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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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ihren starren Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet. Sie stand vornübergebeugt und hielt sich den Bauch.
    »Vielleicht weiß ich darauf eine Antwort«, sagte Blake zu Van Kessel. »Gress ist Signalanalytiker; wahrscheinlich war es ein Leichtes für ihn, die Steuersignale für die Beschleunigung zu dekodieren. Er brauchte nur einen Sender mit einem vorher festgelegten Code, der in genau dem Augenblick sendete, als Leylands Kapsel einen bestimmten Punkt der Rampe erreicht hatte – das Signal mußte nur stark genug sein, um den bordeigenen Sender der Kapsel zu überlagern. Ebenso einfach hätte er die Computer der Kapsel mit einer Fernsteuerung abschalten können, sobald sie die Rampe verlassen hatte.«
    »Eine Fernsteuerung …?« Van Kessel hatte seine Zweifel.
    »Sogar jetzt, in diesem Augenblick, ist einer auf die Rampe gerichtet«, sagte Sparta leise. »Die Radioteleskope. Jeder Empfänger kann auch als Sender benutzt werden, und umgekehrt.« Jetzt war ihr auch klar, woher dieses unangenehme Schwindelgefühl in der Nähe der Rampe kam. Es mußte mit einem telemetrischen Test der Antennenanlage zusammenhängen, die zu dem Zeitpunkt immer noch repariert wurde.
    Blake sagte: »Bestimmt kommen die Sicherheitsbehörden noch dahinter, daß Gress ein kleines Zusatzprogramm geschrieben hat, von dem niemand etwas wußte. Und daß Katrina bei der Feineinstellung der Teleskope ihre Hände im Spiel hatte. Schließlich hatte sie auf die Liste mit den Zielen einigen Einfluß.«
    Van Kessel zuckte mit den Schultern. »Wir werden sehen.« Er sah Sparta an. »Glauben Sie, sie hat Leyland absichtlich ausgesucht?«
    »Das war eher Pech, aber nicht nur für ihn, sondern auch für sie«, sagte Sparta. »Er saß ganz einfach in der nächsten Kapsel, die abgeschossen wurde. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Die Zeit verstrich langsam. Als die Dopplermessungen der Radarstationen in die Schaltzentrale strömten, wurden die Schätzungen über Gress’ Flugbahn exakter.
    Van Kessel war der erste, der es aussprach. »Gress wird nicht auf dem Mond aufschlagen.«
     
    Gress konnte das natürlich nicht wissen, da er sich offenbar weigerte zu glauben, was man ihm sagte. Außerdem gab er keine Antwort mehr. Sparta beobachtete die hellen Linien auf den Graphikmonitoren, die Gress’ rasenden Sturz Richtung Mond darstellten, und versuchte sich vorzustellen, was er dachte und fühlte, während die hell im Gegenlicht stehenden Berge um Farside auf ihn zugeschossen kamen. Der Mann wollte sterben, er wollte, daß der Mond ihn zerschmetterte …
    Van Kessel beobachtete Sparta. Sie hatte weder Überraschung noch sonst ein Gefühl gezeigt, als sie erfuhr, daß Gress den Mond verfehlen würde.
    »Sie haben doch geblufft, oder?« wollte Van Kessel wissen.
    »Wie es aussieht, haben wir Glück gehabt«, sagte sie leise.
    »Aber wenn Gress Leylands Kapsel so genau mit einem Sender programmieren konnte«, sagte Van Kessel, »warum dann nicht auch seine eigene? Schließlich sitzt er in dem Ding.«
    Sparta sah in Blakes rundes, ansehnliches Gesicht und bemerkte, daß er wieder die Braue hob. Ja, wieso eigentlich nicht? fragte sich Blake – und was hatte Sparta im Sinn gehabt, als sie aus dem fahrenden Buggy gesprungen war? Eine Frage, die Blake ihr in aller Öffentlichkeit nicht stellen würde.
    Sparta sagte unbeeindruckt zu Van Kessel. »Vielleicht hatte er bei Leylands Kapsel … Anfängerglück.«
    Van Kessel schnaubte. »Wollen Sie damit andeuten, die Raumkontrollbehörde will den Mantel des Schweigens um diese Geschichte hüllen?«
    »Das haben Sie sehr schön gesagt, Mr. Van Kessel«, sagte sie.
    »Das hätten Sie gleich sagen sollen«, brummte er. Von da an behielt er seine Fragen für sich. Er hatte seine Zweifel, ob er je dahinter kommen würde, was die Raumkontrollbehörde ihm verschwieg.
     
    Noch einmal wurde in der Station Alarm gegeben. Diesmal war es eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ein paar Leute schlenderten zu ihren Bunkern; wer von den Arbeitern jedoch etwas mehr Mut hatte, ging nach draußen, um zu sehen, wie Gress’ Kapsel über den Rand der Bergkette um das Mare Moskoviensis raste.
    Als die Kapsel geräuschlos und hell erleuchtet von der noch tief im Osten stehenden Sonne über ihren Köpfen dahinraste, flog sie einen guten Kilometer zu hoch.
    Sekunden später raste Gress in weitem Bogen wieder ins All.
    Sparta stand kurz vor der völligen Erschöpfung, dennoch versuchte sie ein letztes Mal, mit ihm Kontakt aufzunehmen. »Jetzt

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