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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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zurücksetzen, ohne zu wenden. Auf dem letzten Teilstück besserte sich Blakes Stimmung merklich.
    Diesmal reichten die terrassenartigen Abgründe und Böschungen tiefer in die Valles als zuvor. Als Lydia und Blake den Grund des mächtigen Einschnitts erreichten, lag er ganz im Schatten, obwohl der Himmel über ihnen noch strahlend hell war.
    Nach Sonnenuntergang fuhren sie noch eine Stunde weiter. Ihre Flutlichter suchten sich den Weg zwischen hohen Dünen und vereinzelten Felsbrocken. Als sie den Rand eines geologisch jungen Lavastroms erreichten – die Spitzen der Lava waren noch scharf wie Glas, trotz des vielleicht jahrzehntelangen Schliffs durch den Sand –, hielt Lydia den Laster an.
    »Ich werde müde. Wir werden die Nacht hier verbringen. Wollen Sie Chili mit Zwiebeln oder Dracheneintopf?«
    »Was ist denn Dracheneintopf?«
    »Eiweißfasern und Gemüse auf asiatische Art.«
    Nicht gerade aufregend, aber Chili mit Zwiebeln auf engstem Raum mit jemandem, der keinen Wert auf eine nähere Bekanntschaft legte … hm. »Dracheneintopf klingt nicht schlecht.«
    Sie griff in ihr Vorratsfach, zog ein paar Plastikpäckchen hervor und warf ihm eins zu. Er riß Gabel und Löffel außen von der Verpackung, zog den Verschluß der selbsterhitzenden Packung auf, wartete zehn Sekunden, bis es fertig war und legte los.
    Sie aßen schweigend wie auch schon am Mittag.
    Als sie die Hälfte ihres schlichten Mahls hinter sich hatten, warf Blake einen verstohlenen Blick auf die wortkarge Frau, die jetzt fünfzehn Stunden mit nur einer Unterbrechung am Steuer gesessen und während dieser Zeit vielleicht ein paar Hundert Worte gesprochen hatte. Ihre prägnanteste Bemerkung war: »Ich will mich nicht unterhalten.« Und das war, kurz nachdem er eine nette Unterhaltung zum Kennenlernen hatte anfangen wollen. Eigentlich sollte so etwas doch Spaß machen …
    Jetzt sah Lydia geradeaus in die sternklare Nacht, genau wie während des ganzen langen Tages. Sie hatte ihre Augen immer noch auf der Straße.
    Blake machte es sich im Polstersitz gemütlich und lockerte seine Sicherheitsgurte. Die Entwicklung verlief anders, als er geplant hatte. Er hatte vorgehabt, Lydia allein zu erwischen, sich mit ihr anzufreunden und ihr Vertrauen zu gewinnen, um dann zu erfahren, was sich wirklich zwischen ihr und Darius Chin in der Mordnacht ereignet hatte.
    Der Name Darius Chin war kein einziges Mal gefallen. Blake hatte nicht einmal Gelegenheit gefunden, zu erwähnen, daß er von den Morden wußte. Daß sie auf niemanden zuging, konnte an ihrem schmerzlichen Verlust liegen – unabhängig davon, ob sie schuldig war oder nicht. Bestimmt fiel es ihr nicht leicht, sich einem Fremden anzuvertrauen.
    Doch ein Gedanke ließ ihn nicht los. Sie hatte sich zwar bereit erklärt, ihn mitzunehmen, aber mittlerweile fragte er sich, wieso. Ganz bestimmt nicht wegen seines Charmes, das war deutlich genug.
    War es Yevgeny gewesen, mit dem sie sich im Pine unterhalten hatte? Wollte sie Rostov damit nur einen Gefallen tun? Wenn ja, dann war die Zerstörung des Fuhrparks nicht nur sinnlos, sondern mehr als leichtfertig …
    Lydia warf die Plastikreste ihres Abendessens in den Müllbehälter. Dann wischte sie sich eine lose, blonde Haarsträhne aus den Augen und öffnete ihre Gurte. Sie kletterte über den mittleren Sitz in die Koje.
    »Hier ist ein Kopfkissen«, sagte sie und warf ihm eins zu. »Bei der geringen Schwerkraft ist es nicht schlimm, im Sitzen zu schlafen. Jedenfalls nicht für jemanden von der Erde.« Damit zog sie ihre Spitzengardinen zu.
    Auch eine Art, jemandem ›Gute Nacht‹ zu wünschen.
     
    Mitternacht. Die Marsstation stand hoch am Himmel.
    Khalid stapfte durch eine weite Ebene verwehten Quarzsandes, der blau-weiß im Sternenlicht glitzerte. Die Ebene reichte bis zum Horizont wie das ausgetrocknete Salzbett eines Meeres aus der Vorzeit. Die blauen Silhouetten entfernter Stümpfe und Tafelberge hoben sich vor dem Himmel ab.
    Khalid hatte genug Wasser und Vorräte für zwei Tage – keine wohlschmeckende Nahrung und auch nicht leicht zu essen, da er sie durch ein Ventil in seinem Sichtschirm saugen mußte, aber die Energie reichte aus, um auf den Beinen zu bleiben. Am schwersten hatte er an dem Sauerstoffgenerator auf seinem Rücken zu tragen, ein Gerät, mit dessen Hilfe man im Druckanzug im Freien herumlaufen konnte, ohne Flaschenluft mit sich zu führen. Das Kernstück des Generators war eine biochemische Anlage, eine Kultur speziell gezüchteter

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