admiral Lock Island −, konnte man ihn auf diese Weise recht mühelos wieder in die deutlich einfachere Rolle des ›Master Midshipman Aplyn-Ahrmahk‹ zwängen, was für alle eine deutliche Erleichterung darstellte.
Natürlich galten bei rein gesellschaftlichen Veranstaltungen gänzlich andere Regeln. Und das bedeutete, es war vermutlich recht gut, dass die Mannschaft eines Schiffes der Navy nur selten Gelegenheit hatte, sich an Land in derlei gesellschaftlichen Anlässen zu ergehen. Und Yairley hatte die Absicht, dafür zu sorgen, dass der Herzog diese an Bord des Schiffes absolvieren würde.
Ersparen wir dem Jungen, was wir ihm nur ersparen können, bis er … ach, sagen wir: vierzehn ist. Dann hat er wenigstens genug Zeit, anständige Tischmanieren zu erlernen, bevor er gezwungen ist, mit anderen Herzögen und Prinzen zu speisen!
Und das gehörte zufälligerweise zu genau den Dingen, in denen Yairley persönlich den jungen Burschen unterwies.
Aplyn-Ahrmahk hatte das Deck überquert und salutierte nun förmlich, indem er die Hand an die linke Schulter legte. Mit ernster Miene erwiderte Yairley den militärischen Gruß, dann deutete er mit dem Kinn auf die Landmasse an Backbord, die immer weiter aus der Finsternis heraustrat.
»Gehen Sie bitte unter Deck, Master Aplyn-Ahrmahk. Richten Sie dem Grafen meine Grüße aus und informieren Sie ihn, dass wir ganz nach Zeitplan in den Hafen von Hanth Town einlaufen werden.«
»Aye aye, Sir!«
Erneut salutierte Aplyn-Ahrmahk und lief dann auf die Heckluke zu.
Er bewegt sich überhaupt nicht wie ein Zwölfjähriger, sinnierte Yairley. Vielleicht war das einer der Gründe dafür, dass es den anderen Midshipmen so leicht fiel, ihn als ihresgleichen zu akzeptieren. Aplyn-Ahrmahk war ein recht schlanker, fast schmächtiger Junge, der niemals auffallend groß oder kräftig werden würde, doch auch das schien er nicht zu bemerken. Er trat mit einem auffallenden Selbstbewusstsein auf, gab jedem anderen das Gefühl, genau zu wissen, wer er eigentlich sei, obwohl es ihm offensichtlich immer noch äußerst unangenehm war, nun den Kreisen des Hochadels anzugehören. Oder vielleicht lag es auch einfach daran, dass der junge Aplyn-Ahrmahk − im Gegensatz zu allen anderen Midshipmen − ganz genau wusste, er würde niemals in seinem Leben etwas ertragen müssen, was schlimmer war als das, was ihm an Bord der HMS Royal Charis bereits widerfahren war.
Ich denke, dachte Yairley mit finsterer Miene, wenn man den eigenen, sterbenden König in den Armen hält und dessen letzten Atemzug miterlebt, führt das dazu, dass man die Welt mit völlig anderen Augen sieht. Der Mann, der in sich selbst immer noch ›Colonel Hauwerd Breygart von den Royal Charisian Marines‹ sah, nicht etwa den ›Grafen Hanth‹, stand am Schanzkleid der Destiny, als Captain Yairley das Schiff vorsichtig durch die überfüllten Gewässer des Hafens steuerte. Normalerweise hätte das keine so große Herausforderung dargestellt, doch es schien Breygart, als sei jeder Quadratfuß des Hafens von Jollen, Barkassen, Ruderbooten, Skiffs oder Flößen bedeckt … und in jedem einzelnen dieser kaum seetüchtigen Fahrzeuge drängten sich jubelnde Bürger von Hanth Town.
»Das Volk scheint erfreut, Sie zu sehen, Mein Lord«, merkte Lieutenant Rhobair Mahkelyn an, der vierte Lieutenant der Destiny. Der jüngste ordnungsgemäß bestallte Offizier unter Yairleys Kommando war an Bord des Schiffes als Breygarts Adjutant abgestellt worden. Er war ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswerter junger Mann, auch wenn Breygart nicht das Gefühl los wurde, Mahkelyn gehöre zu den Leuten, die genau im Auge behielten, welche Gefälligkeiten ihre Vorgesetzten ihnen schuldeten.
»Ich würde darin gerne eine spontane Zurschaustellung ihrer tief verwurzelten Zuneigung mir und meiner Familie gegenüber sehen«, erwiderte der frisch ernannte Graf trocken; er musste lauter sprechen, um das Stimmengewirr zu übertönen. »Andererseits haben mir genügend Berichte über Mahntayls Amtszeit vorgelegen, um mich erkennen zu lassen, worum es hier wirklich geht. Und, um ganz ehrlich zu sein: Ich vermute, sie würden aus ebenso vollem Halse für jeden anderen jubeln, der diesen armseligen Wicht hier in Hanth Town vertreibt.«
»Vermutlich
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