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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sich ein wenig von Ihrem sagenhaften Glück auf uns.« Er schob ihr den Flachschirm zu. »Während Sie unterwegs waren, haben wir einige hundert Leute vernommen, alle, die zur Zeit des Diebstahls und des Mordes möglicherweise in der Nähe waren. Es ist uns sogar gelungen, die meisten Touristen zu erwischen.« Er und seine Leute waren genau nach Vorschrift vorgegangen, und er wollte, daß sie das wußte. »Die drei von hier, die wir schon zu Anfang auf der Liste hatten, sind immer noch in der engeren Auswahl. Sie hatten zumindest die Gelegenheit. Was das Motiv anbelangt …«
    »Mit dem Motiv wollen wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht beschäftigen.«
    »Vermutlich spielen Sie auf die Verbindung mit der Sabotage an den Kultur X-Materialien an.«
    »Ich meinte, sobald wir das ›Wie‹ kennen, wird das ›Warum‹ nicht lange auf sich warten lassen«, sagte sie mit einem Zitat aus dem Handbuch.
    Lieutenant Polanyi nickte. Er war zufrieden, wenn alles seinen ordnungsgemäßen Gang nahm. Was er jedoch nicht wußte: Sparta kannte das wahre Motiv und hatte nicht die geringste Absicht, ihr Wissen mit einem Beamten seines Kalibers zu teilen. »Wie steht Ihre Abteilung zu den hiesigen Sicherheitskräften, Lieutenant?«
    »Die Sicherheitskräfte tun, was sie können, um den Frieden zu wahren, und wir kümmern uns darum, wenn es kompliziert wird.«
    »Das wäre?«
    »Der Schwarzmarkt, zum Beispiel. Er kostet uns eine Menge Zeit. Drogenschmuggel ist auch ein Problem. Gelegentlich bekommen wir künstlerisches, historisches oder kulturell wertvolles Schmuggelgut zu Gesicht. Außerdem gibt es Fragen des Arbeitsrechts – diese sogenannte sozialistische Regierung scheint Schwierigkeiten zu haben, sich mit der Idee von Gewerkschaften anzufreunden –, aber solange es sich nicht um Sabotage oder Finanzschiebereien handelt, überlassen wir die Streitigkeiten zwischen Staat und Arbeitern den Sicherheitskräften. Oder den Gesellschaften, je nachdem.« In Lieutenant Polanyis Augen gab es offenbar keinen großen Unterschied zwischen dem Staat und den Gesellschaften, darin war er ein typischer Euro-Amerikaner, der typische gute Soldat der Raumkontrollbehörde, jederzeit fest entschlossen, zu tun, was man von ihm verlangte, ganz gleich, auf welchem Posten.
    Sparta betrachtete die Graphik auf ihrem Flachschirm und überflog rasch ein paar Seiten Datenmaterial. Dann schob sie ihn zurück und sagte: »Ich werde mir das hier später genau ansehen.« Sobald sie allein war, konnte sie die Datenbänke direkt anzapfen und alles, was sie brauchte, in wenigen Sekunden absorbieren. Das war besser, als sich durch Hunderte von Seiten Polizistenprosa zu quälen. »Im Augenblick habe ich noch keine klare Vorstellung von den Räumlichkeiten.«
    »Ich habe hier ein Modell des Tatorts.« Er nahm ein Hologerät aus dem Regal und stellte es auf den Schreibtisch.
    »Gut. Nehmen Sie es mit. Ich möchte mir zuerst den echten Tatort ansehen.« Sie stand unvermittelt auf.
    Polanyi war überrascht, war aber ebenfalls sofort auf den Beinen. »Ausgezeichnete Idee«, sagte er überschwenglich, als hätte er es soeben selbst vorschlagen wollen.
     
    Sie durchquerten die geschäftigen Hallen des Weltenratsgebäudes, von wo aus alles verwaltet wurde, was nicht von der Marsstation geregelt werden konnte. Sie kamen an einem Sitzungssaal und einer Bibliothek vorbei. Leuchtende Zeichen wiesen den Weg zum Arrestzentrum, der Klinik und der Cafeteria. Hinter den Glaswänden sah Sparta, wie sich die Menschen bewegten, miteinander redeten und an ihren Computern saßen. Durch die dünnen, grünlichen Böden und Decken sah sie sogar noch mehr Menschen. Sie mußte an ein Spielzeug denken, das sie einmal besessen hatte, einen Irrgarten aus übereinandergeschichteten Ebenen mit durchsichtigen Plastikteilen. Das Ziel war es, eine Stahlkugel durch die passenden Löcher in jeder Ebene zu bugsieren.
    Ein paar Schritte durch eine belebte, hallende Verbindungsröhre, und sie waren im Rathaus. Für den gesamten Mars reichte ein Gefängnis, eine gut ausgerüstete Klinik und eine Hauptbibliothek, deshalb gab es im Rathaus von Labyrinth City ausschließlich Büros.
    Mit einer Ausnahme.
    Sie blieb unter einer Kuppel aus durchsichtigem, grünem Glas stehen. Auf beiden Seiten schoben sich Menschen vorbei, deren Absätze auf dem Glasboden klickten. Einige trugen Druckanzüge, andere normale Innenbekleidung, die Taschen mit den Druckanzügen lässig über die Schulter geschwungen.
    Sparta

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