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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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der Bevölkerung von Labyrinth City, die die Glashäuser am Felshang nur als ›Schaukästen‹ bezeichneten.
    Wer auf der Durchreise in der Herberge abstieg, dem bot sich außer Videokonserven kaum eine Zerstreuung. Die Leute hier hatten jedoch ein Stammlokal, über das sie nicht viel mit Fremden sprachen. Yevgeny hatte ihm erklärt, wie er es finden konnte. Blake stapfte durch die Sandverwehungen zwischen den halb begrabenen Hangars und Lagerhäusern und stemmte sich mit gesenktem Kopf gegen eine 40-Knoten-Brise. Beinahe hätte er den schmalen Schuppen an der Rückseite eines Raumgleiterhangars übersehen.
    Ein gelber Punktstrahler beleuchtete ein abgerissenes Stück Aluminiumtitan, das über der Druckschleusentür hing. Ein Stück Schrott, das nur ein Experte als Teil eines Vertikalstabilisators einer Rakete erkannt hätte. Mit schwarzer Kohleschrift war der Name auf das Metall gesintert: ›My Pain‹.
    Offiziell hieß der Laden ›Park-Your-Pain‹, aber laut Yevgeny nannten ihn alle ›Porkypine‹ oder einfach ›Pine‹.
    Blake schob sich in die Schleuse und wartete auf das grüne Licht, dann öffnete er die Innentür. Er klappte seinen Helm zurück. Die einzigartige Luft in der Kneipe traf ihn wie ein Hammerschlag: ein wirklich ganz besonderer Gestank aus Rademas, Tabakrauch, Parfüm, verschüttetem Bier, Druckanzugschweiß und Desinfektionsmitteln. Der Lärmpegel entsprach dem eines Raketenteststands, und dabei war es erst Anfang der Woche. Auf dem Synthekord war eine Melodie programmiert, die dem qualvollen Kreischen eines Shuttles gleichkam, der in der äußeren Atmosphäre zerrissen wurde. Unterstützt wurde das Ganze von einem Baß, der die ersten Geräusche nach dem ›Großen Knall‹ zu imitieren versuchte. Text gab es keinen. Beschaulichkeit in seiner reinsten Form.
    Blaue Rollbahnlichter erleuchteten die Kneipe, dazu ein Dutzend zusätzlicher Videoschirme, die auf das Abrollen von bunten Farbbalken eingestellt waren. Es wäre viel dunkler gewesen, hätte man die Wände nicht mit rostfreiem Stahl und Glasschlacke überzogen. Von der Decke hingen ausgebrannte Stahlmäntel von Penetratoren und leere RATO-Flaschen.
    Der Weg von der Tür zur Theke glich einem Spießrutenlauf. Blake wäre am liebsten im Boden versunken, alle Augen im Raum starrten ihn an. Er arbeitete sich so vorsichtig wie möglich durch die Menge. Er wollte niemandem zu fest gegen die Bierflasche stoßen, und erst recht wollte er nicht mit den hiesigen Frauen auf mißverständliche Weise aneinandergeraten – obwohl sie ihm eindeutige Blicke zuwarfen. Immer eins nach dem anderen.
    Endlich hatte er es bis zur Theke geschafft. »Geben Sie mir ein Pils«, sagte er zum Barmann, dessen kahler, narbenübersäter Kopf mindestens ebensoviel mitgemacht hatte wie der abgerissene Raketenstabilisator draußen vor der Tür – vielleicht sogar beim selben Unfall.
    Als er sein Bier hatte, suchte er nach einer stillen Ecke, wo er nicht mit der Menschenmenge ins Gehege kam. Er legte die Ellenbogen an und hielt das Bier dicht vor die Brust.
    Er war mit Yevgeny verabredet, der versprochen hatte, sich nach einer Arbeit für ihn umzusehen. Im Grunde war Blake gar nicht so scharf auf Arbeit, aber er hatte die drei Gesichter wiedererkannt, die beiden Männer und die Frau, die ihn auf dem Nevskiplatz überfallen hatten. Hoffentlich beeilte sich Yevgeny. Er wollte seine fadenscheinige Geschichte nicht noch mal erzählen müssen. Hier und da hatte er Einzelheiten aus seinem Dasein als Installateur einflechten können, trotzdem hatte er improvisieren und seine Arbeitsstelle von der Marsstation nach Port Hesperus verlegen müssen.
    Blake schob sich an der Theke entlang und wartete, daß etwas geschah. Die Männer neben ihm schrien sich trotz der Musik etwas zu.
    »… die GPA hochgeht. Scheinbar denken die, sie brauchen alles nur noch mieser zu machen, damit wir auf die Straße gehen.«
    »Was hätten sie davon?«
    »Wenn wir erst mal auf den Geschmack gekommen sind, holen sie die GRT dazu. Dann heißt es unterschreiben oder verhungern.« Das zerfurchte und sonnengeschwärzte Gesicht des Sprechers schien zu einem viel kräftigeren Körper zu gehören, aber der Mann lebte schon lange auf dem Mars und hatte den leichten Körperbau der Alteingesessenen.
    Sein bleiches Gegenüber hatte noch eine Menge überschüssigen 1-g-Fetts. »Noble läßt sich nie auf Verhandlungen mit den Gangstern von GRT ein. Er spielt nicht gern mit verdeckten Karten.«
    »Du scheinst Noble

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