Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss

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scharf von der Berührung mit einem der Stahlmasten.
    Das Flußbett wurde enger, und seine Wände stiegen höher auf; es war allmählich, über die Jahrhunderte hinweg, in ein aus den Bergen stammendes Schwemmland eingeschnitten worden. Vor ihr stieg die Schlucht abrupt himmelwärts, durch die die erodierenden Wassermassen flossen; ein Einschnitt in dem roten Felsen, so präzise wie die Zieleinrichtung eines Gewehres.
    Sie flog immer noch per Handbetrieb und wurde mit jeder Sekunde sicherer, die sie sich in der Luft halten konnte. Sie dachte über ihre Fähigkeiten nach, ein kompliziertes technisches Gerät zu bedienen, das sie, soweit sie sich erinnern konnte, zuvor nicht einmal gesehen hatte. Dennoch wußte sie ohne nachzudenken sofort, wozu es diente, wie es funktionierte, wie die Bedienungsinstrumente angeordnet waren und wozu die intelligenten Subsysteme in der Lage waren.
    Sie kam zu dem Schluß, daß sie daran ausgebildet worden war. Dann wurde ihr klar, daß es einen gewichtigen Grund für ihren Gedächtnisverlust geben mußte.
    Sie überlegte weiter, daß es auch für ihre Angst vor dem Mann in Orange einen Grund geben mußte, die Angst, die sie bewegt hatte, zu fliehen. Sie schloß des weiteren – denn sie konnte sich an den ganzen Tag erinnern (wieso war das an sich schon merkwürdig?) –, daß man ihr absichtlich einen Teil aus ihrem Leben gerissen hatte, daß sie genau aus diesem Grund in Gefahr schwebte und daß der Mann in Orange irgend etwas mit diesen fehlenden Jahren und ihrer gegenwärtigen Bedrohung zu tun hatte.
    Sparta – ihr fiel ein, daß das nicht ihr richtiger Name war – redete mit dem Helikopter. »Snark, hier ist L.N. 30851005, erkennst du mein Kommando an?«
    Nach einer kurzen Pause sagte der Helikopter: »Ich erkenne Ihr Kommando an.«
    »Westliche Richtung, minimale Höhe und maximale Bodengeschwindigkeit in Übereinstimmung mit Fluchtprogramm. Umschalten auf automatische Steuerung, bitte.«
    »Automatische Steuerung, verstanden.«
    Auf beiden Seiten des Hubschraubers ragten glatte Wände aus rotem Jura-Sandstein auf und flogen vorbei. In der rasch ansteigenden Schlucht führte ein Flußbett voller durcheinandergeworfener Granitbrocken bergan; bis auf einige Schneereste war es jetzt trocken, während der Unwetter im Spätsommer würde es sich in einen reißenden Strom verwandeln. Einen Augenblick streifte der Helikopter die Äste ineinander verflochtener Weiden im Flußbett, dann flog er fast senkrecht den Berghang hinauf, wobei er überhängenden Basaltklippen ausweichen mußte, bis die Schlucht plötzlich enger wurde und sich in einen flachen Hohlweg quer durch einen Kiefernwald verwandelte. Dann flachte der Berg ab und wurde zu einer mit Espen übersäten Wiese.
    Sparta hatte die Skala der Geländeprojektion, die sich vor ihr abrollte, richtig eingestellt und betrachtete sie genau. Sie suchte das Bild ab, bis sie die gesuchte Geländeformation gefunden hatte. »Snark, geh auf 40 Grad Nord, 105 Grad, 40 Minuten und 20 Sekunden West.«
    »40 Nord, 105, 40, 20 West, verstanden.« Der Helikopter wurde plötzlich langsamer und zögerte am Rand der Espenwälder, seine Schnauze bebte, als versuchte er, eine Spur zu erschnuppern.
    Augenblicke später raste die Maschine über offene verschneite Ebene auf die weit entfernte und viel höhere Bergkette zu, deren Gipfel in der Sonne glänzten.

    »Objekt erfaßt.«
    In einem Kellerraum 1500 Meilen weiter östlich verfolgte eine kleine Gruppe von Männern und Frauen auf einem Videoschirm, wie der Helikopter über den Boden hinwegraste. Ein Satellit in 400 Meilen Höhe lieferte das gestochen scharfe und stark vergrößerte Bild.
    »Wieso benutzt sie die Fluchtprogramme nicht?«
    »Vielleicht weiß sie nicht, wie sie funktionieren.«
    »Auf jeden Fall weiß sie, wie man das Ding fliegt.« Der Sprecher war ein Mann in den Fünfzigern mit silbergrauen, kurzgeschorenen Haaren. Er trug einen dunkelgrauen Wollanzug und eine graue Seidenkrawatte ohne Muster über einem hellgrauen Baumwollhemd. Es war ein Geschäftsanzug, hätte aber auch eine Militäruniform sein können.
    Sein Ausruf stellte einen Vorwurf dar, zu dem niemand etwas zu sagen hatte; außer einem nervösen Scharren der Füße bekam er keine Antwort.
    Eine Frau berührte ihn am Ärmel, er wurde auf sie aufmerksam, und sie zuckte mit dem Kinn. Sie traten in eine dunkle Ecke des Kontrollraums, wo sie die anderen nicht stören konnten. »Was gibt’s?« knurrte er.
    »Wenn McPhee ihr