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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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anheben, aber dabei setzten ihre Bauchschmerzen wieder ein. Keuchend ließ sie sich zurückfallen. Sie wußte genau, woher der Schmerz stammte. Es war die Stelle unterhalb ihres Zwerchfells, an der man ihr Polymerbatterien eingesetzt hatte, die elektrische Energie zum Oszillator im Brustbein und der supraleitfähigen Keramik rings um ihre Armknochen sandten.
    Sparta besaß Fähigkeiten, die für manche biologischen Geschöpfe – nicht aber für den Menschen – normal waren. So reagierte sie nicht nur auf das elektromagnetische Spektrum von Infrarot bis Ultraviolett, sondern auch auf elektrische und magnetische Felder, allerdings auch auf sehr niedrige oder hohe Frequenzen. Ihre Fähigkeit, genau dosierte Radiofrequenzen zu senden und zu empfangen, ging jedoch über die von natürlichen Geschöpfen hinaus.
    Sie wußte nicht, ob diese besondere und künstliche Fähigkeit, die sie nicht gewollt hatte, für immer zerstört war. Sie wußte nur, daß sie fürchterliche Schmerzen hatte.
    Sie versuchte zu rekonstruieren, was geschehen war. Anfangs erinnerte sie sich nur an das Gleiten über die endlose Wüste. Khalid hatte eine Bemerkung gemacht, die sie beunruhigt hatte …
    … daß er sie kannte, das war es. Und noch etwas – daß jemand versuchte, sie umzubringen …
    Und dann die Schmerzen.
    Ein Radiosender hätte ihr in dieser verzweifelten Situation eins voraus gehabt. Ein kurzer Stoß gezielter Mikrowellen wäre als kleiner Lichtpunkt im Sensorfeld eines Satelliten auf der Umlaufbahn erschienen und hätte die genaue Position des gestrandeten Marsgleiters markiert. Man hatte ihr diese Möglichkeit vorenthalten, und das war ganz sicher kein Zufall.
    Allem Anschein nach waren sämtliche bordeigenen Sensoren und Computer durch einen kräftigen Impuls auf breiter Frequenz lahmgelegt worden – und gleichzeitig Spartas einzige nichtbiologische Funktion. Solange sie den Gleiter nicht untersucht hatte, wußte sie nicht, ob sich die Störquelle an Bord befunden hatte oder von außen gekommen war. Und sie wußte auch nicht, ob ein Unbekannter sie eingesetzt und ausgelöst hatte oder Khalid selbst.
    Warum hatte Khalid den Gleiter auseinandergenommen? Damit ihn der Wind nicht zerstören konnte. Warum sollte er sich die Mühe machen, wenn er sie nur töten wollte? Weil ein tragischer Unfall natürlich genau danach aussehen mußte.
    Sie lehnte sich in den Gurten zurück und konzentrierte sich auf das Brennen unter ihrem Herz. Sie wollte es vertreiben, indem sie sich hineinversetzte. Aber schon bald übermannten sie die Schmerzen. Sie verlor das Bewußtsein und sank wieder in einen unruhigen Schlaf voller unheimlicher Träume.
    Wirbelnde Zeichen quälten sie mit schwer faßbaren Bedeutungen …
     
    Mittag. Lydia Zeromskis Marslaster fuhr in nördlicher Richtung.
    Im Westen ragte Ascraeus, ein riesiger Vulkan, aus der Tharsis-Ebene. Obwohl er bis in die Stratosphäre des Mars hinaufreichte, wäre aus diesem Blickwinkel niemandem aufgefallen, wie groß er wirklich war, so flach verlief seine Steigung. Der Vulkan machte sich nur durch seine Lavaströme und eine verwirrende Vielfalt von Schluchten am äußersten Rand bemerkbar.
    Lydia war wieder in ihr gewohntes Schweigen verfallen. Bis auf das mittlerweile vertraute Turbinengeheul war der Vormittag still verlaufen.
    Blake hatte alle seine Trümpfe ausgespielt. Er hatte es mit Charme versucht. Er hatte sie von seinen Fähigkeiten zu überzeugen versucht und möglicherweise sogar ihr Leben gerettet, aber nichts schien sie zugänglicher zu machen. Lydia Zeromski war ein harter Brocken.
    Blake fläzte sich in seine Gurte und lauschte dem Sirren der Turbinen und der Laufräder auf dem Sand. Er hatte auf dieser Fahrt gelernt, ein paar neue Empfindungen zu unterscheiden. Allmählich wußte er, ob sie über Felsen, Lava, Sand, Treibsand oder morschen Permafrost fuhren. Jede Struktur übertrug sich durch feine Unterschiede in der Vibration. Jetzt bemerkte er etwas Neues …
    … ein rhythmisches Heben und Rumpeln, das auf keinen Fall etwas mit den Rädern zu tun hatte.
    »Was ist das?« fragte er und drehte sich zu Lydia um. Zum erstenmal bemerkte er Angst in ihren Augen.
    »Eine Springflut«, sagte sie und versiegelte ihren Druckhelm.
    Sie brauchte ihn nicht aufzufordern, das gleiche zu tun. Eine Springflut auf dem Mars? Kaum zu glauben, aber offenbar kam ihr der Gedanke gar nicht abwegig vor.
    Sie schob die Drosselklappen vor. Der riesige Zug machte einen Satz nach vorn.
    Sie

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