Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
Enzyme, die das Kohlendioxid aus der Marsatmosphäre in Sauerstoff und Kohlenstoff spalteten – eine Art künstlicher Wald im Rucksack.
    Für die Reaktion brauchte man jedoch Energie aus Batterien. Nach Khalids Schätzung blieben ihm noch Reserven für knapp zwei Tage. In dieser Zeit konnte er Labyrinth City unmöglich zu Fuß erreichen, und das hatte er auch gar nicht vor. Er peilte ein einfacheres Ziel an.
    Während er über die verkrustete Quarzebene lief, vertrieb er sich mit mathematischen Spielen die Zeit. Wie viele Quadratkilometer Wüste enthielt das Tharsis-Plateau? Man zieht eine Diagonale quer durch das Gebiet, und nennt sie Pipelinestraße …
    Er zog sein Astrolabium zu Rate und orientierte sich an den Sternen. Das Ding war für die Erde konstruiert worden, aber bestimmt konnte man die Koordinaten nach gewissen Regeln umwandeln … eine Kugel bleibt eine Kugel, ob sie nun Erde oder Mars hieß. Außerdem kannte Khalid den Längen- und Breitengrad seiner Position. Und die Stellung der Sterne war für beide die gleiche.
    Aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Gab es ein rationales Verhältnis zwischen soundsovielen Kilometern voller Sanddünen im Quadrat und der Lavamenge im Kegel des Mount Ascraeus? Er bezweifelte es. Aber wenn er seine Gedanken noch ein wenig länger in die glasklare Nacht hinausschweifen ließ, fand er vielleicht eins …
     
    Lange bevor die Sonne über den furchterregenden Klippen aufging, kletterte der Marslaster bereits den Rand der Valles Marineris hinauf. Er wand sich durch eins der ausgetrockneten Nebentäler und arbeitete sich die letzten Kilometer über rutschende Geröllhalden, bevor er schließlich die offene Wüste des Tharsis-Plateaus erreichte.
    Als sie das Tal hinter sich hatten, fing für Lydia und Blake die Reise erst richtig an. Vor ihnen erstreckten sich mehr als 2500 Kilometer Meteoritensand mit Narben von uralten Lavaströmen, übersät mit Treibsandlöchern und tückischem Permafrost. Und durch diese Wildnis fuhren ein Mann und eine Frau, die sich nicht das Geringste zu sagen hatten.

11
    Was die Satellitensensoren nicht mit letzter Gewißheit feststellen konnten, war die Beschaffenheit des Bodens unterhalb der sichtbaren Oberfläche des Mars. So geschah es, daß der Marslaster nach zwei Tagen, blind vom Sturm, der die Fahrspur längst verweht hatte, in ein gewaltiges Loch aus morschem Permafrost sackte.
    Die Zugmaschine fuhr geradewegs hinein und kuppelte sich sofort von den Hängern ab. Die ersten beiden Tieflader blieben über dem Rand des Loches hängen und drohten, ihre Röhrenlast nach vorn zu kippen. Mittlerweile war der computerstabilisierte Marslaster leicht wie ein Turner mit den vorderen Laufrädern auf einem unebenen Riff aus Eis gelandet. Lydia und Blake hingen in ihren Gurten und blickten nach unten auf schmutzige Eismassen.
    Das Armaturenbrett vor Lydia leuchtete gelb auf. Sie betätigte die Schalter, die die Turbinen steuerte und schaltete das Versorgungssystem des Lasters auf Batterie um.
    »Wir haben ein Problem«, sagte sie.
    »Wenn Sie es sagen.«
    Wie sie dort in den Gurten hingen, sah sie ihm zum erstenmal seit zwei Tagen in die Augen, und Blake hatte das Gefühl, sie wäre einem Lächeln sehr nahe.
     
    Sie versiegelten ihre Druckanzüge, kletterten aus der Kabine und an den Seiten des schräg stehenden Traktors hoch bis zum Rand des Lochs. Dicht über der Oberfläche konnten sie sich trotz des Windes gerade noch auf den Beinen halten. Im herumwehenden Staub konnten sie sich nicht besonders gut sehen. Aber sie hatten Sprechfunk in ihren Anzügen, und Lydia wußte, wie man Befehle erteilte.
    »Das vordere Werkzeugfach, auf Ihrer Seite. Den Bügel nach links und dann nach unten. Innen links finden Sie ein Dutzend Sprengbolzen. In gelben Fässern mit rotem Etikett.«
    »Ich sehe sie.«
    »Holen Sie drei raus. Einen befestigen Sie vor dem Loch auf Ihrer Seite. Ich mache dasselbe auf meiner. Dann noch zwei an den Seiten und zwei hinten. Suchen Sie festes Gestein, am besten Sandstein. Oder hartes Eis.«
    »In Ordnung.« Blake befolgte die Befehle so gut, wie Lydia sie erteilte. Denn sie waren höchst sinnvoll.
    Vor dem Zugwagen fanden sie solides Gestein und bereiteten das Versenken der Sprenganker vor.
    »Schon mal mit diesen Dingern gearbeitet?« fragte sie.
    »Sieht ganz leicht aus.«
    »Ja, man kann sich ganz leicht selbst in die Luft jagen.«
    »Ich werde aufpassen.« Er riß das Etikett ab, zog den Stift heraus und trat zurück.

Weitere Kostenlose Bücher