Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel
genau zur Station zurückführte. Während er vorgab, Leyland helfen zu wollen, schickte er alle nötigen Signale hoch, mit denen er das Steuersystem der Kapsel sicher ausschaltete.«
Van Kessel brummte: »Das haben Sie sich alles wunderbar zurechtgedacht …«
»Die ersten Überlegungen habe ich angestellt, bevor ich zum Mond kam. Die meisten Fakten hatte ich ja bereits.«
Van Kessel holte tief Luft. »Ich nehme an, ich darf Ihnen gratulieren.«
»Aber nein. Ich habe mich völlig geirrt«, sagte Sparta. »Penney hatte nicht das geringste mit Leylands Fehlstart zu tun.«
»Wie bitte?« Jetzt begriff Van Kessel endgültig nichts mehr.
»Penney ist ein Killer, so weit, so schlecht – ich denke, es wird nicht schwer sein, nachzuweisen, daß Istrati durchdrehte und Selbstmord beging, weil Penney ihm wissentlich eine Überdosis Hypersteroide verpaßt hat, kurz bevor er heute seinen Schichtdienst antrat. Er wußte, daß ich ihm auf der Spur war. Aber den Fehlstart werden wir ihm nicht anhängen können.«
»Aber wem dann?« wollte Van Kessel wissen.
»Piet Gress.«
»Gress!« donnerte Van Kessel. »Er sitzt doch in der …!«
Sparta nickte. »Genau. Er sitzt in der nächsten Kapsel. Er ist Analytiker bei der Antennenanlage. Es ist seine Aufgabe, dort nach außerirdischen intelligenten Lebewesen zu suchen, aber es sieht alles danach aus, als wäre Gress bereit, sein Leben dafür zu opfern, daß man nie welche findet.«
»Wollen Sie damit sagen, daß er versucht hat, die Antennen zu zerstören?« fragte Blake.
»Wer sind denn Sie?« sagte Van Kessel mit einem wütenden Blick auf Blake, als sähe er ihn zum ersten Mal.
»Das ist Blake Redfield, wir arbeiten zusammen«, sagte Sparta. Sie hatte nicht die Absicht, Van Kessel ebenfalls vorzustellen. »Und zwar, weil man kurz davorstand, im Sternbild Crux zu suchen«, sagte sie zu Blake. »Wo sie, ihren Informationen nach, den Heimatplaneten der ›Götter‹, der Kultur X finden würden.«
»Kultur X. Kultur X? Was zum Teufel hat ein Haufen Gekritzel auf alten Tafeln mit dieser Geschichte zu tun?« wollte Van Kessel wissen, aber niemand beachtete ihn.
»Aber das hat er doch schon einmal ohne Erfolg versucht«, protestierte Blake. »Sie haben mir erzählt, Leylands Kapsel sei an den Bergen zerschellt. Die Antennen sind hinter dem Ringwall sicher.«
»Nicht mehr.«
Jetzt begriff Blake.
Und Van Kessel auch, selbst wenn ihm der große Zusammenhang immer noch nicht klar war.
»Der Leyland-Krater«, stöhnte er.
Irgendwie hatte Gress Leylands Kapsel dazu benutzt, ein Loch in den Bergring zu sprengen, der die Antennen der Farside-Basis schützte. Eine zweite Kapsel auf derselben Flugbahn würde durch dieses Loch fliegen – und einen Volltreffer landen.
»Können Sie die Flugbahn von Gress’ Kapsel bestimmen?« fragte Sparta Van Kessel.
»Für eine präzise Berechnung ist es noch zu früh. Der Fehler trat jedoch im selben Rampenabschnitt auf wie bei Leyland. Nach den ersten Schätzungen fliegt er auf derselben Bahn.«
»Haben Sie Kontakt zu ihm aufgenommen?«
»Bis jetzt antwortete er nicht. Vermutlich ist sein Funk gestört.«
»Lassen Sie mich mal versuchen.«
Sie setzte sich an das Schaltpult des Startleiters und bearbeitete den Telefunk. »Piet Gress, hier ist Ellen Troy von der Raumkontrollbehörde. Sie nehmen an, Sie sind in wenigen Stunden tot. Ich weiß, warum Sie das glauben. Aber Sie täuschen sich, und Sie werden auch Ihren Auftrag nicht erfüllen.«
Aus dem Lautsprecher drang nichts außer dem Rauschen des Äthers.
»Dr. Gress, Sie glauben, Sie befinden sich auf derselben Flugbahn wie Leyland, oder zumindest fast derselben. Aber Ihre Kapsel wird nicht durch die Lücke in der Bergkette fliegen. Ohne unsere Hilfe können Sie Ihren Kurs nicht korrigieren. Sie werden die Antennen nicht treffen. Sie haben die Wahl, sich entweder zu retten, oder einen sinnlosen Tod zu sterben.«
Einige Sekunden lang war aus den Lautsprechern nichts außer den Geräuschen des Kosmos zu hören. Dann konnte man plötzlich eine traurige, trockene Stimme vernehmen: »Sie bluffen.«
Sparta warf Van Kessel einen Blick zu. Er machte ein langes Gesicht. »Mr. Van Kessel«, sagte sie ruhig, »nur damit Sie wissen, mit wem wir es zu tun haben: Nach Informationen meines Kollegen, Mr. Redfield, gehört Gress zu einer fanatischen Sekte, die davon überzeugt ist, daß unser Sonnensystem vor langer Zeit von fremden Wesen besetzt wurde, die kurz davorstehen, diese Invasion zu
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