Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff
sie gern von etwas anderem überzeugen.« In einer bittenden Geste streckte sie die Hand aus und legte sie ihm auf die Schulter. »Ich brauche deine Hilfe.«
Sie brauchte ihn nicht lange zu bitten. Die Vorstellung, den Mars zu bombardieren, einen ganzen Planeten – noch dazu mit Kometen – war schier unwiderstehlich.
Thowintha schwebte, umgeben von anderen Wesen seiner/ihrer Art, in den leuchtenden Wassern der Tempelbrücke. Sparta und Blake schien das gleichbleibend schnelle Pulsieren von Thowinthas Außenhülle ein Zeichen für tiefes Nachdenken zu sein. Nach einigen Minuten der Stille glühte seine/ihre Außenhaut hellrot auf, und rings um ihn/sie entstanden Vibrationen. Ihr befehlt uns, dies zu tun?
Wer sind wir, daß wir euch etwas befehlen könnten? Das ist unser Vorschlag.
Wir werden tun, was die Gesandten vorschlagen. Wir werden die Fahrzeuge bauen, die ihr braucht. Wir werden euch sogar lehren, sie zu steuern. Das Wasser gluckste, so schien er/sie sich zu amüsieren.
Wie wollt ihr das machen? Blake riß überrascht die Augen auf.
Wir werden euch beibringen, wie man denkt, sagte Thowintha.
Wir wissen, wie man denkt, erwiderte er ärgerlich.
Aber Sparta mischte sich ein: Wir freuen uns darauf, eure Methoden der Steuerung kennenzulernen.
Thowinthas Außenhaut veränderte sich kaum merklich von scharlachrot zu violett. Unsere Fahrzeuge beziehen ihre Kraft aus dem Vakuum. Wir übertragen diese Kraft aus unserem Kern. Mit zunehmenden Entfernungen werden auch die Verluste größer.
Verluste?
Ja. Die Wahrscheinlichkeit der Nichtexistenz wird größer. Die Verhältnisse sind leicht zu berechnen. Für uns sind sie von geringer Bedeutung. Für Wesen wie euch, für Individuen, könnte die Gewichtung anders sein.
Sparta warf Blake einen niedergeschlagenen Blick zu, bevor sie zu dem Außerirdischen sagte: Wir werden über die Verhältnisse nachdenken, von denen Ihr sprecht. Es hörte sich vernünftiger an, als Sparta sich vorkam.
Kein zu Empfindungen fähiges Auge hatte die Landung des Weltenschiffs verfolgt; genausowenig seinen Abflug. Der Ozean rings um seinen Landeplatz war auf Kilometer verlassen. Stark überhitzt, kochte diese Stelle des Ozeans wild brodelnd und verdampfte.
Um die Feuersäule, die das Schiff hinter sich zurückließ, bildete sich ein Wolkenwirbel.
Bald war das Schiff hoch über den Wolken. Die Kugel des Planeten wurde zur Scheibe. Die Venus blieb zurück, und der glitzernde Diamantenmond fiel sanft der Sonne entgegen.
Kometen verfolgten ihn. Kometen – und noch ein anderer, gewaltiger Diamantenmond, der ihm bis ins letzte Detail glich …
11
»Das schnellste sich nähernde Objekt war in der Tat ein Weltenschiff.«
»Ein Weltenschiff!« Joszef ist erstaunt. »… es kommt, um die Amaltheaner von der Venus in Sicherheit zu bringen – ein Weltenschiff, von Thowintha selbst gesteuert, wie er/sie vor drei Milliarden Jahren existiert hatte. Unser Thowintha hatte vor, woanders zu sein, wenn sein/ihr anderes Ich erscheint.«
»Wollen Sie damit sagen, der Außerirdische hat genau in diesem Augenblick die erste Gabelung der Raumzeit erzeugt?« fragt der Commander.
»So könnte man es ausdrücken«, stimmt Forster zu. »Die erste von vielen, die noch folgten.« Durch seine Zustimmung gewinnt er einen Augenblick Zeit und kann nachdenklich an seinem Glas nippen.
Der Commander läßt jedoch ebensowenig locker wie eine Katze, die mit der Maus spielt. »Was wird bei alldem herauskommen? Das müssen wir auf jeden Fall wissen.«
»Ich fürchte, das herauszufinden wird noch eine Weile dauern, Commander. Im Augenblick kann ich nicht mehr tun, als in meiner Schilderung fortfahren …«
»Sie sagten, Sie hätten aus dem, was meine Tochter Ihnen erzählt hat, etwas gelernt«, sagt Ari.
»Viel sogar, wenn auch langsam.« Forster stellt sein Glas zur Seite und nimmt seine Erzählung wieder auf. »Beim Eintauchen in den Strudelquell hätte sich unser Weg auf vielfältige Art verzweigen können. Die meisten waren bereits ertränkt und hatten über ihr Schicksal nicht mehr zu bestimmen. Nur einer konnte von sich behaupten, noch die Kontrolle zu haben – aber inwieweit hatte Thowintha überhaupt noch die Kontrolle über sein/ihr eigenes Schicksal …?«
TEIL
3
DIE GÄRTEN DES MARS
12
»Auf Amalthea, auf dem Jupiter, hatte ich den Luxus sich grenzenlos vor mir ausbreitender Zeit kennengelernt«, fährt Forster fort. »Die Eintragungen in meinem Tagebuch waren sporadisch, allenfalls
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