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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Shapiro anzurufen und ihm mitzuteilen, daß ich Gesellschaft hatte, beschloß aber zu warten, bis ich mehr wußte. Auf dem gesamten Planeten gab es nur drei Verwaltungsbezirke, die über Tauchfahrzeuge verfügten, die in dieser Tiefe operieren konnten, und mit allen dreien stand ich auf bestem Fuß – tatsächlich kannte ich die meisten ihrer designierten Mannschaften persönlich recht gut. Es zahlt sich nie aus, irgend etwas zu überhasten und in unnötige politische Komplikationen verwickelt zu werden.
    Ich hatte nicht die Absicht, mich vorzeitig bemerkbar zu machen. Wer in dieser Tiefe arbeitete, brauchte Licht. Ich müßte also in der Lage sein, ihn zu bemerken, bevor er mich entdeckte. Obwohl ich mir ohne Sonar blind vorkam, schaltete ich es zögernd ab und verließ mich auf meine Augen. Vielleicht ging die Phantasie mit mir durch, aber es hörte sich an, als schien ein seltsam musikalisches Geräusch gegen den Rumpf meines U-Boots zu prallen. Ich sah noch einmal nach und vergewisserte mich, daß das Sonar ausgeschaltet war.
    Das musikähnliche Geräusch wurde lauter. Ich wartete in der heißen, lautlosen kleinen Kabine und spähte angestrengt in die Dunkelheit. Ich war angespannt und wachsam, aber nicht sonderlich besorgt.
    Zuerst sah ich einen schwachen Schimmer in unbestimmbarer Entfernung. Er wurde größer und heller, weigerte sich jedoch, eine Gestalt anzunehmen, mit der mein Verstand irgendwas hätte anfangen können. Das diffuse Glimmen konzentrierte sich auf unzählige Lichtpunkte, bis ich den Eindruck hatte, ein Sternbild schwebte an mir vorbei. So mochten aufsteigende Sternenwolken aus einer Welt in der Nähe der Milchstraße aussehen.
    Diese Vorstellung erinnerte kurz an ein entsprechendes Gegenstück, das Bild des riesigen, diamanthellen außerirdischen Raumschiffs, das sich unserer Welt näherte. Nichts jedoch hielt diese zufällige Übereinstimmung aufrecht.
    Es trifft nicht zu, daß die Menschen Angst vor dem Unbekannten haben. Wirklich Angst können wir nur vor dem Bekannten verspüren, dem, was wir bereits kennengelernt haben. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, was sich dort näherte, trotzdem war ich überzeugt, kein Meereslebewesen könnte mir hinter zehn Zentimetern guter Schweizer Stahlplatten etwas anhaben.
    Das Ding war fast über mir. Es glomm in seinem selbsterzeugten Licht; dann teilte es sich in zwei getrennte Wolken. Langsam waren sie deutlicher zu erkennen – nicht für die Augen, denn ich hatte sie die ganze Zeit klar vor mir gesehen –, sondern für meinen Verstand, und ich wußte, daß Herrlichkeit und Schrecken mir aus der Tiefe entgegentauchten.
    Zuerst kam der Schrecken, als ich erkannte, daß die näherkommenden Lebewesen Kraken waren. Mir schossen sämtliche Erzählungen Joes durch den Kopf. Dann, nach einem beträchtlichen Gefühl der Enttäuschung, stellte ich fest, daß sie nur etwa sieben Meter lang waren – kaum länger als mein Hummer und nur ein Bruchteil seiner Masse! Sie konnten mir nichts anhaben.
    Doch davon einmal ganz abgesehen, verloren sie durch ihre pure Pracht jegliche Bedrohlichkeit.
    Es klingt vielleicht lächerlich, aber es stimmt: auf meinen Reisen habe ich die meisten Tiere dieser Unterwasserwelt gesehen, aber keines von ihnen konnte es mit diesen leuchtenden Erscheinungen aufnehmen, die jetzt vor mir schwebten. Die bunten, pulsierenden Lichter, die an ihren Körpern entlangtanzten, ließen sie wie in Juwelen gekleidet erscheinen – nie waren sie länger als zwei Sekunden identisch. Es gab Stellen, die so strahlend blau aufleuchteten wie flackernde Quecksilberbögen, um sich dann fast ihm selben Augenblick in glühendes Neonrot zu verwandeln. Ihre Greifarme, die ihnen im Wasser vorantrieben, glichen Lichterketten – oder der Straßenbeleuchtung an den automatischen Superspurbahnen, nachts aus der Luft betrachtet. Vor diesem leuchtenden Hintergrund waren ihre riesigen gelben Augen kaum auszumachen, die trotz ihrer katzengleichen Pupillen unglaublich menschlich und intelligent aussahen, und die alle von einem Diadem aus schimmernden Perlen eingefaßt wurden.
    Tut mir leid, aber besser kann ich es in Worten nicht wiedergeben. Nur ein hochauflösendes Videogramm könnte diesen lebenden Kaleidoskopen gerecht werden. Ich weiß nicht einmal, wie lange ich sie beobachtete. Ich war so verzaubert von ihrer strahlenden Schönheit, daß ich meinen Auftrag fast vergessen hatte. Und auf keinen Fall darf ich die Musik unerwähnt lassen! Die komplexen

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