Codename Merlin - 3
Selbsttätig Navigierenden, Autonomen Aufklärer- und Kommunikationsplattformen gehört, und er wusste auch nichts von den fast mikroskopisch winzigen Parasiten-Sensoren, die eine derartige SNARC absetzen konnte. Doch ebenso wie sein Vater vor ihm, baute Cayleb ganz auf die Zuverlässigkeit von Merlins ›Visionen‹. Und im Gegensatz zu fast allen anderen der wenigen Personen, die von diesen Visionen überhaupt wussten, war sich Cayleb recht sicher, dass daran nichts ›Wundersames‹ war − auch wenn immer noch dieses winzige Problem bestand, dass sie, wie Merlin erklärt hatte, gegen die Ächtungen der Jwo-jeng verstießen. Und damit waren sie − und Merlin selbst ebenso − in den Augen der Inquisition ein Gräuel, das mit dem Kirchenbann zu belegen war.
Weiterhin auf Merlins Hilfe zu vertrauen, nachdem diese Kleinigkeit erst einmal ausgesprochen war, gehörte nicht zu den einfachsten Dingen, die Cayleb Ahrmahk in seinem Leben je getan hatte, doch ebenso wenig wie sein Vater neigte er dazu, jemals einmal gefällte Entscheidungen wieder anzuzweifeln.
»Womit soll ich anfangen?«, erkundigte sich Merlin höflich.
»Na ja, Ihr könntet vielleicht mit Königin Sharleyan beginnen, denke ich. Natürlich nur, wenn es nicht noch etwas anderes, noch Interessanteres gibt, wovon ihr mir zu berichten wünscht.«
Caylebs Miene verriet fast ebenso viel Anspannung wie sein Tonfall, und Merlin verkniff sich ein Lachen. Auch wenn es hier letztendlich ›nur‹ um einen Ehevertrag ging, war Cayleb doch bemerkenswert nervös, wie die Königin von Chisholm auf seinen Vorschlag reagiert haben mochte. Die Tatsache, dass er von ihr bislang noch nicht einmal ein Portrait oder dergleichen gesehen hatte, war nicht gerade dazu angetan, die Schmetterlinge in seinem Bauch zu besänftigen.
Für einen Regenten ist er wirklich bemerkenswert jung, nicht wahr?, dachte Merlin. Dann wurde er wieder ernst. Und er ist entsetzlich jung für eine Eheschließung aus rein politischen Erwägungen. Natürlich wird er angenehm überrascht sein, wenn er sie schließlich zu Gesicht bekommt.
»Tatsächlich«, begann er dann, »scheint sie diesen Vorschlag ernstlich in Erwägung zu ziehen. Und mir scheint, sie steht ihm eher positiv gegenüber, auch wenn sie sich das bislang noch kaum anmerken lässt. Offiziell hat sie sich bisher weder dafür noch dagegen geäußert, nicht einmal Green Mountain gegenüber, und er ist für sie am ehesten so etwas wie ein Vater. Aber sie hat bemerkenswert viel Zeit darauf verwandt, in ihrem Gemach Eure Briefe zu lesen. Und …« − nun glitzerten Merlins Saphiraugen − »… sie hat auch recht lange euer Portrait betrachtet, das wir ihr zusammen mit den Briefen haben zukommen lassen.«
»Oh Gott!« Cayleb verdrehte die Augen. »Ich wusste, ich hätte mich von Euch und Rayjhis niemals dazu überreden lassen sollen, ihr dieses Ding zu schicken! Wenn sie glaubt, von dieser absoluten Ausdruckslosigkeit auf meinem Gesicht auf das schließen zu können, was wirklich in meinem Kopf vor sich geht, dann wird sie so schnell davonlaufen, wie sie nur kann − und wahrscheinlich dabei auch noch nach Leibeskräften schreien!«
»Unfug!«, widersprach Merlin, und es klang tatsächlich ein wenig tröstlich. »Ich selbst bin der Ansicht, Ihr seiet außerordentlich gut getroffen. Natürlich bin ich keine junge, schöne Prinzessin.«
Zumindest nicht mehr, setzte er innerlich noch hinzu. Aber vertrau mir einfach, Cayleb. Du hast offensichtlich nicht allzu viel Ahnung, wie eine Frau auf dieses Portrait reagieren wird − ganz egal, welche Frau. Und das Bild ist noch nicht einmal sonderlich beschönigt.
»Wollt Ihr damit sagen: sie schon?« Obwohl Cayleb sich bemühte, möglichst ungezwungen zu klingen, wusste Merlin sehr genau, dass diese Frage ernster gemeint war, als der junge König zuzugeben bereit war, und so hatte er doch ein wenig Mitleid mit dem jungen Mann.
»Um ganz ehrlich zu sein: Ich würde nicht behaupten, sie sei ›schön‹, Cayleb. Aber sie ist eine außergewöhnlich gut aussehende, junge Frau, und ich bezweifle sehr, dass man an ihrer Figur etwas auszusetzen hätte oder an ihrer Art und Weise, sich zu bewegen. Und auch wenn sie nicht gerade schön sein mag, so hat sie doch noch Vorzüge, die deutlich wichtiger sind: Sie hat Charakter und einen ausgeprägten Verstand. Wir reden hier nicht über ein hübsches kleines Püppchen, glaubt mir. Ich bin mir recht sicher, dass die meisten Menschen in ihrer Gegenwart
Weitere Kostenlose Bücher