Codename Merlin - 3
birgt das einen gewissen Funken Wahrheit, Mein Lord«, gab Mahkelyn nach kurzem Schweigen zu.
»Das birgt Shan-wei viel Wahrheit«, setzte Breygart heftig nach. Er vermutete, es werde allmählich Zeit, sich selbst wirklich als ›Graf Hanth‹ zu sehen. »Und wenn ich es in ein paar Monaten nicht geschafft habe, hier wie von Zauberhand alles in Ordnung zu bringen, was Mahntayl verpfuscht hat, werde ich bei meinen geliebten Untertanen wieder deutlich weniger beliebt sein.«
Dieses Mal wusste Mahkelyn offensichtlich nicht, was er sagen solle. Er beschränkte sich auf ein Nicken und eine angedeutete Verneigung, dann bat er mit einem Murmeln über Verpflichtungen darum, sich entschuldigen zu dürfen.
Breygart − Nein, verdammt noch mal, Hanth, du Blödmann! − blickte ihm ein wenig belustigt hinterher.
Du wolltest wohl nicht das Risiko eingehen, dich in die Nesseln zu setzen, indem du mir zustimmst, was, Mahkelyn?, dachte er spöttisch. Dann wandte er den Kopf zur Seite, als ein anderer neben ihn an das Schanzkleid trat und in das menschenübersäte Hafenbecken hinabblickte.
»Guten Morgen, Euer Durchlaucht«, sagte der Graf und Hektor Aplyn-Ahrmahk verzog das Gesicht.
»Guten Morgen, Mein Lord«, erwiderte er, und Hanth lachte leise, als er den Tonfall des Midshipman hörte.
»Sie fühlen sich immer noch nicht ganz wohl dabei, nicht wahr, Euer Durchlaucht?«
»Mein Lord?« Aplyn-Ahrmahk blickte zu ihm auf, und wieder lachte Hanth, dieses Mal ein wenig lauter.
»Mit dem Titel, Bursche«, sagte er nach kurzem Schweigen, und er sprach leise genug, um sich sicher zu sein, dass niemand hörte, wie formlos er mit einem Angehörigen des Königshauses sprach. »Fühlt sich immer noch komisch an, wie? Als gehöre der Titel zu irgendjemand anderem.«
Einige Momente lang blickte der Midshipman ihn nur schweigend an. Hauwerd Breygart war nicht gerade außergewöhnlich hochgewachsen, doch er war ein muskulöser, durchtrainierter Mann, der auf fast zwanzig Jahre Dienst bei den Marines zurückblicken konnte. Im Vergleich zu dem schmächtigen Jungen neben sich wirkte er erschreckend massig, und er sah deutlich, welche Emotionen über die Miene des jungen Aplyn-Ahrmahk huschten. Dann nickte der Midshipman.
»So ist es, Mein Lord«, gestand er ein. »Captain Yairley arbeitet mit mir, aber es hat in meiner ganzen Familie noch nie einen Adeligen gegeben. Nicht einmal einen einfachen Ritter, soweit ich weiß! Was weiß ich denn schon, was es heißt, ein ›Herzog des Oberhauses‹ zu sein?«
»Wahrscheinlich etwas weniger, als ich darüber weiß, was es heißt, ein Graf zu sein«, erwiderte Hanth und grinste. »Und das, um ganz offen zu sein, bedeutet: kein Shan-wei-Bisschen.«
»Noch weniger als das«, bestätigte Aplyn-Ahrmahk mit einem schiefen Grinsen.
»Na ja, ich denke, wir werden uns wohl beide daran gewöhnen müssen, Euer Durchlaucht.« Wieder blickte Hanth zum Hafen hinüber und bemerkte, dass einige der Gebäude unmittelbar am Hafen schwere Schäden davongetragen hatten. Während der letzten Kämpfe gegen die Söldner, die Mahntayl zurückgelassen hatte, war es zu zahlreichen Brandstiftungen gekommen, und die blanken Außenmauern mindestens eines halben Dutzends Lagerhäuser reckten sich kahl und verkohlt der Morgensonne entgegen.
Noch etwas, das wieder aufgebaut werden muss, schoss es Hanth durch den Kopf.
»Aber Sie haben wenigstens gewusst, dass Sie zur Erbfolge gehören, Mein Lord«, merkte Aplyn-Ahrmahk an, und Hanth nickte.
»Das wohl. Aber, um ganz ehrlich zu sein, ich hatte niemals damit gerechnet, dass alle fünf Geschwister und Vettern, die zwischen mir und dem Titel standen, einfach so wegsterben würden. Gewollt habe ich das ganz gewiss nicht, so viel ist sicher.« Er schüttelte den Kopf, und seine Miene wirkte nun sehr düster. »Ich habe diesen Idioten Mahntayl nie davon überzeugen können, dass ich diese verdammte Grafschaft überhaupt nicht wollte! Ich denke, deswegen hat er auch versucht, mich noch aus dem Weg räumen zu lassen, nachdem die Kirche ihm das Land schon längst zugesprochen hatte.
Er hat nie verstanden, dass mein einziger Grund, seinen Anspruch anzufechten, lediglich darin bestand, dass ich nicht einfach tatenlos zuschauen konnte, wie jemand wie er die Grafschaft zugrunde richtet. Und genau das hat er, wenn man es nüchtern betrachtet, in den letzten Jahren getan.«
Hektor Aplyn-Ahrmahk bezweifelte, dass es allzu viele Menschen gab, die der Versicherung des Grafen, er habe
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