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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sie könnte in ihrem eigenen Zimmer im Haus ihrer Eltern in New York sein, akzeptierte aber die Tatsache, daß dies unter den gegebenen Umständen nicht möglich war. Alle waren hier sehr gut zu ihr gewesen. Eigentlich hätte es eine Ehre für sie sein müssen, hier zu sein – und sie versuchte auch, es so zu sehen.
    An diesem Morgen befand sie sich woanders. Das Zimmer hatte eine hohe Decke, und die hohen, mit verstaubten Gardinen verhangenen Fenster waren mit unregelmäßigen Glasscheiben versehen, in denen winzige Bläschen das Sonnenlicht brachen, daß es Galaxien aus flüssigem Gold bildete. Sie wußte nicht genau, wo sie war, aber dieses Gefühl kannte sie längst. Man hatte sie bestimmt in der Nacht hierher gebracht. Sie würde sich schon zurechtfinden, wie an den vielen anderen fremden Orten auch.
    Sie mußte zweimal niesen und fragte sich, ob sie sich möglicherweise erkältet hatte. Der schale Geschmack in ihrem Mund war so intensiv, daß er unangenehmerweise alle anderen Wahrnehmungen überdeckte. Sie hatte den Geschmack des gestrigen Abendessens so deutlich im Mund, als stände es vor ihr, nur daß alle Geschmäcker auf einmal da waren, die grünen Bohnen vermischten sich mit der Vanillesoße, der Reis roch nach Leinensack, und die Hackfleischbröckchen brodelten im Speichel … Vage erfaßte Formeln von Aminosäuren, Ester und Kohlenhydraten tanzten gleitend und kribbelnd durch ihr Gehirn. All das kam ihr bekannt vor, aber sie hatte keine Ahnung, was die Formeln bedeuteten.
    Sie sprang rasch aus dem Bett, zog Morgenmantel und Pantoffeln an – sie nahm bloß an, es seien ihre – und zog los, um sich irgendwo die Zähne zu putzen. Der Gestank in dem zugigen Korridor war überwältigend – Bohnerwachs, Urin, Salmiak, Galle und Terpentin –, durchdringende Gerüche mit ihren dazugehörigen, ungreifbaren mathematischen Entsprechungen, die Geister hervorriefen, Geister längst verschollener Bittsteller und Wohltäter, Arbeiter und Insassen dieses Gebäudes sowie ihrer Wärter und Besucher und all jener, die ein Jahrhundert lang hier verkehrt hatten. Sie mußte immer wieder niesen, doch schließlich ließ der betäubende Gestank nach.
    Sie fand das Bad ohne Schwierigkeiten. Als sie sich sich im Spiegel über dem hölzernen Waschtisch betrachtete, wurde sie plötzlich aus sich selbst herausgestoßen – ihr Bild schien zu wachsen –, bis sie auf ein ungeheuer vergrößertes Bild ihres Auges starrte. Es war dunkelbraun und an der Oberfläche feucht, ein Auge von glasiger Perfektion. Im gleichen Augenblick konnte sie im Glas ihr normales Spiegelbild sehen; das gigantische Auge war über ihr vertrautes Gesicht geblendet. Sie schloß das eine Auge – und sah nur ihr Gesicht. Dann schloß sie das andere – und schon starrte sie in die flüssige Tiefe einer ungeheuren, offenen Pupille. Die Schwärze darin war unergründlich.
    Irgend etwas … schien mit ihrem rechten Auge … nicht zu stimmen.
    Sie zwinkerte ein paarmal, und das Doppelbild verschwand. Ihr Gesicht war wieder es selbst. Dann fiel ihr wieder ein, daß sie sich die Zähne putzen wollte. Nach einigen monotonen Minuten versetzte die vibrierende Bürste sie in einen Dämmerzustand …
     
    Als der Helikopter draußen auf dem Rasen landete, machte er ein derart lautes Geräusch, daß die Fenster heftig zu beben begannen. Das Personal huschte eilig umher. Gewöhnlich bedeutete die unangekündigte Ankunft eines Hubschraubers eine Inspektion.
    Als der Doktor aus seiner Wohnung nach oben kam, wartete bereits einer der Gehilfen des Direktors in seinem Büro. Das gab ihm zu denken, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Wir haben Ihnen versprochen, daß der Direktor sich wieder an Sie wenden würde«, sagte der Gehilfe. Er war ein kleiner, überaus höflicher Bursche mit orangefarbenen Haaren, die in kleinen Locken eng um seinen Kopf lagen.
    »Ich dachte, Sie wären immer noch in Fort Meade.«
    »Der Direktor hat mich gebeten, Ihnen die Nachricht persönlich zu überbringen.«
    »Er hätte doch auch anrufen können.«
    »Der Direktor wünscht, daß Sie mich zum Hauptquartier begleiten. Und zwar sofort. Tut mir leid.«
    »Das ist unmöglich.« Der Doktor setzte sich, kerzengerade vor Anspannung, auf seinen hölzernen Schreibtischstuhl.
    »Ja, ja.« Der Gehilfe seufzte. »Sehen Sie, deswegen hätte ein Anruf auch nicht genügt.« Der Kerl mit den orangefarbenen Haaren trug immer noch seinen Kamelhaarmantel und um den Hals seinen peruanischen

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