Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
dann begann er gierig zu trinken. Wasser troff über seinen Stoppelbart.
    Als er schließlich die Flasche losließ, fragte Blake: »Was ist passiert?«
    »Blake« – mit schwachen Fingern packte er ihn an der Brust – »Linda ist dort draußen.«
    »Linda? Soll das heißen …?«
    »Genau. Jemand hat das Flugzeug sabotiert. Hier.« Mit zittrigen Fingern griff er zur Hüfttasche und holte eine Stahlkugel heraus, die sich offenbar durch Überhitzung verfärbt hatte.
    »Was ist das?«
    »Keine Ahnung. Hat die Schaltungen durchgeschmort. Sie ist noch dort draußen.«
    »Wo genau?«
    Khalid zögerte, bevor er antwortete. »Zwei Tage Fußmarsch von hier. Vielleicht 100 Kilometer, höchstens 120. Südost. Ich zeige euch den Weg.«
    »Was ist mit dem Notsignal?« wollte Lydia wissen.
    »Ausgefallen«, hauchte Khalid.
    »Wer da draußen verlorengeht, hat praktisch keine Chance«, sagte Lydia.
    »Sie können sich doch nicht weigern, ihr zu helfen!«
    »Das mache ich auch nicht«, sagte sie verärgert. »Ich werde den Satellitensuchdienst anfunken. In der Zwischenzeit kann man von der Baustelle aus Suchtrupps losschicken.«
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen unsere Spur aufnehmen«, sagte Blake. »Wir haben reichlich Treibstoff. Wenn wir die Hänger abkuppeln, kommen wir gut voran. Selbst wenn wir sie nicht als erste erreichen sollten, erhöhen wir damit die Chance, sie zu finden.«
    Khalid hatte sich im Sitz zwischen den beiden zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Lydia betrachtete Blake. »Dieser Mann hier ist noch nicht über den Berg, ich hoffe, Sie wissen das«, sagte sie. »Wer ist diese Linda überhaupt? Ist sie wichtiger als er? Was bedeutet sie Ihnen?«
    »Das ist nicht ihr richtiger Name«, sagte Blake unbehaglich. »Eigentlich heißt sie Ellen Troy. Sie ist Inspektorin der Raumkontrollbehörde. Sie leitet die Ermittlungen in den beiden Mordfällen.«
    »Ja … Ellen«, flüsterte Khalid. »Ihr ist etwas zugestoßen …«
    »Wieso war sie bei Ihnen?« fragte Lydia.
    Er stierte sie an. »Weil sie dachte, ich hätte es getan.«
    Lydia preßte die Lippen zusammen, aber dann löste sich ihr innerer Widerstand. Sie sah zu Blake hoch. »Wie sollen wir sie finden?«
    Khalid kramte wieder in seiner Tasche und holte sein Miniatur-Astrolabium hervor. »Gott wird uns den Weg weisen.«
    »Was ist das für ein Ding?«
    Er versuchte, schwach zu lächeln. »Die Trägheitsnavigation funktioniert nicht mehr, aber wenn man … die Koordinaten entsprechend umrechnet … ist es immer noch ein Astrolabium.«
     
    Die ganze Nacht hindurch war Sparta dem Wind gefolgt. Phobos stand tief im Osten und traf auf die aufgehende Sonne. Der niedrige, schnelle Marsmond kreuzte die Sonnenbahn häufiger als der größere und weiter entfernte Erdtrabant, aber nur selten befand sich jemand im schmalen Schattenkegel auf der Planetenoberfläche und konnte diese Begegnung beobachten.
    Während Sparta den Marsgleiter hoch hinauf in die sich erwärmende Morgenatmosphäre steuerte, sah sie, wie der Schatten von Phobos als schräge, dunkle Säule im staubglitzernden Himmel nach Norden wanderte.
    Den mikroskopisch kleinen Flecken zwischen den Dünen, den rasenden Marslaster, sah sie ebensowenig wie dessen Insassen den gemütlich kreisenden Gleiter, in dem die Frau saß, die sie zu retten hofften.
    Den ganzen Tag lang fuhr Lydia schnell und mühelos über die unberührten Dünen und hielt die Zugmaschine genau auf der Strecke, die Khalid angegeben hatte. Sie folgte einem schlängelnden Pfad, der die schärfsten Felskämme vermied, sich gelegentlich aber auch schattige Geröllhalden hinabstürzte. Ohne die schweren Hänger war der Marslaster ein recht flotter Dünenbuggy.
    Khalid lag in der Koje, nachdem man ihn mit Wasser, Nahrung und frischer Luft wiederhergestellt hatte – und schlief, ohne von all dem etwas mitzubekommen. Bis kurz vor Einbruch der Nacht hörte man nichts von ihm. Dann steckte er plötzlich seinen Kopf durch den Spitzenvorhang und verlangte, sie solle den Laster anhalten.
    »Zeit für mein Gebet«, sagte er.
    Lydia wirkte bemerkenswert frisch und konzentriert. Vielleicht hielt sie sich aber auch nur mit Kaffee wach – sie brühte schon wieder einen neuen Behälter auf. Von der Kabine aus beobachtete sie, wie Khalid 50 Meter weit in die einsamen Dünen spazierte, ein rechteckiges Polyfasertuch im Sand ausbreitete und sich hinkniete, um sich ungefähr in Richtung des unsichtbaren Mekka zu verbeugen. Der Wind peitschte das Tuch um seine Knie

Weitere Kostenlose Bücher