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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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hatte. Jetzt war sie nicht mehr da, aber Sparta konnte noch deutlich sehen, wo sie gesteckt hatte.
    Es mußte eine etwa limonengroße Stahlkugel gewesen sein; die blaugrüne Verfärbung nach der Explosion machten den Vergleich mit der Frucht noch passender. Vor der Explosion hatte sie eine mikroskopisch kleine Kugel aus den gefrorenen Wasserstoffisotopen Tritium und Deuterium enthalten, die von größeren Hohlkörpern mit flüssigem Stickstoff, Lithium, hochexplosiven Materialien und Isolatoren umgeben war, die unter ungeheurem Druck standen. Durch ein Funksignal hatten die explosiven Materialien die Wasserstoffisotope zerstört und eine Kernschmelze eingeleitet – eine winzige H-Bombe. Obwohl die tatsächliche Energie der Explosion kaum ausgereicht hätte, den starken Stahlmantel zu zerreißen, hatte die Strahlung einen elektromagnetischen Impuls ausgelöst, der stark genug war, alle ungeschützten Schaltkreise in der Nähe zu durchzuschmoren.
    Derart spezielle und furchtbar teure Geräte bedurften der ganzen Kapitalkraft einer reichen Institution: eines mächtigen Konsortiums, einer großen Gesellschaft, einer ganzen Nation oder auch einer Gruppe – wie der des Freien Geistes –, die zwar seltener in Erscheinung trat, dafür aber kapitalkräftiger als die anderen war.
    Khalid hatte das Gerät offenbar mitgenommen.
    Die zerstörten Schaltkreise des Gleiters waren nicht zu reparieren, man konnte sie nur austauschen. Derartige Ersatzteile hatte der Marsgleiter jedoch nicht an Bord. Sparta schloß die Luke wieder.
    Sie lehnte sich gegen den zerbrechlichen Rumpf und beobachtete die langsam untergehende Sonne. Vielleicht hatte Khalid die Wahrheit erzählt. Sein Rat, beim Marsgleiter zu bleiben, war sicher gut gemeint. Nichts sprach eindeutig gegen ihn, vielleicht hatte er die Spannungsbombe eingesteckt, um sie der Polizei zu übergeben.
    Auch wenn er die besten Absichten hatte, konnte er immer noch in der Wüste umkommen. Andernfalls rettete er vielleicht nur sich selbst und sorgte dafür, daß niemand sie in den nächsten Wochen fand.
    Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, daß sie diesen Ort sofort verlassen mußte.
    Einen nach dem anderen zog sie die Haken aus der sandigen Asche, wickelte die Halteseile wieder auf und verstaute sie. Nur die Flügelspitzen ließ sie in der Verankerung. Dann setzte sie das Flugzeug Stück für Stück wieder zusammen.
    Wenige Minuten später zitterte die ganze gewaltige und zerbrechliche Konstruktion im Wind. Sie wurde nur noch von den Flügelspitzen am Boden gehalten.
    Vom Pilotensitz zu den Halteseilen an den Flügelspitzen gab es eine hydraulische Verbindung. Die Konstrukteure mußten geahnt haben, daß unter bestimmten Voraussetzungen komplizierte elektronische Systeme vollkommen nutzlos waren. Bei passendem Wind konnte Sparta die Verankerung herausziehen und das Flugzeug sogar ohne die Hilfe von Raketen steigen lassen.
    Sie hatte nie zuvor eine solche Maschine geflogen. Im Augenblick herrschte ein Seitenwind von 20 Kilometer Geschwindigkeit, keine ideale Voraussetzung für einen Start ohne Hilfe. Aber sie hatte eine Hand für diese Dinge.
    Die Sonne war gerade untergegangen, als sie die rechte Flügelspitze löste. Gleichzeitig drückte sie den Steuerknüppel nach vorn. Der rechte Flügel hob sich, und sofort schwenkte der gesamte Gleiter um seinen angebundenen linken Flügel nach hinten. Kurz bevor die Maschine genau im Wind stand, klinkte Sparta das linke Halteseil aus und drückte den Steuerknüppel nach rechts. Der Gleiter zitterte, die linke Flügelspitze berührte noch einmal den Boden – dann hob er ab und glitt langsam den Hang hinunter, wobei seine Flugbahn parallel zum Bergsattel zwischen den Schlackekegeln verlief. Segelflugzeuge sind selten nachts unterwegs, wenn sich die abgekühlte, dichte Atmosphäre zu Boden senkte, aber Sparta wußte, daß es helle Sandflecken in der Wüste gab, über denen noch Stunden nach Sonnenuntergang warme Luftsäulen aufstiegen. Sie hatte keine Schwierigkeiten, sie zu finden. Ihre Infrarotsicht, die bei Tageslicht getrübt war, funktionierte am besten in der Dunkelheit. Nachts brauchte sie keine Holoprojektion, um die Atmosphäre sehen zu können.
    Im Licht von Phobos stellte sich die Landschaft des Tharsis-Plateaus in schwachen Schattierungen von Mitternachtsblau bis Sternensilber dar. Für Spartas Augen hatte das Bild mehr zu bieten: Die Wüste erglühte in verschiedenen Rottönen, da die Felsen und der Sand die Wärme des Tages in

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