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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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steilen Straße. Blake gab sich alle Mühe, das normal zu finden – schließlich fallen Dinge auf dem Mars langsamer –, aber er mußte ständig an den geringeren Reibungsfaktor denken und fragte sich, ob der schnelle Laster in den Achterbahnkurven nicht seitlich wegkippen konnte. Schließlich hatte Trägheit etwas mit Masse zu tun, und nicht mit Gewicht. Was sollte also den polternden Röhrenhaufen daran hindern, ins Nichts zu stürzen?
    »Lydia, fahren Sie immer …«
    »Still jetzt. Das ist kein Kinderspiel.«
    Schöner Trost …
    Er hielt aber doch den Mund und versuchte sich einzureden, daß sie wußte, was sie tat. Im Grunde war das gar keine Frage, überlegte er: Sie wußte es nicht nur, sie hatte es auch schon etliche Male zuvor getan.
    Erzähl das mal deinem Magen, Mycroft …
    Der Laster fuhr eigentlich gar nicht so schnell, wie Blake meinte, und auch die Straße war weder so schmal noch so steil. Außerdem fuhr Lydia vorsichtiger und mit mehr Erfahrung und Spielraum für Fehler, als ein naiver Außenweltler sich vorstellen konnte. Dennoch rollte der große Laster eine kilometerhohe Klippe aus glattem Gestein herab.
    Darunter folgten weitere Klippen.
    Als Blake schließlich überzeugt war, daß er nicht sterben würde, fing er an, die Landschaft zu genießen.
     
    Die nächsten fünf Stunden ging es ohne Zwischenfall weiter hinab, von der Hochebene bis zur Talsole über eine drei Kilometer hohe Treppe aus Felsterrassen bis ganz nach unten.
    Als sie den Talboden erreicht hatten, raste der Laster über ein Dünenfeld, das sich wahllos über den zerbröckelnden Ufern uralter, sich überlagernder Wasserläufe ausbreitete. Dann begann der Aufstieg auf der anderen Seite über eine Felswand, die ebenso hoch war wie die, die sie herabgekommen waren.
    Aufwärts konnte Blake die Straße sehen, ohne sich vorzubeugen. Aber diese schmale, unebene Fahrspur vor Augen zu haben, war beinahe schlimmer, als blind darauf zu vertrauen, daß sich unter den Laufrädern etwas befand. Auf seiner Seite der Kabine erstreckte sich die rote Felswand, und von Lydia sah er nur ein scharf umrissenes Profil, das sich vom leuchtend rosafarbenen Himmel abhob.
    Die Sonne stand noch hoch, als sie die Spitze des Grats erreicht hatten. Lydia hielt den Laster mitten auf der Straße, der einzigen flachen Stelle des Kamms, an und drosselte die Turbinen.
    Schweigend aßen sie ihr Mittagessen – vakuumverpackte Sandwiches und Äpfel aus den Treibhäusern von Labyrinth City –, anschließend benutzten sie nacheinander die kleine Drucklufttoilette hinter der Kabine, die man durch einen engen Tunnel unterhalb der Koje erreichte.
    Dann ließ Lydia die Turbinen wieder aufheulen, und sie fuhren weiter. Die Straße verlief quer über den Kamm und neigte sich in einem angsteinflößenden Winkel. Es dauerte nicht lange, und sie kamen an einen Punkt, an dem die Straße geradewegs von den Felsen ins Nichts zu führen schien. Blake starrte entsetzt auf die schnell näherkommende Kante – irgendein Trick mußte dabei sein, aber er kam einfach nicht dahinter.
    »Was ist mit der Straße passiert? Ein Erdrutsch?«
    »Später«, sagte sie. Sie ließ den Laster bis ans Ende der Straße weiterrollen. Tief unten erstreckte sich die faltige und narbenübersäte Talsohle unter einer Säge aus überhängenden Felsen.
    Lydia schaltete den Monitor ein, der das Gelände hinter dem letzten Anhänger zeigte. Dann sah er es: Die schmale Straße führte hinter ihnen im spitzen Winkel weiter nach unten. Aber auf diesem Felsen hätte nicht einmal ein Rover wenden können.
    »Das nächste Stück fahren wir rückwärts hinunter«, sagte Lydia.
    »Wie wollen Sie …?«
    Sie sah ihn verächtlich an. »Der Laster ist dafür konstruiert, Mycroft. Die Laufräder der Hänger sind lenkbar. Und die Arbeit macht der Computer. Ich ziele bloß.«
    Sie zielt bloß, dachte Blake, indem sie auf einen Monitor sieht – und vorwärts lenkt, während sie rückwärts fährt. Er entdeckte ein kleines Zirruswölkchen hoch oben am Himmel und betrachtete es aufmerksam, während der Marslaster langsam rückwärts kroch.
    Nach ein paar Minuten endete die Straße an einem weiteren Abhang. Lydia setzte so lange zurück, bis auf dem Monitor nur noch weit entfernte Felsen zu sehen waren. Dann lag der nächste Wendepunkt vor ihnen. Sie legte den Vorwärtsgang ein, und der Laster ruckte an. Allmählich löste sich die Spannung in Blakes Schultern und Nacken.
    Noch dreimal mußten sie ein Stück des Weges

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