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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Eindruck. Bill sagte: »Ich … ich meine, wir … wir haben beschlossen, zu heiraten.« Seine derbe Hand suchte nach ihrem zartgliedrigen Gegenstück, wollte ihr Mut machen.
    »Stimmt’s, Marianne?« sagte er, nach Bestätigung suchend. Sie überließ ihm ihre Hand, fand aber immer noch keine Worte.
    Jo sagte leichthin: »Der junge Mann ist also in Sie verliebt. Nicht gerade etwas Neues für uns. Sie lassen ihn für Sie beide sprechen?«
    Das schien sie wachzurütteln. Wir haben sie immer als unabhängige, junge Frau gekannt. »Ja.« Ihre grünen Augen blitzten auf. »Genau das wollen wir.«
    »Kein Problem«, sagte Jo. »Im Grunde bin ich immer noch Captain von diesem Schrotthaufen von einem Schiff dort drüben. Zwei Stunden Bedenkzeit – Vorschrift der Raumkontrollbehörde«, brummte sie – es war nicht ganz ernst gemeint. »Das müßte mir eigentlich liegen.«
    »Ich nehme an, Glückwünsche sind angebracht«, sagte Angus. »Was das betrifft, habe ich jetzt lange genug auf einen Drink gewartet.«
    Waren unsere jungen Verliebten glücklich oder völlig von Sinnen? Oder vielleicht ein bißchen von beidem? Nach vielem ausgelassenen Schulterklopfen, Umarmungen und Tränen gelang es uns, die Frage erst einmal hintenan zu stellen und uns statt dessen ernsthaft um Angus’ letztes Faß Selbstgebrautes zu kümmern. Ich meine jedoch – und hoffe es auch – das, was Marianne und Bill getan haben, ist eine gute und sinnvolle Sache. Warum sage ich das? Weil Marianne endlich ihr – nein, nicht Schicksal – sondern ihre und unsere Wirklichkeit akzeptiert hat. Und ihre persönlichen Wünsche und Hoffnungen. Weil sie Bill keine Vorwürfe mehr wegen unserer Zwangslage macht … die er sich unsinnigerweise selbst lange genug zum Vorwurf gemacht hat.
    Und weil Bill und Marianne jung sind. Vielleicht wissen nur die Älteren, daß Sex keine rechte Freude mehr bereitet, wenn der Glaube an die Zukunft fehlt. Jo hat es mir gegenüber sehr gut ausgedrückt (und ich habe sie gedrängt, es ihnen mit den gleichen Worten zu sagen): die Tatsache, daß Marianne ihr Unglück vergessen und den Mann heiraten kann, den sie liebt (wenn auch nur ein wenig), gibt uns allen Selbstvertrauen.
    Zudem war es vernünftig, weil auf diese Weise eine vertrackte Gleichung zum Teil gelöst wurde. Ich vermute, Angus und Tony werden jetzt miteinander (und mit mir?) um die Gunst unseres Captains streiten. Ich schlug während dieser Nacht im Überschwang der Gefühle des öfteren vor, den ersten Monat des Jahres ›Marianne‹ zu nennen.
     
    01.03.13.20
    »Ich habe den Schwerkraftmesser jeden Tag beobachtet. Die Meßergebnisse haben sich beträchtlich verändert.« Mitten beim gegrillten Katzenfisch, der den Hauptgang unseres Mittagessens bildete, hielt Tony inne. »Fühlt sich hier irgend jemand … schwerer als gewöhnlich?«
    »Schwerer?« fragte Marianne amüsiert. »Allerdings. Mit jedem Tag.« Dabei strich sie sich über den Leib. Wir konnten nicht sehen, was in ihrem Innern geschah, aber sie merkte es deutlich.
    Wir anderen sahen uns an und überlegten, ob sich jemand in den letzten Tagen über Mattigkeit beklagt hatte. Vielleicht waren wir ein wenig müde – aber das war nichts Ungewöhnliches. Schließlich werden wir alle älter, und da Marianne jetzt ausfiel, hatten wir mehr Arbeit als zuvor.
    »Richtig, ich fühle mich jeden Tag schwerer«, räumte Angus ein. »Ist aber ohne Zweifel Einbildung.«
    »Nicht ganz«, sagte Tony. »Wenn meine Instrumente nicht völlig wertlos sind, hat der gesamte Planet jetzt mehr Masse als letzte Woche.«
    »Hatten Sie uns nicht weismachen wollen, der Planet hätte weniger Masse – wenigstens am Pol?« Bill brachte unsere Verwirrung auf den Punkt.
    Das war nur vorübergehend der Fall. »Wir – Jo und ich – sind der Meinung, die zusätzliche Masse hat den Planeten längs der Polarachse erreicht und wurde ihm dann während der letzten Tage durch den Nordpol zugeführt«, sagte Tony. Er war zufrieden mit sich selbst.
    »Außerdem nehmen wir an, daß am Südpol etwas ähnliches stattgefunden hat«, sagte Jo.
    Tony nickte. »Der Grund dafür ist folgender: man kann einer sich drehenden Oberfläche oder einem Planten keine Masse hinzufügen, ohne das Ganze in eine wilde Spiralbewegung zu versetzen – außer an den Polen.«
    »Um welche Art Masse handelt es sich?« wollte ich wissen.
    »Sehr wahrscheinlich um … schwarze Löcher«, erwiderte Tony. »Sehr klein, mit Ereignishorizonten, die nicht größer sind als

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