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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Troy.
    »Mich braucht man nicht zu überzeugen«, sagte Marianne Mitchell. »Wenn es nach mir ginge, können wir ihn für immer dort unten lassen.« Das Schweigen machte deutlich, daß niemand ihr widersprechen wollte.
    »Läßt sich der Schaden beheben?« fragte Angus McNeil ruhig. Der Ingenieur sorgte sich mehr um den Zustand seines Schiffes als um das Schicksal der ungeladenen Gäste.
    »Auch das müssen wiederum Sie entscheiden«, sagte Troy. »Ich kann den String herauslösen. Es liegt bei Ihnen, das Schiff wieder in Betrieb zu nehmen. Vielleicht können die Maschinen des Weltenschiffs Ihnen dabei helfen, vorausgesetzt, Sie machen ihnen klar, was Sie brauchen.«
    »Tony und ich werden uns umsehen.«
    Dann meldete ich mich zu Wort. »Das setzt voraus, daß die Ventris immer noch von Nutzen für uns ist. Aber ist diese Annahme sinnvoll, Inspektor Troy?«
    »Im Augenblick kann ich nicht sehr weit in die Zukunft sehen«, sagte sie und warf mir dabei einen Blick zu, der deutlicher war als ihre Worte. »Seit unserer Unterhaltung hat sich das Weltenschiff zwei Lichtjahre von der Sonne in Richtung auf das Sternbild des Zwillings entfernt. Dabei hat es fast neunundneunzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreicht, bevor es in ein rotierendes schwarzes Loch eintrat, offenbar ein binäres Gegenstück zu unserer Sonne. Als wir den Strudelquell – wie Thowintha es nennt – wieder verließen, waren wir praktisch wieder an unserem Ausgangspunkt, ein paar Lichtmonate von unserer Sonne entfernt. Noch ein paar Stunden, und wir erreichen eine Parkumlaufbahn um die Venus.«
    »Dann ist es vielleicht nicht nötig, die Ventris zu reparieren. Das Weltenschiff kann uns doch sicher nach Port Hesperus übersetzen.«
    Troy atmete tief durch. Die Luft muß ihr sehr dünn vorgekommen sein – ihre Kiemen flatterten, ohne daß sie etwas dagegen tun konnte. »Tja, die Sache hat einen Haken – nämlich die Zeit, oder wie immer Sie es nennen wollen – es ist jetzt ein paar Milliarden Jahre früher als zum Zeitpunkt unseres Starts.«
    Marianne schnappte nach Luft. Hawkins sagte: »Herrgott, und was machen wir jetzt?«
    »Thowintha hat uns nicht gesagt, was uns erwartet«, sagte Troy ruhig. »Vielleicht weiß er/sie es nicht. Aber aus einigen seiner/ihrer Anspielungen schließe ich, daß wir hier nicht allein sein werden.«
    »Könnte es sich um die Kultur X handeln?« Plötzlich hatte ich erkannt, welche Möglichkeiten dies eröffnete und meine Schlüsse so rasch gezogen, daß ich selbst erstaunt war. »Vielleicht hat man uns in die Vergangenheit gebracht, damit wir die Kultur X unmittelbar beobachten können. Vielleicht gestattet man uns, die Erdbildung der Venus zu verfolgen. Falls Erdbildung der richtige Ausdruck ist.«
    »Falls Kultur X der richtige Ausdruck für sie ist«, sagte Hawkins ungewöhnlich verstimmt. Er warf mir einen vernichtenden Blick zu, als sei ich derjenige, der uns alle in diese Situation gebracht hatte – was wohl auch zutraf.
    Seine Verstimmtheit spiegelte sich in Miss Hawkins’ Erregung. »Ich glaube nicht, daß ich in diesem Zusammenhang den Ausdruck gestatten verwenden würde.«
    Ich hörte mir ihre Vorwürfe an und zwang mich, sie schweigend über mich ergehen zu lassen. Ihr Schicksal lag nicht mehr in meiner Hand.
    »Wie nennen sie sich selbst?« fragte McNeil versöhnlich.
    »Sie selbst nennen sich wir«, sagte Troy. »Einfach wir.«
    »Wir können sie unmöglich weiter als Kultur X bezeichnen«, erwiderte Hawkins. Er wollte mich damit wohl ärgern, weil ich den Begriff vor vielen Jahren vorgeschlagen hatte. »Wir haben es nicht mit Artefakten zu tun, sondern mit lebenden Wesen. Zumindest mit einem.«
    Woraufhin Groves sich lebhaft zu Wort meldete. »Seit der Gesandte zum Leben erwacht ist, habe ich ihn mir immer als Amaltheaner vorgestellt.«
    »Genauso denke ich auch über dieses Wesen«, sagte Walsh.
    »Also gut«, sagte ich. »Von jetzt an sind sie Amaltheaner.«
    Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis jeder gefragt hatte, was er wissen wollte: Wie war das fremde Wesen? Was befand sich im Innern des Weltenschiffs? Woher wußten wir, daß wir drei Milliarden Jahre in der Vergangenheit waren? Womit eigentlich nur unterstrichen wurde, daß die drängendsten Fragen nicht zu beantworten waren.
    Ich hatte den Eindruck, meine Freunde hätten trotz aller Frische, mit der sie aus der Zerreißprobe hervorgegangen waren, ihre leicht gereizte, stolze Haltung verloren, die auf dem Jupiter so selbstverständlich

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