Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
Spitzenvorhang verborgen war.
    Lydia überprüfte die Kontrollampen am Armaturenbrett, die anzeigten, daß die Kabine abgedichtet war, dann öffnete sie die Luftflaschen. Die Kabine wurde unter Druck gesetzt. Als alles grün aufleuchtete, öffnete sie ihren Helm. Blake tat es ihr nach.
    »Sie sind spät dran«, sagte sie. »Ich sitze hier und verbrenne meinen Treibstoff.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, Sie hätten gesagt, bei Morgendämmerung.«
    »Die Sonne ist schon seit fünf Minuten am Himmel, Mycroft. Sie müssen etwas an ihrem Zeitgefühl tun.«
    »Gut. Werde ich machen.«
    Sie schob die Hebel vor, und die Laufräder begannen, sich zu drehen.
     
    Die Straße vom Shuttleport aus war die längste auf dem Mars. Fünfzehn Minuten nach der Abfahrt war das letzte Anzeichen menschlichen Lebens hinter ihnen im fahlen Licht der marsianischen Dämmerung verschwunden – abgesehen von den ausgefahrenen, staubigen Fahrspuren selbst. Die Wüste, durch die dieses Geflecht aus Spuren führte, war die größte, trockenste und lebloseste des gesamten Sonnensystems. Abgesehen von verlassenen Fahrzeugwracks am Straßenrand würde ihnen kein weiteres Lebenszeichen mehr bis zum Camp am Ende der Rohrleitung, 3000 Kilometer im Nordosten, begegnen.
    Blake sah aus der Glaskuppel und war fasziniert. Hier lebte nichts. Nicht einmal ein verdorrter Ocotillo hatte seine Wurzeln in den staubigen Boden gegraben, weder Echsen noch Käfer hockten unter dem ausgemergelten Gestein. Sämtliche Landformationen bis hin zum kleinsten Rinnsal waren von feinem Staub bedeckt, den die marsweiten, alles einhüllenden Staubstürme alle paar Jahre dorthin wehten. Nicht ohne Grund bezeichnete man den Mars als den schmutzigsten Planeten des Sonnensystems.
    Die kleine, grelle Sonne zu seiner Rechten kletterte immer höher. Die Fahrerin gab ihm zu verstehen, daß sie ihre Augen auf der Straße und den Mund geschlossen halten wollte. Blake bekam allmählich ein Gefühl, was diese Superlative bedeuteten: am trockensten, leblosesten, schmutzigsten, weitesten. Eine Sandstraße, lang genug, um ganz Australien zu durchqueren.
    Es war angenehmer, mitten im Sommer in Sahel oder mitten im Winter in der Antarktis festzusitzen, als auf dem Mars verloren zu sein.
    Der Marslaster sprang über den Sand wie eine rennende Katze, mit ausgestreckten Beinen und den Bauch an den Boden gedrückt. Erstaunlich, wie schnell sich der menschliche Verstand anpaßt: Das Erschreckendste wurde zur Routine, das Aufregendste langweilig. Die Geschwindigkeit des Lasters hatte Blake anfangs überrascht, aber schon bald fand er sie ganz normal.
    Der Laster folgte den durcheinanderlaufenden Furchen im Sand, wobei er per Satellit geleitet wurde. Die Furchen bildeten eine zwar deutliche, aber unzuverlässige Spur. Die Straße existierte auch dort, wo sie verweht waren, denn eigentlich war die Straße nicht mehr als ein Strich auf einer Karte, und die Karte war in verschiedenen Computern gespeichert, im bordeigenen Leitsystem des Lasters und auf der Marsstation, die mit ihrem Netz von Sensoren alles verfolgte, was sich auf der Marsoberfläche bewegte.
    So gesehen war diese einsame Straße gar nicht so einsam. Sie stand in enger Verbindung mit Tausenden von Menschen und Apparaten. Ein tröstlicher Gedanke – den die weite Landschaft auf subtile Art widerlegte.
    Kurz nachdem sie die Umgebung von Labyrinth City verlassen hatten, fiel die Straße ab. Die Durchquerung der westlichen Regionen der Valles Marineris begann, und Blake konnte einen ersten Blick auf diese zerklüftete Narbe des Planeten werfen.
    Sekunden nachdem Lydia den schnellfahrenden Marslaster ohne zu zögern über den Klippenrand gejagt hatte, starrte Blake in den tiefsten Canyon, den er je gesehen hatte. Die gestreiften Klippen verschwanden in der Tiefe in blauem Dunst. Vor sich über dem Armaturenbrett konnte er den Boden nicht mehr sehen. In diesem Augenblick dachte er, Lydia wollte Selbstmord begehen und ihn mitreißen, indem sie geradewegs in die dünne marsianische Luft hineinsteuerte.
    Als einen Moment später sein Herz wieder anfing zu schlagen, stellte er fest, daß immer noch Fels unter den Laufrädern war, und daß er die Straße sogar erkennen konnte, wenn er seine Stirn gegen das Glas der Kuppel drückte. Was er dabei zu sehen bekam, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen.
    Das Gefälle war mehr als doppelt so steil, als es auf der Erde möglich gewesen wäre. Es entsprach eher einer Sandkastenrutschbahn als einer

Weitere Kostenlose Bücher