Codename Merlin - 3
ihn ganz gewiss nicht einfach in meinem Rücken zulassen, vor allem nicht, wenn er selbst über eine moderne Flotte verfügt, wie groß sie auch sein mag, solange die ›Vierer-Gruppe‹ immer noch bemüht ist, jedes andere größere Reich auf ganz Haven und Howard davon zu überzeugen, uns frontal anzugreifen! Vielleicht könnte ich mich damit zufriedengeben, ihn zum Abdanken zu bewegen und … ihn und seine Familie an einen anderen Ort schaffen zu lassen. Mir gefällt der Gedanke zwar überhaupt nicht, darauf verzichten zu müssen, seinen Schädel auf einem Pfahl vor seinem eigenen Palast zur Schau zu stellen, wie Ihr Euch gewiss vorstellen könnt. Aber ich möchte mich auch keinesfalls auf einen endlosen Kampf in Corisande einlassen, aus dem ich uns dann nicht mehr befreien kann. Also könnte ich mich wirklich mit einer anderen Lösung zufriedengeben, wenn damit sichergestellt ist, dass er uns nicht mehr in die Quere kommt. Aber weiter reicht meine Versöhnlichkeit wirklich nicht! Wenn ich damit das Risiko eingehe, mich auf einen langen, schwierigen Krieg einlassen zu müssen, dann ist das eben so. Ich werde eher zulassen, dass die ›Vierer-Gruppe‹ deutlich mehr Zeit hat, sich vorzubereiten, als dass ich es hinnehme, Hektor oder irgendjemanden aus seiner Familie auf dem Thron eines Reiches in meinem Rücken zu lassen.«
Diese letzten Sätze klangen wie der Schwur eines zu allem entschlossenen Mannes, und Merlin nickte. Tatsächlich war er durchaus geneigt, Cayleb in allem zuzustimmen, was in irgendeiner Weise Hektor betraf.
»Wenn es das ist, was Ihr tun wollt, Cayleb, dann werdet Ihr Euch überlegen müssen, wie ihr so schnell wie möglich gegen ihn vorgehen wollt«, sagte er. »Wenn Sharleyan tatsächlich so denkt, wie ich das vermute, und wenn sie in Bezug auf Euren Vorschlag ebenso entschlusskräftig ist, wie ich es bei anderen Entscheidungen gesehen habe, dann werdet Ihr vermutlich bemerken, dass Chisholm sogar noch mehr willens ist als Ihr, gegen Corisande vorzugehen. Aber auch Tartarian hat recht: Selbst zusammen mit Chisholm wüsste ich nicht, wie Ihr mehr als eine Offensive gegen fremdes Territorium gleichzeitig führen könntet. Zumindest nicht, wenn bei sämtlichen dieser Offensiven Armeen erforderlich sind.«
»Womit wir wieder bei Nahrmahn wären«, stimmte Cayleb ihm zu. Nachdenklich schürzte er die Lippen, dann richtete er sich auf.
»Ich weiß, dass Bynzhamyn sofort einen Schlaganfall bekäme, wenn er das hier hörte − der traut Nahrmahn nicht so weit, wie er spucken kann −, aber um ganz ehrlich zu sein, würde ich es vorziehen, eher mit Nahrmahn eine diplomatische Lösung zu suchen als mit Hektor. Sein Reich liegt nahe genug, und Emerald ist auch nicht sonderlich groß. Wenn also alle Stricke reißen, könnten wir ihn wohl höchstwahrscheinlich überrennen, falls er sich doch entscheiden sollte, irgendetwas Waghalsiges zu unternehmen.«
»Ach, tatsächlich?« Es war das erste Mal, dass Cayleb in Merlins Beisein ein diplomatisches Vorgehen ansprach, was Emerald betraf.
»Versteht mich nicht falsch«, setzte Cayleb mit grimmiger Miene hinzu. »Ich habe sehr wohl die Absicht, Emerald Charis einzuverleiben. Das mag Nahrmahn schon die ganze Zeit über befürchtet haben, aber tatsächlich können wir uns keinesfalls erlauben, dass Emerald weiterhin unabhängig bleibt, von welchem Standpunkt aus man es auch betrachten mag − ganz besonders natürlich vom rein strategischen. Die einzige Frage, die sich dabei wirklich stellt, ist doch nur, wie wir vorgehen müssen, um diese Veränderung herbeizuführen. Angesichts dessen, woran sich Nahrmahn beteiligt hat − ob die Idee nun von ihm stammte oder nicht −, bin ich durchaus bereit, das auf die harte Tour durchzuziehen, sollte es erforderlich sein. Andererseits ist es mir längst nicht so wichtig, seinen Schädel auf eine Pike zu spießen. Da ist Hektors Schädel schon etwas ganz anderes.«
»Nach allem, was ich von Nahrmahns letzten Beratungsgesprächen mitbekommen habe, weiß ich nicht genau, ob er sich dieses feinen Unterschiedes bewusst ist«, merkte Merlin an.
»Was mir im Augenblick herzlich egal ist.« Cayleb verzog die Lippen zu einem boshaften Grinsen. »Je mehr er sich derzeit um seinen Schädel sorgt, umso mehr wird er … Argumenten der Vernunft zugänglich sein, wenn es so weit ist, oder nicht? Und ich werde ihm deutlich zu verstehen geben, dass ich militärisch gesehen derzeit die deutlich besseren Karten habe. Falls ich ihm
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