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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sterben.«
    Blake atmete langsam aus. »Das klingt beruhigend.«
    »Entleeren Sie Ihre Blase, bevor Sie in den Sack klettern. Es kann eine Weile dauern.«
    »Ich werde es nicht vergessen.«
     
    Die Marsstation beherrschte den Himmel. Der dicke unförmige Zylinder, dessen Achse genau nach unten zeigte, drehte sich vor den Sternen. Vom näher kommenden Raumschiff aus sah die Station wie ein sich drehender Deckel aus, der über dem scharfen Bogen des Planetenhorizonts balancierte.
    Die Marsstation war neuer und bequemer als L-5, die erste der gigantischen Weltraumstationen auf der Erdumlaufbahn, aber älter und schlichter als Port Hesperus, das Juwel unter den Kolonien. Sie diente rein praktischen Zwecken und bestand aus Metall und Glas, das man aus einem eingefangenen Asteroiden geschmolzen hatte. Das Design trug die Handschrift der sowjetischen Ingenieure, die den Bau überwacht hatten. Für die Videoschirme des Raumschiffes war die Station bereits zu nah. Außer der Glasfront des Zylinders konnte niemand an Bord etwas erkennen – nur die verwinkelten Spiegel, die Kommunikationsantennen und die Landedocks, die aus der feststehenden Achse ragten wie Speichen aus einer Nabe.
    Ein Ring aus Raumschiffen schwebte ›vor Anker‹ im nahen Raum, denn der Platz an den Docks war begrenzt. Die Raumkontrollbehörde unterhielt jedoch ihre eigenen Hochsicherheitsdocks und besaß eigene Mittel und Wege, Passagiere und Frachtgut zu laden oder zu löschen. Die bezahlten Spione und Neugierigen, die ständig in der Nähe des Q-Sektors herumlungerten, vermehrten sich jedesmal, wenn ein Schiff der Raumkontrollbehörde einlief.
    Als sich jetzt die Landungsröhre mit einem Knall über der Hauptluftschleuse schloß, sahen die Zuschauer nur einen einzigen Passagier herauskommen, eine schlanke, blonde Frau im Blau der Raumkontrollbehörde: Inspektor Ellen Troy.

3
    Blake verbrachte zwei Stunden zusammengerollt wie ein Embryo im Innern eines überheizten Plastiksacks und preßte sich eine Sauerstoffmaske vor das Gesicht. Als ihn die ersten Angstgefühle überkamen – sie werden mich doch nicht vergessen haben? –, bohrte sich etwas in die Seite des Sacks. Der Greifarm eines Teleoperators hatte ihn gepackt und zerrte ihn langsam durch den Deuteriummatsch, in den er gebettet lag.
    Nachdem er die Ventilschleusen des Tanks hinter sich hatte, brauchte Blake einige Minuten, um sich aus dem dreifach isolierten Sack zu befreien. Er bekam von außen unsichtbare Hilfe. Schließlich kletterte er schwitzend heraus. Der Sack schlotterte wie ein Ballon, dem in der Mikroschwerkraft die Luft ausgegangen war. Blake schwebte im Treibstofflager des Q-Sektors, umgeben von riesigen Kugeltanks voller Lithium und Deuterium, den wertvollen Antriebsstoffen, mit denen die Plasmaschiffe der Raumkontrollbehörde betrieben wurden.
    »Sie sind also Mr. Redfield«, verkündete eine kleine schwarzhaarige Frau in der Uniform der Raumkontrollbehörde, die ihn mit unverhohlener Ablehnung musterte. »Ich bin Inspektor L. Sharansky.«
    Blake nickte Sharansky zu und versuchte, höflich zu bleiben, während er neugierig die blanken Stahlwände betrachtete, die ihn umgaben. Die höhlenartige Kammer sah aus, als wäre sie mit dicken Girlanden aus Röhren und Kabeln geschmückt. Wolken weißen Dampfes wälzten sich durch die Luft, sie stiegen von Tanks und Röhren auf, durch die flüssiger Wasserstoff strömte. Rote und gelbe Warnlichter ließen Wölkchen erglühen und verwandelten die triefende Stahlkammer in einen Vorhof der Hölle.
    Sein Blick kehrte zur Inspektorin zurück. Offenbar störte sie etwas. Sie runzelte die Stirn, und ihre dichten, schwarzen Brauen gaben ihrem Blick etwas Angsteinflößendes.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Inspektor Sharansky«, sagte er.
    »Da«, sagte sie. »Die sind für Sie.« Damit drückte sie ihm ein Bündel stinkender Kleidungsstücke in die Hand. »Ziehen Sie das bitte sofort an.«
    Er gehorchte gern, schließlich war er splitternackt, und für die Hölle war es hier eiskalt.
    Dann fiel ihm ein, daß Sharanskys Mißbilligung damit zu tun haben könnte, daß sie einem nackten Mann gegenüberstand. Trotz des politischen Fortschritts im Laufe des letzten Jahrhunderts hatten die Sowjets einen gewissen puritanischen Zug nie ganz abgelegt. Als er schließlich die ölig-steifen, schwarzen Hosen, das schwere schwarze Sweatshirt und die schwarzen Stiefel übergezogen hatte – was in der Schwerelosigkeit keine einfache Aufgabe war –,

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