Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss

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Büros standen vier Globen. Sie stellten die besiedelten Planeten und den Erdmond dar. Falcon zeigte auf den Erdglobus.
    »Sehen Sie sich Indien an – wie klein es aussieht. Wenn Sie die Erdoberfläche einschließlich der Ozeane auf dem Jupiter ausbreiten könnten, dann würden sie ungefähr so groß wirken wie Indien hier.«
    Es trat eine lange Stille ein, während Webster über den Vergleich nachdachte. Er stand auf und trat zum Erdglobus. »Sie haben ganz bewußt das denkbar beste Beispiel gewählt, stimmt’s, Howard?«
    Falcon drehte sich zu ihm um. »Kaum zu glauben, daß es jetzt schon neun Jahre her ist, Web. Aber es stimmt. Wir haben diesen Test drei Jahre vor dem ersten und letzten Flug der Queen durchgeführt.«
    »Sie waren noch Lieutenant.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und Sie wollten, daß ich an der Generalprobe des großen Experiments teilnehme – einem dreitägigen Flug quer über die nördlichen Ebenen Indiens. Einen herrlichen Ausblick auf den Himalaya haben Sie versprochen, und daß es vollkommen sicher wäre. Ich sollte endlich mal aus meinem Büro kommen und mir selbst ansehen, worum es bei der Sache eigentlich geht.«
    »Waren Sie enttäuscht?«
    »Die Antwort kennen Sie.« Webster grinste breit.
    »Neben meinem ersten Flug zum Mond war es die denkwürdigste Erfahrung in meinem Leben. Und Sie hatten recht – es war vollkommen sicher. Fast langweilig.«
    Falcons starrer Gesichtsausdruck schien sich durch die Erinnerung zu lockern. »Ich wollte es so eindrucksvoll wie möglich machen, Web. Start in Srinagar, kurz vor der Dämmerung, denn ich fand es immer schon toll, wie der silberne Ballon im ersten Sonnenlicht aufleuchtete …«
    »Vollkommene Stille«, sagte Webster, »das war mein erster Eindruck. Nicht dieses Dröhnen der Brenner, wie bei den uralten, mit Propan betriebenen Heißluftballons. Es war schon erstaunlich, daß Sie einen Kernfusionsreaktor in einer 100-Kilo-Flasche untergebracht haben, Howard, aber daß er auch noch völlig geräuschlos arbeitete, obwohl er genau über unseren Köpfen hing und zehnmal in der Sekunde einen Feuerstoß abließ … Sie müssen gewußt haben, wie die Vorführung dieses kleinen Wunderwerks auf mich wirken würde.«
    »Ich kann mich immer noch daran erinnern«, sagte Falcon, »wie genau wir die Geräusche aus den Dörfern hören konnten. Das Kläffen der Hunde, die Leute, die aufgeregt rufen und zu uns hinaufzeigen, das Läuten der Glocken. Selbst wenn wir aufstiegen und diese ganze sonnenverbrannte Landschaft sich rings um uns ausweitete und wir nicht mehr ohne Sauerstoffmasken atmen konnten. Man brauchte sich nur zurückzulehnen und die Landschaft zu genießen, während der Bordcomputer die ganze Arbeit machte.«
    »Und gleichzeitig das Datenmaterial für die Konstruktion der Nachfolgerin sammelte. Der Queen.«
    »Damals hatten wir ihr noch keinen Namen gegeben.«
    »Nein«, stimmte Webster traurig zu. »Es war ein perfekter Tag, Howard. Nicht ein Wölkchen am Himmel.«
    »Es war einen ganzen Monat vor dem Monsun.«
    »Irgendwie schien die Zeit stehengeblieben zu sein.«
    »Für mich auch, obwohl ich eigentlich schon daran gewöhnt war. Gestört haben mich nur die stündlichen Funkberichte, die mich aus meinen Tagträumen rissen.«
    »Wissen Sie, ich träume immer noch von dieser … endlosen, uralten Landschaft, der Flickenteppich aus Dörfern, Feldern, Tempeln, Seen und Bewässerungskanälen, der von Geschichte durchtränkte Boden, der sich bis zum Horizont erstreckt … Jedenfalls haben Sie mich zu einem Anhänger der Luftschiffahrt gemacht, Howard. Und ich habe einen Eindruck von der Größe Indiens bekommen. Man verliert leicht das Gefühl dafür, wenn man nur an Satelliten denkt, die die Erde in 90 Minuten umkreisen.«
    Falcons Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Und dennoch ist Indien im Verhältnis zur Erde …«
    »… wie die Erde zum Jupiter, ja, ich weiß.« Webster ging zu seinem Schreibtisch zurück. Eine Weile beschäftigte er sich schweigend mit dem Bildschirm. Dann sah er zu Falcon auf. »Die Richtigkeit Ihrer Argumentation vorausgesetzt – und angenommen, wir bekommen die nötigen Mittel – so gibt es immer noch die Frage, die Sie mir beantworten müssen.«
    »Und die wäre?«
    »Warum sollen ausgerechnet Sie mehr Erfolg haben, als die 326 Sonden, die bereits losgeschickt wurden?«
    »Weil ich besser ausgebildet bin«, sagte Falcon schroff. »Nicht nur als Beobachter, sondern auch als Pilot. Vor allem als Pilot. Kein Mensch im