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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Wechselschalter vorbei zur Gepäckrutsche.
    »Direkttransfer zum Mars Interplanetary Hotel! Die beste Unterkunft auf dem Mars! Besuchen Sie die Phoenix Lounge! Die beste Aussicht auf die einzigartigen Wunder der Natur. Jeden Abend Show …!«
    Am Eingang des Hauptkorridors wartete ein Robotwagen, über dessen offenen Sitzen sich munter ein rosafarbenes Licht drehte. Aus seinem Lautsprecher quäkte es: »Besuchen Sie den Ophirsaal! Erlesene Speisen und Getränke! Schwimmen Sie in der größten offenen Wasserfläche des Mars! Nur 3000 Dollar pro Nacht und Person im Doppelzimmer! Wir akzeptieren World Express und alle anderen bedeutenden Kreditkarten! Für Nachzügler steht nur eine begrenzte Anzahl von Zimmern zur Verfügung …!« Was nichts weiter bedeutete, als daß das Hotel nicht voll belegt war.
    Der Robotwagen wiederholte seinen Spruch auf Russisch, Japanisch und Arabisch, während die Touristen umständlich hineinkletterten. Sparta hatte es nicht eilig, zum Hotel zu kommen. Sie blieb stehen und beobachtete, wie das voll beladene Robotfahrzeug den sanft abfallenden Korridor auf seinen Gummireifen entlangzuckelte. Sie schwang ihre Reisetasche über die Schulter und schlenderte den Korridor entlang.
    Nachdem sie zwei Druckschleusen passiert hatte, gelangte sie zu einer dunklen, gewölbten, in die Wand eingelassenen Glasscheibe. Weiter oben endete die Rollbahn des Shuttleports an einem Felsen. Der Korridor, durch den sie gegangen war, hatte sie durch einen kurzen Tunnel zum Felsen geführt – und was sie durch das klare Glas dieses Aussichtspunktes sah, war so unglaublich schön, daß ihr Tränen kamen.
    Vor ihr breitete sich die von den Holopostkarten bekannte Ansicht von Labyrinth City aus. Wie jede berühmte Aussicht war sie den Einheimischen längst selbstverständlich. Aber für Sparta war der Anblick noch neu.
    Sie wischte sich die Augen und war verärgert über die Gefühlswallung, die sie verletzbar machte. Warum fing sie an zu weinen, wenn sie unvermittelt mit Schönheit konfrontiert wurde? Für Sparta war es wie ein Einblick in das verlorene Paradies, eine perfekte Welt, wie sie einmal existiert haben mochte, aber nie wieder existieren würde.
    Über ihrem Kopf schob sich Phobos gemächlich an den Sternen vorbei. Dieser dunkle, nahe Mond hatte gerade ein Viertel der Größe des Erdenmondes von der Erde aus gesehen, aber trotz einer eigentümlichen Schwärze war er ein Markenzeichen des Marshimmels. Und trotz seiner scheinbaren Langsamkeit war Phobos recht flink, er umkreiste den Mars alle siebeneinhalb Stunden und ging zweimal am Tag im Westen auf und im Osten unter.
    Unter Phobos ragten die riesigen Tafelberge des Labyrinths steil aus den Canyons, die so tief waren, daß sich ihr Grund im Schatten verlor. Am Felsrand weit im Westen, hinter Tausenden von barocken Türmen tobte ein Staubsturm; Lichtblitze zuckten aus seinen rollenden schwarzen Wolken.
    Das Naturspektakel war nicht das einzige, was Sparta gefangen hielt. Am Seitenhang des nächstgelegenen Tafelberges ergoß sich ein Strom aus sanft schimmerndem grünem Glas in die dunklen Schatten des Canyons: Labyrinth City. Am oberen Ende des gläsernen Wasserfalls befanden sich die Hauptgebäude – das Rathaus, das Gebäude des Weltenrats, das weitläufige Mars Interplanetary Hotel – windgeschützt unter einem weiten Bogen aus Sandstein. Unterhalb des gewaltigen Bogens lag die steile Terrassenanlage mit den Geschäften und Häusern der Stadt, die weiter unten in Hydrokulturen und Tierzuchtfarmen übergingen. Ganz unten war die Abwasserverwertungsanlage, die heller leuchtete als die Stadt über ihr.
    Sparta verweilte lange genug, um den Anblick des Labyrinths und der Stadt mit den Karten zu vergleichen, die sie in ihrem Gedächtnis gespeichert hatte.
    Noctis Labyrinthus war ein riesiger Flecken Ödland, von dem nur ein Bruchteil von hier aus zu sehen war. Vor Millionen von Jahren war es durch Aushöhlung bei einem katastrophenartigen Schmelzprozeß der unter der Oberfläche liegenden Permafrostschicht entstanden. Bevor die ersten Forscher auf der Marsoberfläche gelandet waren, wußte niemand, ob die gewaltige Hitze, die das Labyrinth geformt hat, durch den Aufprall eines riesigen Meteoriten, einen ausgedehnten Vulkanausbruch oder einen anderen Mechanismus ausgelöst worden war. Was immer das Eis geschmolzen hatte, die dadurch entstandenen Sturzbäche waren springflutartig nach Norden und Osten bis in den Senkungsgraben der Valles Marineris geströmt.

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